Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
das er nicht mit ihr teilte.
Wie fast immer arbeitete Gabriel auch ungeachtet des beißenden Windes ohne Hemd, und Hope bewunderte das Spiel seiner eisenharten Muskeln unter der glatten, braunen Haut. Zudem hatte er seine Hosen gegen ein Beinkleid eingetauscht, das Hope noch nie bei ihm gesehen hatte. Es bestand aus einem Lederschurz und ledernen Leggins, die an einem Lederriemen um seine Hüften befestigt waren. Immer wieder gewährte die fremdartige Kleidung Hope den Blick auf Gabriels nackte Haut, und sie fragte sich, ob er wohl so bei den Indianern bekleidet gewesen war. Auch wenn sein Haar kurz geschnitten war, konnte sie ihn sich so fast als einen Krieger vorstellen, was ihr sonst meist schwer fiel.
Gabriel grinste sie an und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Hope kiekste auf, als er sie an sich zog und ihr einen raschen Kuss auf die Lippen drückte, ehe er nach einem weiteren Zweig griff.
“Nun, es ist eine Hütte”, sagte er dann. “Eine Schwitzhütte.” Ohne sich umzuwenden, warf er den Ast aufs Dach, wo er genau über einer der noch verbliebenen Öffnungen liegen blieb.
Hope lachte ungläubig auf. “Eine was?”
“Eine Schwitzhütte. Oínikaġa típi wie man in der Sprache der Sioux sagt.” Gabriel drehte sich um. “Man geht hinein, um zu schwitzen.”
“Und wozu soll das gut sein?” Hope klang mehr als skeptisch.
“Es dient der Reinigung von Körper und Geist, wenn man krank ist. Man kann Ängste bekämpfen, indem man sich ihnen in Visionen stellt. Außerdem ist es eine sehr angenehme und entspannende Erfahrung, besonders im Winter, wenn draußen der Schnee meterhoch liegt.”
“Du willst mir also weismachen, dass du vorhast, da drin zu schwitzen, um dich zu entspannen?” Bei seiner Erwähnung des Winters hatte ihr Herz einen Schlag übersprungen, hoffnungsvoll, aber Hope zwang sich, der beiläufigen Bemerkung keine Bedeutung beizumessen.
Gabriel trat auf sie zu. Er legte seine Händen auf ihre Hüften und zog sie an sich. Lächelnd drückte er ihr erneut einen Kuss auf die Lippen. “Nun”, murmelte er dann und presste viel sagend die Schwellung seiner Männlichkeit gegen ihren Bauch, “ich tue auch andere Dinge, die mich zum Schwitzen bringen und bei denen ich hinterher trotzdem herrlich entspannt bin.” Fasziniert beobachtete er die Röte, die Hope bei seinen Worten förmlich aus dem Kragen hoch und in ihre Wangen kroch. Dass sie nach all dem, was sie miteinander geteilt hatten, noch immer erröten konnte wie ein Schulmädchen...
“Ich glaube nicht, dass das eine mit dem anderen zu vergleichen ist”, wisperte Hope erstickt.
“Nein”, erwiderte Gabriel leise, “da gebe ich dir Recht.” Er begann an ihrem Hals zu knabbern, und Hope neigte ihren Kopf zur Seite, um ihm besseren Zugang zu gewähren. Gabriel liebte die leisen, beinahe schnurrenden Geräusche, die sie bei seinen Liebkosungen tief in ihrer Kehle machte, und sein Atem stockte, als Hopes Finger geschickt die Vorzüge seines neuen, leichten Beinkleides ausnutzten, darunter glitten, und ihn berührten. Wie von selbst driftete seine Erinnerung zurück zu den Worten, die ihr vor einigen Tagen während ihres Liebesspiels entschlüpft waren, wahrscheinlich ohne, dass sie es überhaupt bemerkt hatte.
Ich liebe dich.
Nichts in der Welt hätte seinen ungestümen Drang, sie zu besitzen in jenem Moment aufhalten können, aber hinterher, nachdem der Irrsinn ein Ende gefunden hatte und er seinen Verstand wieder hatte gebrauchen können, war ihm bewusst geworden, was Hope dort zu ihm gesagt hatte.
Ich liebe dich.
Sein Herz machte einen Sprung, wann immer er daran dachte, während die eisige Faust der Furcht sein Herz gleichzeitig mit brachialer Gewalt zusammenpresste. Er wollte nicht wieder lieben. Er hatte es sich geschworen, damals…
Aber nun gab es Hope, begehrenswert, leidenschaftlich und dabei doch so unendlich verletzlich. Sie hatte keine Ansprüche an ihn gestellt, keine Forderungen, aber er wusste auch so, dass sie keine Frau war, deren Körper man über Wochen oder gar Monate lieben konnte – und die man dann einfach verließ.
Er hatte versucht, sich von ihr fern zu halten, ihr aus dem Weg zu gehen, aber er war in ihrem Bannkreis gefangen wie ein hilfloser Nachtfalter im hell leuchtenden Schein einer Laterne. Wann immer er sich auch vornahm, sie nicht wieder zu berühren – meist wenn er nach geteilter Leidenschaft ermattet neben ihr lag und ihre schlafende Gestalt in den Armen hielt
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