Manner Lieben
fragte sie überrascht, als ihr Blick auf Chris fiel.
„Ja", erwiderte der Künstler düster. „Jemand von Art'n live". „Chris O'Gehry", stellte Chris sich selbst vor und reichte der jungen Frau die Hand. Diese inspizierte ihn einen Moment lang, bevor sie sagte: „Sie haben es weit gebracht." Chris war völlig perplex. Gab es hier etwa doch jemanden, der Marriotts schlechte Meinung über das Magazin nicht teilte? Seine Hoffnung wurde jäh zerstört, als sie anfügte: „Ich meine, hey, Sie sind in dieser Wohnung. Das ist noch keinem wie Ihnen zuvor gelungen. Wie haben Sie es angestellt?"
Marriott schaltete sich ein: „Er hat mir von dem Diebstahl berichtet."
„Was für ein Diebstahl?" Die junge Frau blickte fragend zwischen den beiden hin und her.
„Koyotenfutter wurde gestohlen — während der Vernissage", erklärte Marriott mit dumpfer Stimme.
Die junge Frau sah ihn kurz an, dann nagelte ihr Blick Chris fest, während sie sagte: „Weißt du, Benjamin, ich kam überraschend gut durch den Verkehr. Ich wusste, dass es zu spät war, um dich zur Vernissage zu begleiten, aber ich hatte die Hoffnung, dass du vielleicht doch alleine hingegangen wärst. Da ich ohnehin dort vorbei fuhr, habe ich kurz reingesehen. Das war vor ungefähr zwanzig Minuten. Da hing ,Koyotenfutter' noch in der Ausstellung und niemand erwähnte etwas von einem Diebstahl. Im Gegenteil, alle feierten den großen Künstler, der zwar nicht zugegen war, aber dennoch hochgelobt wurde." Chris wurde übel. Lügen hatten ja bekanntlich kurze Beine, aber diese hier waren nicht nur kurz, sie knickten einfach unter ihm weg wie Strohhalme. Er spürte, wie die Augen des Künstlers ihn durchbohrten, und zugleich fühlte er, wie Hitze in seinem Gesicht aufstieg. Verdammt, er wurde rot wie ein Schuljunge! „Ich ... äh ...", begannen sich Worte schwerfällig über seine Lippen zu wälzen, „... es tut mir wirklich leid." Stille entstand, die so schwer wog, als wäre die komplette Decke des Lofts auf Chris niedergefallen.
Schließlich wurde das Schweigen von Marriott gebrochen. „Sie haben mich angelogen? Es gab überhaupt keinen Diebstahl? Sie haben das erfunden, damit ich Sie in meine Wohnung lasse? Die ganze Zeit über haben Sie mit meinen Ängsten gespielt, um mich zum Reden zu bringen! Raus aus meiner Wohnung. RAUS!" Der Befehl war unmissverständlich, und doch war es Marriott selbst, der herumwirbelte, rasch durch den Raum schritt und hinter einer Tür verschwand.
Erneut trat Stille ein. Chris wollte gehen, aber seine Füße waren wie festgewachsen.
„Es tut mir wirklich leid", sagte er erneut.
Die junge Frau sah ihn voller Abscheu an. „Es sind Typen wie Sie, die ihn krankmachen. Benjamin hat das nicht verdient! Aber er fallt jedes Mal auf einen von euch Scheißkerlen rein. Sie machen ihm schöne Augen und denken, damit können Sie ihn einwickeln."
Chris starrte sie sprachlos an. Wovon zum Teufel sprach sie eigentlich?
„Ich habe ihm keine schönen Augen gemacht. Ich ... er ... er ist doch mit Ihnen zusammen ... Oder?" Chris sah, wie sie langsam den Kopf schüttelte. „Ich bin seine Freundin. Eine sehr gute Freundin." Sie hielt inne, offensichtlich bemüht, in ihrer Wut nicht noch mehr zu verraten, als ihr ohnehin schon über die Lippen geschlüpft war. Eindringlich fuhr sie fort: „Halten Sie sich von ihm fern, wenn Sie Leuten nur wehtun können! Lügner stehen nicht hoch im Kurs — weder bei mir noch bei Benjamin." Chris nickte wie betäubt. Es gab nichts mehr zu sagen, denn sie hatte recht. Er verließ die Wohnung, schloss die Tür leise hinter sich und verharrte vor der stählernen Treppe. Er war derartig benommen, dass er fürchtete, die Stufen nicht bewältigen zu können. Von drinnen hörte er die Stimme der jungen Frau: „Ben, lass mich rein, Darling. Er ist weg."
Chris biss sich auf die Lippe. Er hatte verdammten Bockmist gebaut!
„Nur fachlicher Kram? Wo ist das Interview?" Rick wedelte fragend mit der Hand in der Luft herum.
„Es gab kein Interview. Das ist alles, was ich habe."
„Das wird dem Boss nicht gefallen", prophezeite Rick. „Falls du es noch nicht weißt, O'Gehry, wir sind das Magazin, das gerne schmutzige Wäsche wäscht. Und was Marriott sich da gestern geleistet hat, erwähnst du mit keinem einzigen Wort, geschweige denn, was du an Privatem aus ihm rausbekommen hast. Wo sind die Insiderinformationen? Komm schon, Chris, dir fällt bestimmt etwas ein, was sich ausschlachten lässt." „Nichts",
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