Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle

Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle

Titel: Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milosz Alexandra; Matuschek Kilian
Vom Netzwerk:
’n Essen mit meinem Mentor«, schreibt Friedrich. »Aber dann lass uns doch direkt vor Ludwigs Tür treffen, halb zehn.«
    Bin ich dabei. Samstagabend. Prenzlauer Berg. Schon von draußen hallt der Bass auf die Kastanienallee, hinter zugenebelten Doppelflügelfenstern schiebt sich schemenhaft eine Masse bunter Hemden durch die Partywohnung im ersten Stock. Friedrich, in cremefarbener Hose und dunklem Polo-Pulli mit Hemdkragen, begrüßt mich mit Handschlag und Kuss auf die Wange. »Hey, schön, dich endlich mal zu treffen«, sagt er.
    Groß ist Friedrich. Mit vollstem Haar inklusive Naturwelle auf dem Kopf. Sehr angenehm. Nicht einer dieser Justin-Bieber-Verschnitte unseres Alters. Und er ist – wie angekündigt – schlank. Nicht schlaksig-schlank, mehr angenehm-schlank, so »was-zum-Greifen«-schlank. Wir klingeln. Keiner von oben reagiert.
    Friedrich zieht mit lässigem Griff sein iPhone 4 aus der Hosentasche – »superalt«, wie er sein Handymodell der neuesten Generation nebenbei verächtlich nennt – und schreit nach ein paar Sekunden des Wartens »Georg, Alter, mach ma auf« in sein Gerät. Ich unterdrücke fix den Gedanken an meinen Bruder, der mal alle Adels-Verbindungs-Jungs als »ist ’ne reine Friedrich-Georg-Ludwig-Kiste« bezeichnet hatte, und folge meinem Adels-Verbindungs-Friedrich die Treppen nach oben. Da wartet Georg mit bis zur glatten, weil noch nicht bewachsenen Brust geöffnetem Hemd und Flasche Bier an der Tür. »Hey, supernett, dass ihr noch kommt«, sagt er, drückt Friedrich das Bier in die Hand und verschwindet im Gewusel. Friedrich stürzt sich freudig erregt in die Masse, begleitet von Schultergeklopfe und »Junge, Alter, meganett, dass du auch da bist!«.
    Ich drücke mich hinterher. Bis zur Wohnungstür drängeln sich die Leute. Jede Menge Perlenohrring-Mädchen in orangefarbenen 60er-Jahre-Hängekleidchen oder wahlweise versucht-verrucht im schwarzen Wollmini mit übergroßer Taillengürtelschnalle stehen in gackernden Grüppchen zusammen. Und junge Männer in Jeans und Hemd mit Bubi-Haarschnitt und Manschettenknopf am Ärmel begutachten das Angebot, während sie fachmännisch über ihre letzten »Cases« diskutieren.
    Es ist ein bisschen so, als habe sich die Party aus dem Verbindungshaus in Freiburg/Münster/Heidelberg in die Großstadt verlagert. Zwar haben die Jungs mittlerweile alle einen wahrhaftigen Job als Unternehmensberater wahlweise Start-up-Verrückte – aber im Grunde wollen sie doch alle nur spielen. Oder trinken. Und tanzen. »Willst bisschen zappeln?«, schreit Friedrich mir ins Ohr. »Ich besorg dir noch was zu bechern!« Und weg ist er. Während sich mein Date Richtung Küche vorkämpft, schiebe ich mich in Richtung Wohnzimmer, aus dem Vocal-House-Musik im Wechsel mit im Radio-Moderator-Slang wohl als »bester Mix der 80er, 90er und das Beste von heute« bezeichneter Sound dröhnt.
    Da kommt mir Ludwig entgegen. »Na, wie findest ihn?«, ruft er und grinst breit. »Ja, ist doch nett«, sage ich und grinse zurück. »Hab ihn halt noch nicht wirklich kennengelernt.« »Kann ja noch werden. Komm, ich stell dir noch ein paar Freunde vor«, sagt Ludwig und schubst mich in die Tanzmeute. »Das ist Friedrich«, sagt er und deutet auf einen schmächtigen Lockenkopf mit Brille, der sich gerade mit zwei weiteren Männern unterhält. »Hey«, sagt der, unterbricht das Gespräch und reicht mir die Hand. »Hey«, sage ich. Ist schon der zweite Friedrich an dem Abend. »Und das ist Georg«, sagt Ludwig zum zweiten Mann in der Runde. »Ist schon witzig bei euch«, schreie ich Georg ins Ohr, »ihr heißt echt alle Ludwig, Georg oder Friedrich.« Da reicht mir der dritte Mann der Runde die Hand. »Hey, ich bin Georg Ludwig Friedrich«, sagt er. Und muss selber lachen. »Das ist doch jetzt ’n Witz, oder?!«, frage ich. Um verständnislose Blicke zu ernten. »Nee, wieso?«, fragt Georg L.F.
    In dem Moment kommt Friedrich, also »mein« Friedrich, mit einem randvoll gefüllten Plastikbecher dazu. »Sorry, die hatten nur noch Wodka oder Bier – da dachte ich, du trinkst lieber was Klares.« Er drückt mir den Alkohol in die Hand und verschwindet wieder. Während ich auf Friedrich warte, unterhalte ich mich mit Ludwig, also meinem Ludwig,

Weitere Kostenlose Bücher