Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
sagte sie, “das glaube ich nicht. Silver Springs ist die nächste Stadt. Falls jemand in der Umgebung von Großvaters Claim Gold gefunden hätte, hätten wir davon erfahren.”
“Wusste sonst noch jemand, dass die Mine ihres Großvaters existierte?”
“Nun ja, alle in der Stadt wussten, dass er nach Gold suchte und auch, dass er eine Mine hatte. Allerdings waren wohl fast alle der Meinung, Großvater sei ein alter Spinner und dass er nie mehr gefunden hätte, als die paar kleinen Goldkörnchen, mit denen er seine Waren bezahlte.”
Interessiert wandte Gabriel sich ihr zu. “Aber er hat Gold gefunden? Ich meine, eine richtige Ader, oder nicht?”
Hope wandte den Blick von seinem fragenden Gesicht ab. Sei immer vorsichtig. Erzähl niemandem, dass wir Gold gefunden haben, und erzähl auch niemandem, wo die Mine versteckt ist, glaubt sie wieder, die warnende Stimme ihres Großvaters zu vernehmen. Andererseits, Gabriel McKinlay war ihr Partner. Spätestens wenn sie an der Mine ankamen, wusste er, wo sie war, und sie hatten ja beide vor, Gold zu finden. Tief atmete sie durch. Früher oder später würde sie ihm vertrauen müssen. Sie hatte gar keine andere Wahl.
“Er hat Gold gefunden”, bestätigte sie ihm dann. “Wenn er mich nicht belogen hat, was ich aber nicht glaube, dann hat er sogar sehr viel Gold gefunden. Das meiste hat er irgendwo versteckt. Aber ich weiß nicht, wo”, beeilte sie sich dann, ihm zu versichern. “Dennoch bin ich sicher, dass die Mine noch nicht ausgebeutet ist. Jedenfalls hat Großvater nichts dergleichen gesagt.”
“Was wollen Sie mit dem Gold machen, wenn wir etwas finden?”
Hope lächelte vor sich hin. “Es gibt da einige Dinge, von denen ich träume. Wahrscheinlich werde ich sie mir erfüllen. Mal sehen.”
“Und was sind das für Dinge?”, wollte Gabriel wissen. Der wehmütige Ausdruck, der bei ihren Worten über ihr Gesicht gehuscht war, ließ ihn neugierig werden. Wovon träumte ein Mädchen wie Hope?
Der Traum vom Haus am Fluss drängte sich vor Hopes geistiges Auge, aber sie schob ihn beiseite. Nein, diesen Traum würde sie nicht mit ihm teilen, schon gar nicht, wo er ein Teil – der beherrschende Teil – davon war.
Sie lachte verlegen. “Nun ja” meinte sie dann, “ich habe immer davon geträumt, mir ein richtiges Kleid zu kaufen und dazu vornehme Schuhe mit Absätzen. Sie wissen schon, diese kleinen Stiefelchen mit Knöpfen an der Seite. Und einen Hut. Ich weiß, es ist albern, sich so etwas zu wünschen, aber ich habe so etwas nie besessen.” Sie seufzte wehmütig. “Wie oft habe ich auf einem der Fässer vor Cummings’ Spelunke gesessen und mir die Damen angesehen, die über den Gehweg spazierten. Ich weiß, dass einige von ihnen gar keine Damen waren, immerhin arbeiteten sie ja im Saloon, aber sie sahen so wunderhübsch aus in ihren Kleidern mit den bauschigen Turnüren. Dazu die eleganten kleinen Stiefelchen, die Hüte und die Spitzen besetzten Sonnenschirmchen, die sie immer über einer Schulter trugen und drehten.” Hope seufzte wieder. “Und ich hatte ein altes, graues Kleid an, das wie ein Sack an mir hing und Holzschuhe. Niemand beachtete mich. Sie haben ja selbst gehört, dass sogar Nigel Cummings meinte, ich sei unansehnlich. Vielleicht hat er damit ja sogar recht. Aber in meinen Träumen sehe ich mich als elegante Dame, die ihm entgegentritt und ihm sagt, was sie von ihm hält. Ich weiß, dass ich mir das niemals trauen werde, aber das ist nun einmal mein Traum, und ich möchte mir zumindest einen Teil davon erfüllen.”
Schweigend blickte Gabriel auf die vor ihm herschwankenden Hinterteile der Mulis. Irgendwie hatte er nicht damit gerechnet, dass Hopes Träume so leicht zu befriedigen sein würden. Es war beinahe schmerzlich zu wissen, dass dieses Mädchen sich nichts anderes erträumt hatte, obwohl sie sich mit dem Gold aus der Mine die Welt hätte kaufen können. Wäre Nigel Cummings nicht gewesen, hätte das Goldstück, das sie ihm gezeigt hatte, allein schon ausgereicht, damit sie sich all die Dinge erfüllen konnte, die sie sich ersehnte. Aber es gab Nigel Cummings nun einmal. Mit dem Tod von Hopes Großvater war er der beherrschende Teil ihres Lebens geworden, und Gabriel konnte verstehen, dass sie sich ihm nie entgegengestellt hatte. Was hätte sie allein auch tun können? Cummings war skrupellos und ihr weit überlegen. Sie hatte schon recht, wenn sie sagte, dass er sie freiwillig wahrscheinlich nie hätte gehen lassen.
Aber
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