Mannerfreie Zone

solche Dramen gemacht!“
    Es ist wirklich nicht leicht, Roseannes Freundin zu sein, denn wenn sie sich so fühlt wie jetzt, wird sie nicht etwa zu einer Hexe, die man eine Zeit lang hassen kann, bevor sie einem ihre Probleme erklärt. Sie weiß genau, was nicht richtig läuft und erwartet nicht, dass man ihr hilft. Wenn meine Freunde Probleme haben, dann bin ich gerne diejenige, die sie ihnen erklärt. Das Letzte was ich brauche ist eine so selbstgenügsame Freundin. Dann ist mein einziges Talent nutzlos.
    „Magst du diesen Typen? Rob?“
    „Vielleicht. Ich will es eigentlich nicht wirklich. Ich meine, wir passen einfach nicht zusammen. Ich fühle mich, als würde ich mich an die Spitze schlafen, obwohl es mir bisher nichts gebracht hat und künftig vermutlich auch nichts bringen wird. Ich tue nichts Falsches, aber ich habe das Gefühl, dass ich es geheim halten muss.“
    „Eve, tu doch einfach, was dir Spaß macht. Und wenn er nett ist, versuch’s doch mit ihm.“
    „Und Pete hat nicht angerufen, nein?“ Roseanne schüttelt nur den Kopf. Das Telefon klingelt. Es ist Rob, der mich fragt, ob ich ihn in einer Stunde am Kino treffen kann. Ich will ihm gerade sagen, dass ich es nicht schaffe, aber ich will ihn unbedingt sehen. Ich fühle mich wie eine Verräterin, als ich Roseanne gute Nacht sage.
    „Hey, in nur einer Stunde kommt Letterman“, sage ich noch. Sie lächelt, aber das wirkt ziemlich gezwungen.
    Die internen Jobangebote erscheinen immer dienstags. Man kann sie sich sogar per E-Mail zuschicken lassen. Aber bis jetzt war nie etwas dabei, was mir gefallen hätte oder wofür ich qualifiziert genug gewesen wäre. Ich habe mich mal für eine Lektorats-Stelle bei
NY By Night
beworben, Tabitha hatte mir davon erzählt. Ich merkte, dass die Frau, die das Bewerbungsgespräch mit mir führte, wirklich beeindruckt war. Ich habe die Initiative ergriffen und mich immer wieder in Erinnerung gebracht, das heißt, ich habe sie ein Mal pro Woche angerufen, aber sie hat nie zurückgerufen. Ich wollte keine Nervensäge sein, ich wollte es einfach nur wissen. Nachdem ich schließlich vier Wochen lang neben dem Telefon ausgeharrt hatte, sagte sie, dass ich zwar toll ins Team passen würde, aber leider zu wenig Erfahrung mitbringen würde.
    „Hast du die Jobangebote gesehen?“ fragt Tabitha fast atemlos, als ich ans Telefon gehe.
    „Nein, aber lass mich raten, es werden Assistenten für irgendwelche bescheuerten Finanztypen gesucht.“
    „Nein, es geht um eine Stelle als Koordinator für
Food and Fun
, dieses Reise- und Feinschmeckermagazin. Hör dir das an: ‚Ihre Aufgabe wird es sein, sich mitverantwortlich um die Fotostrecken zu kümmern, was auch beinhaltet, bei den Shootings dabei zu sein. Außerdem nehmen Sie an den Kreativ-Konferenzen teil und helfen bei der Weiterentwicklung des Magazins.‘ Weiterentwicklung ist großartig, es ist so nichts sagend und trotzdem cool. Reisen und Restaurants. Einfach toll.“
    „Das kling wie ein Studienfach, das in der Uni angeboten wird. Willst du dich bewerben?“
    „Aber Eve, bist du verrückt? Ich habe hier einen Job bei
NY By Night
. Ich bin buchstäblich nur einen Wurf entfernt davon, den Job von
Big C
zu übernehmen. Ich finde aber, das wäre was für dich und zugleich auch eine Art Test.“
    „Klingt ziemlich cool, aber was soll das für ein Test sein, Tabitha?“
    „Ein Test über die Macht erblühender Liebe.“
    „Tabitha, besorgt dir dieser Brasilianer vielleicht irgendwelche verrückten südamerikanischen Drogen?“
    „Eher so eine Art Liebessaft, um genau zu sein.“
    „Du bis widerlich.“
    „Und du bist auch nicht gerade eine Nonne. Im Ernst. Rob sollte mal seinen Einfluss für dich geltend machen.“
    „Das würde mich dann zu einer echten Nutte machen.“
    „Stimmt, aber seien wir ehrlich, er ist der Einzige, den du kennst. Und du kennst ihn ein bisschen besser als die meisten.“
    „Danke für deinen Vorschlag, aber es mangelt ihm an Integrität und Moral.“
    „Gütige Mutter Gottes! Eve, du versuchst doch nur, an einen verdammten Job ranzukommen. Schau dir doch
Big C
an. Was hat das mit Integrität zu tun?“
    „Weiß ich nicht, aber ich habe keine Lust, mir ein Preisschild aufzukleben. Und wer weiß, ob er mir überhaupt dabei helfen könnte, den Job zu bekommen?“
    „Soweit ich gehört habe, sind alle darauf aus, sich gut mit ihm zu stellen. Ich bin sicher, das Rob King dich überall in diesem Unternehmen unterbringen kann, wenn er will.