Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
hatte sich immer um sie gekümmert, und wenn er ihr hin und wieder mal kräftig den Arsch versohlt hatte, dann hatte sie es auch verdient gehabt, mit ihrem frechen Mundwerk und ihrer ewigen Träumerei. Und was wäre denn aus ihr geworden, wenn er sie nicht genommen hätte? Ein anderer hatte sie doch auch nicht gewollt! Keiner von diesen plötzlichen Moralaposteln hatte auch nur ein Wort gesagt, als er sie in seine Dienste genommen hatte. Keiner hatte widersprochen oder angeboten, sie bei sich aufzunehmen.
Hinter sich hörte Cummings den Hufschlag der anderen auf dem felsigen Boden. Der Häuptling war an ihm vorbei geritten und hatte erneut die Spitze eingenommen. Als wenn das im Augenblick nötig wäre, schließlich konnten sie ja nirgendwo anders hin.
Er dachte zurück an Mrs. Lindsays verdutztes Gesicht, als er plötzlich in ihrem Laden gestanden hatte. Im ersten Moment hatte er schon gedacht, sie würde das Kreuzzeichen schlagen oder irgendein Zeichen gegen den bösen Blick, aber dann obsiegte doch ihre Neugier. Es war wirklich zu schön, dass die alte Lindsay so eine Tratsche war. Ohne sie hätte er seinen Verdacht sicher nicht so schnell bestätigt gefunden…
“Halt!”
Irritiert blickte Cummings auf. “Was soll das? fragte er, als er bemerkte, dass die anderen absaßen. “Wir haben sie noch nicht eingeholt.”
“Wir rasten hier für die Nacht und reiten morgen weiter”, stellte der Sheriff fest und schwang sich ebenfalls von seinem Pferd.
“Nein”, widersprach Cummings. “Wir reiten jetzt weiter.” Er trieb sein Pferd an, aber zügelte es wieder, als er bemerke, dass nur seine beiden Männer ihm folgten. Die drei Deputies des Sheriffs rührten sich nicht vom Fleck, und von der Rothaut war weit und breit nichts zu sehen.
“Mister Cummings, es ist Ihnen natürlich freigestellt, die Verfolgung allein fortzusetzen, aber es ist meine Pflicht, Sie darauf hinzuweisen, dass Sie kein vereidigter Deputy sind und Sie somit keinerlei rechtliche Befugnisse genießen.”
Verdammtes, geschraubtes, Bürokratengequatsche. Cummings knirschte vor Wut mit den Zähnen, aber dann beugte er sich widerwillig den Wünschen des Sheriffs. Schließlich brauchte er ihn noch.
“Wo ist der Häuptling?”
“Er ist vorausgeritten, um das vor uns liegende Gelände zu erkunden. Er wird mich informieren, falls er die Verfolgten in unmittelbarer Nähe entdecken sollte.”
“Ach ja? Und das glauben Sie ihn? Wer sagt Ihnen, dass sich die verdammte Rothaut nicht aus dem Staub macht und uns hier hängen lässt?”
“Niemand, Mister Cummings, außer der Logik. Wo sollte er hin, und vor allem warum? Er war in der Stadt kein Gefangener, somit war es ihm freigestellt, jederzeit dahinzugehen, wohin es ihn beliebte.”
“Mist!” Cummings warf seinen Sattel auf den Boden und setzte sich. Die Vorbereitungen für das Nachtlager überließ er den anderen, während er brütend in die Flammen des Lagerfeuers starrte.
KAPITEL ACHTUNDDREISSIG
“Oh nein”, stöhnte Hope, als sie am nächsten Morgen erwachten. Sie waren am Abend zuvor solange gefahren, wie sie es im Dunkeln verantworten konnten, aber als immer dichtere Wolken schließlich den Mond verdeckten, hatten sie notgedrungen anhalten müssen.
Und jetzt überzogen Raureif und eine dünne Schicht Schnee die Bäume und den Boden. Auch wenn sie ansonsten auf dem felsigen Untergrund so gut wie keine Spuren hinterließen, so würde ab sofort selbst ein Kind ihrer Fährte folgen können.
“Vielleicht sollten wir gar nicht zur Mine zurückkehren”, schlug Gabriel vor, aber Hope schüttelte den Kopf.
“Nein”, sagte sie leise und seufzte. “Das kann ich nicht machen.”
“Motte”, knurrte Gabriel und schloss gequält die Augen.
“Ja.” Sie sah ihn an. “Aber wenn du lieber woandershin...” Gabriel unterbrach sie mit einem Kuss.
“Ich gehe dorthin, wo auch du hingehst, schon vergessen? Uns wird schon etwas einfallen.”
Hope sah an ihm vorbei – und schrie auf. Gabriel wirbelte herum, den Colt schussbereit in der Hand.
“Ich komme in Frieden, Bruder”, sagte der Indianer und hob zum Zeichen, dass er unbewaffnet war, die Hände.
“Wer bist du, und was willst du?”, entgegnete Gabriel, den Revolver noch immer auf den Fremden gerichtet.
“Man nennt mich “Weißer Adler”, und ich bin gekommen, um “Wolfsauge” zu warnen. Böse Männer sind auf seiner Spur. Ich führe sie.”
“Ach, und warum sollte ich dir dann glauben, wenn du sie führst? Vielleicht ist
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