Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
– so reichte ein Lachen von ihr, ein Augenzwinkern oder ihr Duft auf dem Wind, um ihn all seine guten Vorsätze über Bord werfen zu lassen. In ihrer Gegenwart war er wie ein Ertrinkender, dem ihre Nähe den nötigen Halt gab. Er war ein Verdurstender, der sich an ihrer Hingabe und ihrer Leidenschaft labte. Der Gedanke, sie aufzugeben, sie nicht mehr jederzeit und überall bei sich zu haben, sie berühren zu können, zu lieben, ließ seine Hände vor Entsetzen feucht werden.
Aber war es nicht trotz allem besser, sie von sich aus zu verlassen?
War es nicht besser, nichts über ihr weiteres Schicksal zu erfahren, als möglicherweise miterleben zu müssen, dass sie ihm genommen wurde? Würde er es ertragen können, auch sie zu verlieren? Schon einmal hatte er geglaubt, dass das grausame Schicksal sie ihm entrissen hätte, aber damals hatte er sie retten können. Was würde mit ihm geschehen, wenn er sie tatsächlich verlor? Würde er diesen Verlust überleben? Oder würde er darüber den Verstand verlieren? War ein sauberer, von ihm selbst ausgeführter Schnitt durch sein Herz, der vielleicht sogar eines Tages verheilen würde, nicht besser, als monatelanges Siechtum und Qualen, wenn ihm durch ihren unerwarteten Tod seine Seele erneut aus der Brust gerissen wurde?
Er wusste es nicht.
Nächtelang hatte er wach gelegen und gegrübelt, sich rastlos hin und her geworfen auf der Suche nach einer Antwort auf seine quälenden Fragen – vergeblich.
Mit einem unterdrückten Stöhnen umklammerte er Hopes Schultern und riss sich schwer atmend von ihr los. Ihre Augen glänzten verträumt vor erwachender Leidenschaft, und ihre Lippen waren geschwollen, so als hätte er sie bereits mit den seinen berührt. Sie war die fleischgewordene Versuchung in seinen Händen, und Gabriel fragte sich verzweifelt, wie er nur jemals die Kraft aufbringen sollte, ihr zu widerstehen.
“Gabriel”, hauchte sie und versuchte, ihn wieder fester an sich zu ziehen, aber Gabriel schob sie auf Armeslänge von sich.
“Nein”, keuchte er. Jeder seiner harten Atemzüge schmerzte in seiner Brust, ebenso seine harte Lanze, die sich Hope verlangend entgegenreckte, aber das alles war nichts verglichen mit dem unerwarteten Schmerz, der ihn durchzuckte, angesichts des verletzten Ausdrucks auf ihrem Gesicht.
“Nein”, wiederholte er rau und ließ sie so plötzlich los, als hätte er sich verbrannt. “Hope, es tut mir leid. Ich...” Beinahe panisch sah er sich um, so als würden die finsteren Dämonen seiner Vergangenheit aus dem Unterholz hervorbrechen, dann wirbelte er so hastig auf dem Absatz herum und stürmte davon, als wären alle Teufel der Hölle auf seinen Fersen.
Am ganzen Körper bebend starrte Hope ihm nach. Zitternd schlang sie ihre Arme um ihren Oberkörper als Schutz gegen den schneidenden Wind, aber es war keine äußere Kälte, die sie bis in den letzten Winkel ihrer selbst erfüllte.
Er würde sie verlassen.
Bis zuletzt hatte sie gehofft, gebetet, er würde es sich anders überlegen und bei ihr bleiben, aber nun hatte sie Gewissheit. Tränen rannen ihr ungehindert über die Wangen, während sie blicklos auf den Wald starrte, der Gabriels hoch gewachsene Gestalt verschluckt hatte. Würde er überhaupt noch einmal zurückkehren? Würde sie ihn noch einmal wieder sehen? Ein Teil von ihr schrie, es wäre besser, wenn nicht, aber ein anderer Teil, der größere Teil, flehte, er möge zurückkommen.
Natürlich würde er wiederkommen, schalt sie sich. Gabriel trug nichts außer seinen Stiefeln, Leggins und einen Lendenschurz. Ganz sicher würde er nicht ohne seine Kleidung, sein Pferd oder die Ausrüstung in die Berge aufbrechen.
Hope spürte eine Berührung an ihrem Bein und als sie hinuntersah, erblickte sie Motte, die sich an ihrem Knöchel rieb, als würde sie den Kummer ihres Menschen spüren. Hope hob sie auf, und barg aufschluchzend ihr Gesicht in Mottes weichem Fell. Der warme, kleine Körper war ein tröstendes Gewicht in ihren Armen.
“Jetzt habe ich nur noch dich”, schluchzte Hope verzweifelt, aber alles, was ihr antwortete war das Rauschen des Windes und ein leises Schnurren.
KAPITEL VIERUNDDREISSIG
“Werde ich dich jemals wieder sehen?” Auch wenn Angst ihr Herz zusammenpresste, war Hope bemüht, ihrer Stimme einen ruhigen, leichten Klang zu geben, während sie mit einem flauen Gefühl im Magen beobachtet, wie Gabriel seine Sachen auf den Wagen packte.
Mechanisch, ohne zu bemerken, was sie tat, hatte sie am
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