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Mannerfreie Zone

Mannerfreie Zone

Titel: Mannerfreie Zone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Papa Ariella
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Diskussion. Aber ich bin noch immer fasziniert von meinem anderen enthemmten Ich, das herumläuft und von einem Traum erzählt, an den ich mich nicht erinnern kann oder den ich aus meinem Bewusstsein verdränge. Am Luftzug spüre ich, dass die U-Bahn gleich aus dem Tunnel auftaucht. Ich fahre nur ganz selten mit der U-Bahn, aber jedes Mal, wenn ich den Wind in meinen Haaren spüre und den Zug herannahen höre, kommt es mir wie vor wie der Anfang eines Filmes über mein Leben, als ob sich mein Schicksal jeden Moment ändern könnte. Mir gelingt es, dieses Gefühl zu behalten, auch als ich wieder im Büro bin, auch nach der todlangweiligen Redaktionskonferenz, wo sich dieser Volldepp Gary darüber beschwert hat, dass es keinen fettarmen Käse gab.
    Wie immer bleibt Rob viel länger im Büro als ich. Noch ist es zu früh, um ihn nach seinem Schlüssel zu fragen, also beschließe ich, zum Friseur zu gehen. Ich habe den besten Friseur der Welt. Sein Name ist Ed, und er ist genau so, wie ein Friseur meiner Meinung nach sein sollte – schwul und asiatisch. Ich weiß nicht viel über Ed, weil er sich nie mit mir unterhält. Ihn interessiert nur mein Haar und dass ich gut aussehe. Manchmal versuche ich, ein Gespräch mit ihm zu beginnen, aber er antwortet immer ziemlich einsilbig. Tabitha hat mich auf Ed gebracht, und ich arbeite daran, auch Roseanne zu überzeugen, das nächste Mal zu ihm zu gehen. Es wird Zeit, dass sie endlich aufhört, wie eine Country-Sängerin auszusehen.
    Als Ed sein Meisterwerk vollbracht hat, reicht er mir einen Spiegel und dreht meinen Stuhl so herum, dass ich mich aus allen Blickwinkeln betrachten kann. Dann gibt er mir ein paar Tipps, wie ich die Frisur selbst hinkriegen kann, dabei ist doch ganz klar, dass ich in meinem Badezimmer nichts davon umsetzen kann. Doch ich lasse ihm die Illusion und nicke.
    „Hübsche Frisur“, sagt Rob, als er die Tür öffnet. Ich will ihm alles über meinen Zauberer Ed erzählen, aber ich komme nicht dazu, weil er die Tür zuknallt, und schon liegen wir zusammen auf dem Boden und frischen unsere Bekanntschaft auf. „Ich habe dich vermisst“, sagt er immer wieder, und ich sage ihm beinahe (aber nur beinahe), dass ich ihn liebe, aber wir sind noch nicht mal einen Monat zusammen, und ich habe mir geschworen, es erst nach zwei Monaten zu sagen. Als wir fertig sind, ziehe ich sein Hemd an, und er bestellt bei dem italienischen Restaurant um die Ecke etwas zu essen. Ich beobachte ihn, wie er nackt telefoniert. Das ist mein Mann.
    Als das Essen geliefert wird, machen wir uns gleich drüber her und halten dabei die ganze Zeit Händchen. Ich habe das Gefühl, ich könnte ein Leben lang bei Rob bleiben und nur Sex haben und essen. Es ist so entspannt mit ihm, dass ich manchmal fast vergesse, wer er ist.
    „Und wie läuft dein Job? Hast du schon ein paar Leute gefeuert?“ Ich wollte einen Witz machen, aber ich hätte wohl besser meinen Mund gehalten.
    „Eve, das ist es nicht, worum es bei meinem Job geht. Und außerdem sollten wir wirklich nicht darüber sprechen.“ Es ist mir gelungen, ihn zu verärgern.
    „Komm schon, du kannst mir vertrauen, ich bin keine Spionin.“
    „Glaubst du, du kannst mich zum Sprechen bringen?“ Er zieht mich an sich. Er will das Thema wechseln, also lasse ich ihn. Er zieht mir sein Hemd aus und schlägt vor, „schlafen zu gehen“.
    Später, als wir schmusen und leise miteinander sprechen, fällt mir wieder der Blumenstrauß ein. Ich sage ihm, dass er mir den Tag gerettet hat, allerdings erwähne ich das Vorstellungsgespräch nicht, weil ich nicht will, dass er davon erfährt, falls ich den Job nicht bekomme.
    „Danke Rob. Die Blumen waren wunderschön. Und sie sind genau zum richtigen Zeitpunkt angekommen. Woher wusstest du das?“
    „Eve“, hauch er in mein Ohr und küsst mich. „Was glaubst du, warum du überhaupt ein Vorstellungsgespräch bekommen hast?“

Februar
    I rgendwie bringt mich Adrian dazu, mit ihm in eine Show im East Village zu gehen. Hauptdarsteller ist ein Typ (Jason oder so), mit dem Adrian mal was hatte, als er neu in New York war. Er und Anthony haben drei Tage lang deswegen gestritten, und dann hat Anthony einfach während eines Telefonats aufgelegt. Welch ein Drama!
    Als wir uns dem Theater nähern, sehe ich, dass sich bereits eine riesige Schlange davor gebildet hat. Adrian hat die Plätze aber schon vor Wochen reserviert. Ich warte geduldig, bis er so ziemlich jeden Typen in der Warteschlange geküsst hat.

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