Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
Abend zuvor die Hausarbeit erledigt, sich dann an den Tisch gesetzt und auf Gabriels Rückkehr gewartet.
Vergebens.
Die Nacht war schon lange hereingebrochen, und der Wind strich so klagend um die Hütte, als ob er ihr Leid teilte, als sich Hope endlich in ihr Bett zurückzog. Es war das erste Mal, seit Gabriel sie zu seiner Geliebten gemacht hatte, dass sie nicht in seinem großen Bett schlief, sondern auf ihrer schmalen Pritsche lag, allein und mit brennenden Augen. Sie hörte, wie er Stunden später die Hütte betrat, den Hauptraum durchmaß und dann in sein Zimmer ging. Seine Schritte verharrten nur kurz vor dem Vorhang zu ihrem Bett, dann entfernten sie sich, und Hope barg aufschluchzend ihr Gesicht in ihrem Kissen.
Ihre letzte Hoffnung, er möge sich anders besonnen haben, erstarb. Als sie sich an diesem Morgen erhoben hatte, war Gabriel bereits draußen bei den Pferden. Sie hatte sich in sein Schlafzimmer geschlichen, um einen Blick in den Spiegel zu werfen, aber alles, was er ihr zeigte, war ein leichenblasses Gesicht mit rot verquollenen Augen, gegen die auch das kalte Wasser, mit dem sie versucht hatte, sich frisch zu machen, nichts ausrichten konnte.
Nun, sie konnte es nicht ändern.
“Warum solltest du mich nicht wieder sehen?”, brummte Gabriel und überprüfte noch einmal, ob das Geschirr des Mulis richtig saß. Seit er bemerkt hatte, dass Hope hinter ihm stand, hatte er keinen klaren Gedanken mehr fassen können. Seine Bewegungen waren mechanisch, entsprangen jahrelanger Übung, aber er weigerte sich standhaft, sich zu ihr umzudrehen.
Die letzte Nacht, allein und schlaflos in seinem großen Bett, während er nebenan Hope leise hatte in ihr Kissen weinen hören, war beinahe zuviel für ihn gewesen. Er wusste nicht mehr, wie oft er die Decke zurückgeschlagen und die Beine aus dem Bett geschwungen hatte, ehe er sich gezwungen hatten, sich wieder auf das plötzlich so ungewohnt harte Lager sinken zu lassen.
Es hatte keinen Sinn. Ihre Beziehung konnte niemals gut gehen, nicht mit den Ängsten und Befürchtungen, die ihn immer, wahrscheinlich sein Leben lang, quälen würden.
Nein, es war besser, wenn er ging. Besser für sie beide. Er würde noch einmal in die Stadt fahren – allein – und Vorräte besorgen, damit Hope hier in den Bergen genug zu essen hatte und dann...
“Es ist noch nicht Winter.”
Gabriel verharrte mitten in der Bewegung. Dann presste er seine Stirn gegen den Rücken des dösenden Mulis und seufzte.
“Willst du mich etwa wieder an unsere Abmachung erinnern?”
“Wenn es sein muss.”
Gott, wie konnte sie ihm das nur antun? Sah sie denn nicht, wie viel Überwindung es ihn bereits kostete, die für sie beide richtige Entscheidung zu fällen? Wie war es nur möglich, dass sie in einer solchen Situation noch an ihr Geschäft denken konnte, während alles, was er wollte, war, sie in seine Arme zu ziehen und nie wieder loszulassen?
“Verdammt noch Mal, Hope...” Gabriel wandte sich um – und erstarrte. Das Gesicht, das ihm entgegenblickte war blass, und Hopes Tränen glänzende, graue Augen bargen einen Ausdruck so tiefer Verzweifelung, dass Gabriel das Gefühl hatte, eine Riesenfaust würde sich mit aller Gewalt in seinen Magen bohren.
Und noch während er sie ansah, quoll erst eine, dann noch eine Träne über den Rand ihrer Lider und rannen als schimmernde Tautropfen über ihre Wangen.
“Bitte geh nicht”, schluchzte Hope, verzweifelt um Fassung bemüht. Sie hatte sich fest vorgenommen, nicht zu weinen. Sie hatte sich geschworen, ruhig und gelassen zu bleiben, wenn sie ihn an ihre Abmachung erinnerte und wischte deshalb, wütend über sich selbst, mit dem Ärmel über die Tränen auf ihrem Gesicht. Aber als wollten sie sie verhöhnen, fielen die salzigen Tropfen immer schneller, immer zahlreicher, bis sie einem Sturzbach gleich über ihre Wangen strömten.
“Es tut mir leid”, schluchzte Hope und wandte sich ab, aber Gabriels Arme umschlossen hart ihre Schultern und wirbelten sie wieder zu sich herum. Mit einem unterdrückten Stöhnen riss er sie an sich und verschloss ihre Lippen mit den seinen. Sie schmeckte nach dem Salz ihrer Tränen und dennoch so süß wie keine andere Frau vor ihr.
Hungrig erwiderte Hope seinen Kuss. Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm noch näher zu sein, während seine Hände sie ungestüm, fast schon schmerzhaft gegen seinen Körper pressten.
“Hope”, keuchte Gabriel heiser und
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