Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
es eine Falle?”
Weißer Adler zuckte mit den Achseln. “Wenn ich sie nicht geführt hätte, hätte es ein anderer getan, einer, der euch nicht gewarnt hätte.” Er sah zu Hope, die ihre Schaffelljacke, die Gabriel für sie gekauft hatte, fester um sich zog.
“Der weiße Mann sucht nur die Frau. Er sagt, du hast ihm seine Frau gestohlen, und er will sie wiederhaben.”
“Sie ist nicht seine Frau. Sie war seine Sklavin.” Der Indianer nickte bedächtig.
“Und nun ist sie deine Frau?”, wollte er dann wissen.
“Ja, so ist es.”
Wieder nickte der Indianer. “Ich werde versuchen, ihren Weg langsamer zu machen. Aber ich kann sie nicht aufhalten. Der Weiße Mann, Cummings, er ist von Hass zerfressen, und er wird nicht rasten, bis er die Frau gefunden hat.”
“Er wird sie nicht zurückbekommen.”
Weißer Adler lächelte. “Dann wird Wolfsauge um sie kämpfen müssen.”
“Wenn es soweit ist, werde ich bereit sein.”
Ohne ein Wort, wandte der Indianer sich um und schritt davon.
“Du lässt ihn gehen?”, fragte Hope.
“Er ist nicht unser Feind. Er wollte mich warnen. Anscheinend denkt er, ich würde dich Cummings ausliefern und mich in Sicherheit bringen.”
Fröstelnd zog Hope die Schultern hoch. “Vielleicht solltest du das tun. Cummings ist unberechenbar.”
“Und dich ihm ausliefern?”, fragte Gabriel fassungslos. “Niemals. Ich habe gesehen, was er dir angetan hat. Und außerdem...” Er verstummte.
Fragend blickte Hope ihn an. Außerdem... was? Aber was immer sie von ihm zu hören gehofft hatte, blieb ungesagt. Ohne den Satz zu beenden, wandte Gabriel sich ab, um die Tiere zu holen.
Während Gabriel die Mulis anspannte, bereitete Hope den Kaffee, den sie zusammen mit ein wenig Lagerbrot vom Abend zuvor hinunterstürzten. Dann brachen sie auf und konnten nur hoffen, dass die steigende Sonne ihre Spuren schnell beseitigte, ehe die Verfolger darauf aufmerksam werden konnten.
“Wer ist Wolfsauge ?”, fragte Hope nach einer Weile. Sie saß neben Gabriel auf dem Kutschbock und kaute auf einem Stück Trockenfleisch.
“Das ist mein Name bei den Sioux.”
“Wolfsauge?”, lachte Hope.
Gabriel sah sie an, und sie verstummte. “Der Name passt zu dir”, stellte sie dann fest.
“Nun, deshalb habe ich ihn bekommen”, erwiderte Gabriel trocken.
“Haben deine Eltern und Geschwister auch Indianernamen?”
“Ja, natürlich. Mein Vater heißt eigentlich Angus McKinlay, aber bei den Sioux nennen sie ihn ‘Weißer Wolf’. Daher wurde Rafael, mein Zwillingsbruder, zu ‘Sohn des Weißen Wolfes’ und mein Name ist ‘Wolfsauge’.”
“Woher wusste der alte Indianer, wer du bist?”
Gabriel zuckte mit den Schultern. “Ich kann mich nicht entsinnen, ihm schon einmal begegnet zu sein, aber vielleicht kennt er meinen Bruder oder meinen Vater. Wir sehen uns recht ähnlich. Und mein Vater genießt großes Ansehen bei den Völkern des roten Mannes. Viele wissen, wer er ist.”
“Hast du noch mehr Familie?”
“Meinen Bruder Michael und meine Mutter. Sie ist eine Dakota-Sioux und trägt den klangvollen Namen ‘Wasser rauscht auf Steinen’. Und natürlich Rafes Frau Emily und ihre Tochter Lily. Emily hat sich übrigens den Namen ‘Mutiges Herz’ verdient, auch wenn sie selbst nicht davon überzeugt ist, und meint, dass sie ihn zu Unrecht trägt.”
“Und was denkst du?” Neugierig sah Hope ihn an. Seine Stimme war weicher geworden, als er von Emily sprach, aber dennoch verspürte sie seltsamerweise keine Eifersucht auf die ihr unbekannte Frau.
Gabriel grinste. “Du kennst Rafael nicht. Also ich finde, sie verdient ihn sich jeden Tag aufs Neue. Aber er wurde ihr ursprünglich von dem Krieger gegeben, der Emily gefangen genommen hatte – und zwar noch bevor Rafe und Emily sich kennen lernten.”
“Und welchen Namen würdest du mir geben?”, wollte Hope wissen. Gabriel sah sie einen Moment lang an, und Hope hielt voller Erwartung den Atem an.
“‘Fragt mir Loch in den Bauch’”, erwiderte er ernsthaft, und Hope schnappte empört nach Luft, als ihr die Bedeutung klar wurde.
“Oh du”, schimpfte sie und knuffte ihn in die Seite. “Und ich dachte, du gibst mir einen schönen Namen.”
“Aua”, rief Gabriel lachend. “Lass das.” Er versuchte, seine Seite mit dem Ellenbogen vor ihren Faustschlägen zu schützen. Auch wenn ihre kleinen Fäuste, gedämpft durch das dicke Leder seiner LammfellJacke, keinen allzu großen Eindruck hinterließen, so machte es die
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