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Mann meiner Sehnsucht (German Edition)

Mann meiner Sehnsucht (German Edition)

Titel: Mann meiner Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
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männlicher Körper gewohnt war, sodass er ihr Schamgefühl wohl kaum verletzen würde.
    Es war schon seltsam, dachte Gabriel, dass Männer sich genierten, sobald sie nackt in der Gegenwart von jungen, schüchternen Mädchen oder ehrenwerten Frauen waren, aber dass sie sich niemals unwohl fühlten, wenn die Frauen in ihrer Gesellschaft Huren oder Schlampen waren. Und Hope hatte es ja mehr oder weniger zugegeben, dass sie zur letzteren Kategorie zählte, auch wenn man es ihr, soviel musste er zugeben, nicht ansah.
    “Reichen Sie mir das Handtuch”, sagte er und stützte seine Hände auf den Rand der Wanne. Er konnte sehen, wie sich Hopes Augen vor Schreck weiteten, als ihr bewusst wurde, was er vorhatte.
    “Das Wasser wird kalt”, stellte er klar. “Also geben Sie mir jetzt das Handtuch oder nicht?”
    Hope kniff ihre Augen zu und tastete nach dem Handtuch, das sie ihm dann mit weit ausgestrecktem Arm reichte. Gabriels spöttisches Lachen drang an ihr Ohr, aber sie weigerte sich, darauf einzugehen. Wasser plätscherte, dann nahm er ihr das Handtuch ab, und Hope wirbelte herum, sodass sie ihm den Rücken zudrehte.
    “Für eine vom Fach sind Sie erstaunlich schüchtern”, stellte Gabriel fest, während er sich abtrocknete. Er seufzte. Schade um das Badewasser. Er war noch nicht mal dazu gekommen, sich abzuseifen.
    “Ich weiß nicht, was Sie von mir glauben, Mister McKinlay, aber ich kann Ihnen versichern, ich bin ‘keine vom Fach’”, entgegnete Hope mit zitternder Stimme. Sie ballte ihre Händen an den Seiten zu Fäusten. Wie konnte er so etwas nur denken? Nur weil sie gesagt hatte…
    Tief atmete Hope durch. Natürlich. Was hatte er auch anderes annehmen sollen bei ihren unbedachten Worten? Aber andererseits war es egal, was er dachte, solange er bereit war, auf ihr Angebot einzugehen. Sie würden Partner sein. Zwar hatte sie vorgeschlagen sechzig zu vierzig, aber anscheinend hatte er ihr ja überhaupt nicht zugehört. Genau genommen wäre sie auch mit fünfzig zu fünfzig einverstanden, wenn er nur zustimmte. Bestimmt stellte Nigel Cummings bereits die Stadt auf den Kopf auf der Suche nach ihr.
    Niemand nahm Nigel Cummings etwas fort, von dem er glaubte, dass es ihm gehörte, ganz egal, ob Sache oder Lebewesen. Lieber zerstörte er es oder tötete es, als dass er zuließ, dass jemand anderes es bekam. Sie erinnerte sich an das Pferd, das er einmal beim Kartenspielen verloren hatte. Ein wunderschöner Brauner mit weißen Strümpfen und glänzenden, intelligenten Augen. Cummings’ ganzer Stolz, aber sein Gegner war an jenem Abend einfach besser gewesen. Ein Schauer rann ihr über den Rücken, als sie daran dachte, dass das Pferd am nächsten Morgen mit durchschnittener Kehle im Stall gelegen hatte. Niemand hatte etwas gesehen, aber jeder hatte gewusst, dass es Cummings’ Werk gewesen war.
    Und Nigel Cummings war nun einmal der Auffassung, sie gehörte ihm, und ganz bestimmt wollte er sie wiederhaben. Und sei es nur, um das zu beenden, was er sich ganz offensichtlich für sie vorgenommen hatte.
    Sie aber hatte an diesem Nachmittag das erste Mal den süßen Duft der Freiheit gewittert. All ihre Träume, all ihre Vorstellungen, sich eines Tages von Nigel Cummings’ Knechtschaft zu befreien, waren mit einmal wahr geworden. Sie war frei, konnte gehen, wohin sie wollte, tun was immer sie wollte – die Frage war nur: wie lange noch?
    Sollte McKinlay ihr seine Hilfe verwehren, dann würde sie versuchen, allein aus der Stadt zu fliehen. Die Postkutsche schied aus. Anders als in ihren Träumen, hatte sie Cummings nicht die Stirn geboten und ihre Freiheit zurückgefordert, sondern war davongelaufen. Und solange er lebte, würde sie immer ein Flüchtling bleiben, nie ganz sicher, ob er sie nicht doch aufspüren würde. Wenn sie sich ein Pferd und Vorräte kaufte, würde Cummings davon erfahren. Aber ohne Proviant und ohne ein Transportmittel war es kompletter Irrsinn, in die Berge fliehen zu wollen. Sie würde allein auf sich gestellt nicht lange überleben.
    Aber Cummings würde sie töten müssen, ehe sie zuließ, dass er sie wieder unter seine Knute zwang wie bisher.
    “Also?”, wollte Hope, Gabriel noch immer den Rücken zugekehrt, wissen. “Werden sie auf meinen Vorschlag eingehen?”
    Nachdenklich blickte Gabriel auf ihren steifen Rücken und die geballten Fäuste.
    Eine Goldmine. Nun, warum eigentlich nicht? Seit Taggart tot war, hatte er sowieso jeglichen Antrieb verloren. Er streifte durch die Weiten der

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