Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
“Aber mach die Tür zu.” Zögernd trat Hope ein. Die Lederklappe, die Gabriel anstatt einer festen Tür vor den Eingang gebaut hatte, fiel herunter und schloss den letzten Rest dämmrigen Tageslicht aus. Das Innere der Hütte wurde in fast vollständige Dunkelheit getaucht. Fröstelnd, trotz der Wärme, fasste Hope die Decke, die sie sich um den Körper geschlungen hatte, fester. Allmählich gewöhnten ihre Augen sich an die Beinahe-Finsternis, und sie sah sich um.
Viel zu sehen gab es nicht. Die Hütte war leer, bis auf zwei Matten, einem Stapel Steine und einem Eimer Wasser. Auf einer der Matten lag Gabriel, entspannt und so nackt wie an dem Tage seiner Geburt. Nun, dachte Hope errötend, vielleicht nicht gerade wie an dem Tag seiner Geburt, aber zumindest nackt.
“Warum setzt du dich nicht?”, schlug Gabriel vor, ohne die Augen zu öffnen und Hope zuckte zusammen, als ihr seine Stimme aus der Dunkelheit entgegen drang. Vorsichtig tastete sie sich zur zweiten Matte vor und ließ sich darauf nieder.
“Und nun?”, wollte sie wissen.
“Und nun lehn dich zurück und entspanne dich. Lass deine Gedanken wandern. Versuche, an nichts Bestimmtes zu denken.”
“Und wozu soll das gut sein?” Schon jetzt war sie schweißgebadet, und die Decke klebte unangenehm feucht an ihrem Körper.
“Die Schamanen versuchen so, Vision zu erlangen. Der Dampf reinigt den Körper und den Geist und macht ihn so für die Botschaften der Götter empfänglich.”
“Aber ich bin kein Schamane”, beschwerte sich Hope und versuchte vergeblich sich mit den geöffneten Hälften der Decke Kühlung zuzuwedeln.
“Ich auch nicht. Man geht auch in die Schwitzhütte, wenn es draußen kalt ist oder man sich ganz einfach entspannen will.”
Hope lachte freudlos auf. “Also ich entspanne mich hier nicht gerade, das kann ich dir sagen.”
Sie hörte das Lachen in Gabriels Stimme, als er antwortete, auch wenn er sich bemühte, ernst zu bleiben. “Du redest ja auch unentwegt. Dabei kann ich meinen Geist auch nicht entspannen und wandern lassen.”
Wollte er ihr etwa damit sagen, dass sie ihn störte und den Mund halten sollte? Hope wollte sich eben beleidigt erheben, als sie seine Hand auf ihrem Arm verspürte. Sie war ebenso schweißnass wie ihr Körper, und Hope erschauderte, als seine Finger in der Dunkelheit ihren Arm hinauf glitten, über ihre Schulter, wo sie den Knochen ihres Schlüsselbeins nachzeichneten und dann wieder hinab zu ihren Brüsten. Nur kurz zupften sie an ihrer Decke, dann fielen die Hälften auseinander und seine Hand legte sich auf ihre Brust. So warm es in der Hütte auch war, seine Hand war wärmer, und Hope erschauderte wohlig, als er begann, ihre Brustwarze zwischen Daumen und Zeigefinger zu rollen. Ihr Atem ging schneller, und sie sank zurück auf die Matte.
“Na also”, hörte sie ihn murmeln. Sie wollte ihm böse sein, aber er ließ seine Hand auf ihrer Brust liegen und streichelte träge hin und her. “Versuche an nichts zu denken. An absolut gar nichts. Lass dich einfach treiben.” Hope spürte, wie seine ruhige, beinahe hypnotische Stimme ihre Wirkung nicht verfehlte. Ihre Glieder wurden schwerer, als wären sie mit Blei gefüllt, und auch in ihrem Innern breitete sich Wärme aus. Farben, rot, blau, gelb, dann bunt gemischt begannen vor ihrem inneren Auge zu wabern und sie gab sich der Ruhe, die sie umfing hin. Hin und wieder hörte sie Zischen, wenn Gabriel neues Wasser auf die von einer außerhalb der Hütte befindlichen Feuerstelle beheizten Steine goss und sich die Hütte mit frischem Dampf füllte, aber sie war zu träge, um dagegen zu protestieren. Sie sah Cummings, das Gesicht wutverzerrt, wie er zum Schlag ausholte, und sie wusste, sie sollte sich fürchten, aber sie tat es nicht. Gabriels beruhigende Nähe gab ihr Kraft, die Erinnerung zu überwinden. Sie erblickte Gesichter, die ihr fremd waren und doch seltsam vertraut, die sie freundlich anlächelten, so, als wollten sie ihr etwas sagen, aber sie hörte keinen Laut, und schließlich waren sie wieder verschwunden.
Ruhe durchströmte sie. Bunte Landschaften entstanden vor ihrem innern Auge, wilde Schluchten und tiefe Seen, dann wieder endlose Prärien, bis sie schließlich wieder in ihrem liebsten Traum gefangen war.
Sie saß vor dem Haus und ihr Mann kam zu ihr nach Hause. Er stieg vom Pferd und zog sie in seine Arme. Er küsste sie, dann hob er sie auf seine starken Arme und trug sie ins Haus. Ins Schlafzimmer, wo er sie auf das Bett
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