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Mannerfreie Zone

Mannerfreie Zone

Titel: Mannerfreie Zone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Papa Ariella
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herauszubringen, und was am Wichtigsten ist: Ich möchte, dass die Menschen, die mit mir arbeiten, mich respektieren, denn daran kann ich erkennen, ob ich meinen Job gut mache.“
    „Nicht schlecht, aber du solltest den Teil mit deiner eigenen Zeitschrift vielleicht lieber weglassen. Sie wollen, dass du ihnen gehörst. Zügle deinen Ehrgeiz ein wenig.“
    Ich schätze, ich habe mich vom Fernseher ablenken lassen, denn ich habe nicht wirklich daran gearbeitet, all diese Fragen richtig zu beantworten.
    Doch das Gespräch läuft fantastisch. Ich beschreibe meine augenblickliche Position in den schillerndsten Farben. Ich tue so, als wäre ich viel wichtiger und weitaus weniger frustriert, als ich es in Wirklichkeit bin. Als meine Schwäche gebe ich an, dass ich nie „Nein“ sagen kann (natürlich nicht im schmutzigen Sinne), und meine Stärke ist, dass ich mich auf ein Projekt konzentrieren und doch noch alle anderen Pflichten nebenbei erfüllen kann. Es ist nicht zu übersehen, dass Isabelle Chambers mir aufs Wort glaubt. Ich kann geradezu ihre Gedanken lesen, und ich weiß, dass sie denkt, sie hat die Richtige gefunden. Isabelle Chambers wird dafür sorgen, dass all die anderen Deppen, die glauben eine Chance zu haben, aus dem Spiel fliegen. Tut mir Leid. Das ist jetzt mein Spiel!
    „Nun Eve, wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“ Mist! Was sollte ich noch mal sagen? Isabelle lehnt sich ein wenig vor und wartet auf meine nächste perfekte Antwort. Sollte ich nun meine eigene Zeitschrift erwähnen oder nicht? Mist! Und dann wird mir plötzlich klar, dass fünf Jahre eine verdammt lange Zeit ist und – oh Mist – was wäre, wenn ich dann immer noch hinter demselben Tisch sitze, im Internet surfe und dabei zusehe, wie die Welt sich um mich herum verändert? Was, wenn ich zufällig jemanden treffe, mit dem ich zur Schule gegangen bin, und er mich fragt, was ich so mache? Und wie werde ich auf sein Grinsen reagieren, wenn er erfährt, dass ich Mittagessen bestelle und das Telefon abnehme? Wem will ich denn hier was vormachen? Meine eigene Zeitschrift mit achtundzwanzig? Meine Schwester ist ja fast schon achtundzwanzig, und sie weiß noch nicht einmal, was sie mal werden will, wenn sie groß ist. Es liegt nicht an mir, es sind die Gene, auch wenn meine Eltern beide wirklich ziemlich ehrgeizig sind. Aber damals war eine andere Zeit. Niemand hat meine Eltern gefragt, wo sie in fünf Jahren sein wollten, weil man damals wusste, was für eine blöde Frage das ist. Niemand bekommt das, was er sich wünscht. Man bekommt einfach irgendwas. Will ich denn eines Tages für
Food and Fun
arbeiten? Mein Gott, wer weiß das schon?
    „Mir ist klar, dass das eine schwere Frage ist und keiner in die Zukunft sehen kann, aber ich würde gerne ihre Traumvorstellung kennen.“
    „Nun…“, ich räuspere mich und versuche (erfolglos) nicht wie eine Idiotin zu klingen. „Am liebsten möchte ich nur rumreisen und Spaß haben.“ Isabelle Chambers setzt sich zurück. Mir ist klar, dass ihre Hoffnung, die perfekte Kandidatin gefunden zu haben, gerade zerstört wurde, aber sie ist ein Profi. Sie lächelt mich an – sie hat als Kind garantiert eine Spange getragen – und dankt mir für das Gespräch. Dann reicht sie mir die Hand.
    „Ich möchte diesen Job wirklich“, sage ich mit einem Anflug von Verzweiflung. „Da sehe ich mich in fünf Jahren, bei
Food and Fun
.“
    „Okay Eve, zunächst einmal danke. Ich werde Sie in ein paar Wochen anrufen. Danke.“ Sie steht auf und führt mich hinaus. Als ich vor dem Aufzug stehe, befinde ich mich in einer Art Schockzustand. Tabitha sitzt nur zwei Stockwerke über mir. Ich lasse den Fahrstuhl sechs Mal vorbei, bevor ich mir sicher bin, dass ich mit ihr sprechen möchte. Zum Glück hat
Big C
gerade ein Meeting. Tabithas Blick macht mir klar, wie schrecklich ich aussehen muss.
    „Tolles Kostüm, Eve, aber du solltest langsam wirklich etwas mehr Schlaf bekommen. Wann hast du dein Gespräch?“
    „Gerade gehabt.“ Ich lasse mich auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch plumpsen. Sie scheint beschäftigt zu sein, denn sie starrt auf ihren Bildschirm. „Ich will dich nicht stören.“
    „Nein, Eve, du siehst ganz schön fertig aus. Bist du in Ordnung?“
    „Nein, ich glaube nicht.“ Ich will auf gar keinen Fall in Tabithas Büro einen Nervenzusammenbruch bekommen. Ich spüre, dass ich gleich in Tränen ausbrechen werde, deshalb stehe ich auf. „Ich rufe dich später an.“ Als ich an ihrem Tisch

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