Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
fast schon unerträglich, und sie glaubte, vor ungestilltem Verlangen zu vergehen. Sie wusste, sie würde sterben, wenn es nicht bald passierte. Ein letztes Mal drang Gabriel tief in sie, und Hope schluchzte befreit auf, als die Spannung sich auf einen Schlag löste. Sie hörte Gabriels erlösten Aufschrei, spürte das Zucken seines Körpers, die Wärme, die er tief in sie verströmte und gab sich dem Wahnsinn hin, der sie überrollte und sie aus der Wirklichkeit mit sich hinfort riss ins Nichts.
KAPITEL DREIUNDDREISSIG
“Was soll das werden?”, fragte Hope und versuchte, in der Konstruktion, die Gabriel einige Dutzend Meter vom Haus entfernt errichtete, irgendeinen Sinn zu entdecken. Was immer es war, es war zu klein, als dass einer von ihnen darin aufrecht stehen konnte. Ein weiterer Stall schied somit aus, ganz abgesehen davon, dass sie keinen brauchten und schon gar nicht so weit entfernt vom Haus. Gabriel hatte die unteren Enden junger, biegsamer Espenstämme in einem Abstand von ungefähr fünfzig Zentimeter zueinander kreisförmig in die Erde eingegraben und die Spitzen in der Mitte zusammengebunden. Nun war er dabei, die Zwischenräume der so entstandenen Kuppel mit frisch geschnittenen Tannenzweigen zu verschließen.
Hope war auf Gabriels Bauwerk aufmerksam geworden, als sie nach Motte suchte und diese schließlich als gespannte Beobachterin mit untergeschlagenen Pfoten in Gabriels Nähe liegend entdeckt hatte. Ganz offensichtlich konnte sich auch ihre Katze auf das, was sie da sah, keinen Reim machen, war aber zu neugierig, um ihren Posten, versteckt im hohen Gras, zu verlassen.
“Wonach sieht es denn aus?”, erwiderte Gabriel und hievte einen weiteren dicht benadelten Zweig auf das Dach der entstehenden Rundhütte.
“Nun, wie eine zu niedrige Hütte”, meinte Hope und zog fröstelnd die Schultern ein wenig höher. Es war inzwischen Anfang September. Auch wenn die Tage noch sonnig und warm waren, so waren die Nächte fast schon frostig kalt, und hin und wieder, so wie jetzt, blies ein eisiger Wind über das Plateau. Scheinbar hatte der Herbst von einem Tag auf den anderen Einzug gehalten und den Sommer verdrängt. Beinahe über Nacht hatten sich die Blätter der Bäume verfärbt und leuchteten nun in den verschiedensten Gelb-, Gold- und Rottönen. Fast schien es, als würde der Wald ringsherum in lodernden Flammen stehen. Es war die Zeit, wo sich die Natur auf das Herannahen des Winters vorbereitete. Waldfrüchte wuchsen verschwenderisch in Hülle und Fülle, und man hatte den Eindruck, als wollte die Natur ihre Bewohner mit diesem Reichtum für das Schwinden des Sommers entschädigen.
Schon seit Wochen durchstreifte Hope die umliegenden Wälder auf der Suche nach Pilzen und Beeren, um sie anschließend sorgsam vor dem Haus auszubreiten und für die kalte Jahreszeit zu trocknen. Pilzschnitze hingen wie kantige Perlen auf langen Schnüren aufgefädelt Reihe um Reihe von den Dachsparren zwischen Hütte und Stall, und schon getrocknetes Obst hing, verpackt in luftige Baumwollsäckchen, im hinteren, kühlen Teil der Hütte von den Deckenbalken. Gabriel hatte ihr Hagebutten gezeigt und sie gebeten, auch diese zu sammeln und zu trocknen, um daraus im Winter Tee zu bereiten. Hope, die sich bei Hagebutten nur noch undeutlich an die von ihrer Mutter gekochten Marmelade erinnern konnte, kam der Aufforderung mit gemischten Gefühlen nach. Auch wenn die Marmelade, sofern ihre Erinnerung sie nicht täuschte, äußerst schmackhaft gewesen war, so konnte sie sich den Verzehr der getrockneten Früchte selbst als Tee nicht wirklich vorstellen.
Trotz all der Arbeit – normalerweise liebte Hope diese Jahreszeit. Sie gab ihr ein Gefühl der Ruhe und des Friedens, fast wie ein Versprechen auf die Rückkehr des Frühlings. Dieses Jahr jedoch hatte sie das Ende des Sommers viel zu schnell ereilt, und auch der farbenprächtige Herbst mit all seiner majestätischen Pracht und Schönheit würde schon bald Vergangenheit sein. Und hatte der Winter in den letzten Jahren die ruhigste Zeit des Jahres für sie verheißen, so sah sie dem ersten Schneefall diesmal voll banger Erwartung entgegen.
Würde Gabriel sie dann verlassen?
Er hatte es nie wieder gesagt, aber obwohl er sie Nacht für Nacht leidenschaftlich und selbstvergessen liebte, so spürte Hope doch die Unruhe, die allmählich aber stetig in ihm wuchs. Er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen, aber Hope wusste auch so, dass ihn irgend etwas beschäftigte,
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