Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
Prärie oder durch die Berge – immer allein. Manchmal verirrte er sich in die Zivilisation der Weißen, nur um kurz danach wieder hinauszuziehen in die Einsamkeit. Warum also sollte er sein Glück nicht einmal als Goldschürfer versuchen? Was hatte er schon zu verlieren?
“Sechzig zu vierzig sagten Sie?”, fragte er nach und sah, wie Hope überrascht zusammenzuckte, ehe sie nickte.
“Sechzig zu vierzig”, bestätigte sie. “Die vierzig sind für Sie”, beeilte sie sich dann, richtig zu stellen, nur für den Fall, dass er sie falsch verstanden hatte. Gabriel lachte leise.
“Einverstanden”, stimmte er zu. “Sechzig für Sie und vierzig für mich.”
Hope konnte hören, wie er seine Kleider anlegte. Vor ihrem geistigen Auge stieg das Bild seines unbekleideten Körpers auf, die harten Oberschenkel und die wohlgeformten, festen Hinterbacken. Nur mit Mühe konnte sie die Erinnerungen aus ihren Gedanken vertreiben, ehe ihre Fantasie noch weitere Bilder heraufbeschwören konnte.
“Eine Bedingung gibt es noch”, warf sie dann ein.
“Was für eine Bedingung?”, fragte Gabriel, plötzlich misstrauisch.
“Die Bedingung ist, dass unsere Partnerschaft eine rein geschäftliche ist.” Sie atmete tief ein. “Was auch immer Sie von mir zu wissen glauben, ich werde nicht – ” Hope brach ab und biss sich auf die Unterlippe. Sie konnte es einfach nicht aussprechen.
“Was?”, höhnte Gabriel. “Sie werden nicht mit mir ins Bett gehen? Ist es das, was Sie mir sagen wollen? Sie werden in unserer Partnerschaft keine sexuellen Dienste leisten?”
Hope nickte krampfhaft. So wie er es sagte, klangen die Worte noch grober und beleidigender, als sie es sich vorgestellt hatte. Einen Moment lang dachte sie, er würde ablehnen, aber dann hörte sie, wie er den Atem einsog.
“Einverstanden”, bekräftigte er noch einmal. “Aber eine Bedingung habe ich auch.”
Hopes Schultern spannten sich.
“Unsere Partnerschaft dauert bis zum Winter. Egal wie viel oder wie wenig wir bis dahin gefunden haben – sobald der erste Schnee fällt, steht es mir frei, unsere Partnerschaft zu beenden und meiner Wege zu gehen.”
Erleichterung durchströmte Hope, dass er keine anderen, nicht so leicht zu erfüllenden Bedingungen stellte.
Vier Monate, dachte Hope. Vielleicht fünf, wenn der Winter dieses Jahr spät kam. Die Zeit war knapp. Auch ihr Großvater hatte nicht immer Gold gefunden, aber wenn er auf eine Ader gestoßen war, dann war es auch jedes Mal eine reiche gewesen. In vier Monaten konnten sie Erfolg haben – oder auch nicht. Aber egal, wie es ausging: Sie war aus der Stadt raus. Wenn er sie zum Winter verlassen würde, dann würde sie eben allein weitermachen.
“Gut, ich bin einverstanden”, stimmte sie zu. Zweifelsohne war es das beste Geschäft, das sie unter diesen Umständen machen konnte.
“Wollen Sie mir nicht die Hand reichen, wie es unter Geschäftspartnern üblich ist?”
“Nur wenn Sie angezogen sind!”, entgegnete Hope schnell. Sie glaubte, eine leise Heiterkeit in seiner Stimme zu hören, als er antwortete:
“Ich bin angezogen.”
Zögernd drehte Hope sich um. Während sie ihm den Rücken zugekehrt hatte, hatte er seine Hosen wieder angelegt und ein sauberes Hemd, welches er aber noch nicht zugeknöpft hatte. Es stimmte, dass sie schon viele Männer in den verschiedensten Stadien des Unbekleidetseins gesehen hatte, aber keiner hatte dabei so gut ausgesehen wie Gabriel McKinlay. Hope schluckte, ehe sie seine ausgestreckte Hand ergriff und schüttelte, ohne ihn anzusehen. Seine Handflächen waren schwielig und rau, dennoch war sein Händedruck überraschend angenehm – fest, ohne zu verletzen.
“Wir werden Vorräte benötigen”, stellte McKinlay fest, während er sein Hemd zuknöpfte. “Darum werde ich mich kümmern.”
Hope nickte. “Ich kann im Augenblick nur den Golddollar beisteuern…”
“Behalten Sie Ihr Geld. Immerhin bringen Sie die Goldmine in unsere Partnerschaft ein”, sagte er mit besonderer Betonung auf dem Wort “Partnerschaft” ganz so, als wäre ihre Vereinbarung alles andere als ernst zu nehmen. “Da ist es das Mindeste, dass ich für die Vorräte sorge.”
“Glauben Sie etwa nicht, dass ich eine Goldmine habe?”, fragte Hope wütend. McKinlay sah sie an, und Hope hielt unwillkürlich den Atem an.
“Wenn ich nicht daran glauben würde, dann würde ich wohl kaum vorschlagen, Vorräte zu besorgen.”
“Nein, natürlich nicht”, murmelte Hope und sah auf ihre
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