Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
wenigstens hatte Hope einen Traum, den sie sich mit Gold, das sie finden würden, kaufen konnte. Er hingegen – seine Träume waren zerstört, unwiederbringlich, und er würde sie sich mit keinem Gold der Welt jemals erfüllen können.
“Und was ist mit Ihnen?”, fragte Hope in diesem Augenblick, als Gabriel nur schweigend vor sich hinstarrte. “Was werden Sie mit Ihrem Anteil anfangen? Wovon träumen Sie?”
Als er den Kopf kurz zur Seite drehte und sie ansah, erschrak Hope bis ins Mark angesichts des Ausdrucks in seinen Augen. Sie wusste selbst nicht, was genau sie erwartete hatte, aber es war nicht dieser Schatten gähnender Leere und hoffnungslosen Schmerzes gewesen, die ihr einen Augenblick lang aus seinen Augen entgegenschlug, ehe er so schnell wieder verschwunden wie er gekommen war. Es war, als hätte McKinlay eine Tür geschlossen, die ihr jedoch für den Bruchteil einer Sekunde einen Einblick in seine Seele gewährt hatte. Nur mit Mühe konnte Hope ein Schaudern unterdrücken. Was mochte Gabriel McKinlay widerfahren sein, um ihn mit soviel Schmerz zu erfüllen?
Gabriel richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Mulis und den Weg, der vor ihnen lag.
“Ich habe keine Träume”, sagte er dann nach einer Weile, und Hope verzichtete wohlweislich darauf, weiter in ihn zu dringen.
“Hören Sie das auch?”, Gabriel wandte den Kopf und sah Hope an. Es waren die ersten Worte, die er seit über einer Stunde gesprochen hatte. Hope blickte starr geradeaus.
“Ich habe nichts gehört”, erwiderte sie.
“Da! Da war es schon wieder.” Gabriel zügelte den Wagen und drehte sich um. Prüfend glitt sein Blick über ihre Ladung. Da das Wetter warm und trocken war, hatte er darauf verzichtet, eine Plane über das Wagenbett zu spannen, was ihm nun zugute kam. Bereits nach wenigen Sekunden hatte er etwas erspäht und griff nach dem Futterbeutel, aus dem die gedämpften, seltsamen Töne zu kommen schienen. Zudem bewegte sich der Sack, was er, wäre er nur mit Hafer gefüllt, ganz sicher nicht getan hätte.
Gabriel löste die Schnur und blickte hinein, aber noch bevor er etwas anderes erkennen konnte, als funkelnde Augen, sauste ein Pelzknäuel hervor, fauchend und schimpfend, weil es solange eingesperrt war, und landete mit einem Satz in Hopes Schoß.
“Was zum Teufel…” Gabriels Hand zuckte wie von selbst zum Holster an seiner Seite, aber Hopes Arme schlossen sich um das pelzige Bündel und drückten es an sich. Mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen starrte sie Gabriel, der noch immer die Hand an der Waffe hatte, an.
“Nicht schießen!”, rief sie entrüstet. “Sie sehen doch, es ist nur eine Katze!”
“Eine Katze, die in einem Hafersack steckte. Und die dort absolut nichts verloren hatte.” Mit schnellem Blick zählte er die Hafersäcke.
“Ich habe sie dort versteckt”, versicherte Hope ihm hastig. “Ich wusste nicht, wie ich sie sonst mitbringen sollte, ohne dass sie es bemerken.”
“Ach, auf den Gedanken, mich einfach zu fragen, sind Sie wohl nicht gekommen?”
Hopes Gesichtsausdruck zeigte deutlich, dass ihr diese Möglichkeit in der Tat nicht in den Sinn gekommen war, und Gabriel fragte sich zum wiederholten Male, was sie unter Cummings’ Knute tatsächlich alles hatte erdulden müssen.
“Sind Sie sehr böse auf mich?”, murmelte Hope betreten, den Kopf gesenkt. Gabriel betrachtete das Mädchen, das, gekleidet wie ein Junge, neben ihm auf dem Kutschbock kauerte. Ihr Klammergriff um das Kätzchen, das ihn zudem mit großen grün-goldenen Augen aus ihrer Armbeuge heraus anfunkelte, machte deutlich, dass sie sich nicht freiwillig von dem Tier trennen würde. Seine Lippen verzogen sich unwillkürlich zu einem Lächeln.
“Nein. Warum sollte ich?” Er konnte spüren wie Hope sich entspannte. “Ich hätte mir nur ein wenig mehr Vertrauen von meinem neuen Partner gewünscht”, gab er dann zu bedenken.
“Danke”, flüsterte Hope kaum hörbar. Überrascht sah Gabriel sie an.
“Wofür?”
“Dafür, dass Sie mir nicht böse sind. Und dafür, dass ich Motte behalten darf.”
Verwundert den Kopf schüttelnd trieb Gabriel die Mulis wieder an.
KAPITEL ACHT
“Dort ist sie!”, rief Hope und richtete sich schwankend auf dem Kutschbock auf, um besser sehen zu können. Im letzten Moment konnte Gabriel verhindern, dass sie vom Wagen stürzten, als sie durch ein Schlagloch rumpelten.
“Setzen Sie sich!”, knurrte er, als Hope vor Aufregung sogar versuchte, sich auf die
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