Manner Lieben
seufzte schuldbewusst. „Aber ich hab's kaputtgemacht." „Ja", erwiderte Marriott gnadenlos ehrlich. Dann sagte er überraschenderweise: „Aber jetzt ist es wieder so. Es macht mir nichts aus, dass Sie hier sind."
Chris lächelte, auch wenn die Worte des Künstlers in den Ohren Unwissender immer noch reichlich unfreundlich und reserviert klingen mussten, Chris wusste, wie viel sie zu bedeuten hatten. „Also hassen Sie mich nicht mehr?", fragte er hoffnungsvoll. „Das habe ich nicht gesagt", erwiderte Marriott. Chris entwich ein enttäuschtes Seufzen. Als Marriott nicht reagierte, blickte Chris in den vorderen Teil des Raumes, den der Künstler als Atelier nutzte.
Die Gemälde, die er schon Tage zuvor gesehen hatte, standen immer noch dort. Ihm fiel auf, dass eines hinzugekommen war — dessen Leinwandformat sich von den anderen unterschied, und das umgedreht recht dicht an der Wand stand. „Ein neues Projekt?", erkundigte er sich und deutete darauf. Der Künstler folgte seinem Fingerzeig, zuckte zusammen und verschüttete dabei Kaffee über seine farbverschmierten Finger. Er wischte sie an seiner Jeans ab und murmelte: „Geht Sie nichts an."
Chris hob entschuldigend eine Hand.
„Tut mir leid, natürlich geht mich das nichts an. Aber vielleicht ... wenn es fertig ist? Ich könnte darüber berichten. Natürlich zu Ihren Bedingungen."
Marriott starrte ihn an, schließlich sagte er: „Das ist ein nettes Angebot — wenn auch nicht ganz uneigennützig von Ihnen. Aber nein ... nein, über dieses Bild werden Sie nicht berichten." „Schade", sagte Chris und lächelte bedauernd. Dann fasste er seinen Mut zusammen und sagte so neutral wie möglich: „Ich hoffe, es ist kein Schaden daran entstanden, als Sie es eben umgedreht haben, damit ich es nicht sehen kann." Marriott fluchte leise.
Freundlich führte Chris aus: „Sie haben da frische Farbe an den Händen, die noch nicht da war, als Sie mir die Tür öffneten. Ein Teil davon ist nun auf Ihrer Stirn."
Marriott stand so abrupt auf, dass Chris befürchtete, er hätte einen neuerlichen Rausschmiss forciert.
Marriott eilte in seine Küche, griff sich ein Papiertuch, feuchtete es an und wischte sich damit über die Stirn. Er tat das wieder und wieder, beinahe zwanghaft.
Langsam erhob sich Chris, ging zu ihm und streckte vorsichtig seine Hand nach der des Künstlers aus. Er hielt sie sanft fest. Marriotts Stirn war gerötet, der Blick unruhig auf Chris gerichtet. Sie waren sich nun so nahe, dass Chris den Atem seines Gegenübers spüren konnte. An dessen Hals pulsierte eine Ader und ein angenehm maskuliner Duft ging von seinem Gastgeber aus. Als der sich ihm plötzlich mit den Lippen näherte, wusste Chris, dass
es kein Zurück mehr gab — weder für ihn noch für Marriott. Sie trafen sich zu einem Kuss, schmeckten sich gegenseitig und genossen das Gefühl.
Chris konnte Marriotts Erregung spüren, als dieser sich an ihn drängte. Ironischerweise hauchte der scheue Mann dabei: „Viel zu nah ... du bist mir viel zu nah."
Chris hob langsam die Hände und ging ein paar Zentimeter auf Distanz. Er war immer noch nah genug, um seinen Atem streichelnd über die Lippen zu hauchen, die er eben geküsst hatte.
„Ich werde so viel Distanz halten, wie du möchtest. Ich bin nicht hier, um dich zu bedrängen. Ich bin hier, um ... um dich kennenzulernen."
Marriott lächelte unsicher.
„Nach alledem? Du möchtest mich kennenlernen, obwohl du weißt, dass ich so ... kompliziert bin?"
„Ja, das möchte ich, Benjamin", erwiderte Chris und küsste abermals sanft Marriotts Lippen.
Dieser schloss die Augen und genoss die zarte Verführung. Als Chris an seinem Hals zu knabbern begann, raunte Marriott: „Ich möchte, dass du dir das Bild ansiehst. Das Neue." Chris unterbrach sein Tun nicht sofort. Viel zu schön war das Gefühl, den begehrten Mann sinnlich reizen und verwöhnen zu dürfen.
Schließlich gab Chris seiner wachsenden Neugier nach. „Bist du dir sicher?", fragte er noch einmal. Marriott nickte.
„Okay", murmelte Chris, löste sich etwas unwillig, räusperte sich und ging zu der Staffelei. Er griff danach und drehte sie vorsichtig um, dann starrte er auf die Leinwand — sprachlos vor Überraschung.
Marriott näherte sich ihm, blieb dicht hinter Chris stehen und bekannte: „Du bist mir einfach nicht aus dem Kopf gegangen. Ich hätte nicht gedacht, dass du es wagst, zurückzukommen.
Deshalb wollte ich ein Bild von dir. Nur für mich", stellte er leise
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