Mannerfreie Zone
geküsst?“
„Ähm.“ Darüber muss ich nachdenken. „Wahrscheinlich nur auf die Wange, es ging alles so schnell.“
„Und wie seid ihr auseinander gegangen?“
„Ruf mich an.“
„Willst du ihn anrufen?“
„Ich bin mir nicht sicher.“
Als ich länger darüber nachdenke, wird mir klar, dass ich ihn nicht anrufen will. Ich meine, ich kann jetzt mit einer Sackgassen-Beziehung nichts anfangen. Aber zumindest hatte ich mein Date. Es liegt zwar eine lange Dürreperiode hinter mir, aber ich glaube einfach nicht, dass ich es ertragen könnte, wie er die ganze Zeit Vorträge hält und mir beim Essen zuschaut. Jedes Mal, wenn das Telefon klingelt, brauche ich einen Moment, um meine Zeke-Rede vorzubereiten, aber er ist es nie.
„Eve Vitali.“ Eine Woche später nehme ich das Telefon ab. Dieses Mal ist es Roseanne, eine meiner besten Freundinnen vom College.
„Hey, Eve. Was geht ab?“
„Nicht viel. Bin einfach unterwegs. Versuche, den Anruf eines Typen zu umgehen.“ Das wird Roseanne gefallen. Sie ist bekannt dafür, flüchtige Begegnungen mit irgendwelchen komischen Typen zu haben. Ich erzähle ihr die Einzelheiten.
„Oh mein Gott.“ Sie lacht über die behaarten Schultern. „Aber zumindest hat er einen coolen Job. Ich habe ein paar Verkäufer kennen gelernt.“ Roseanne lebt in der Nähe von Hartford. Sie hat sich direkt nach der Schule Arbeit in einer Beratungsfirma gesucht. Dort ist sie jetzt seit einem Jahr. Sie hat ihr Studium innerhalb von vier Jahren abgeschlossen.
„Wie läuft’s bei der Arbeit, Ro?“
„Na ja, es ist irgendwie langweilig.“
„Was? Buchhaltung? Das kann ich nicht glauben.“
„Nein, ich habe über unser letztes Gespräch nachgedacht.“
„Oh“, sagte ich und versuche, mich zu erinnern. Aber ich weiß, Roseanne ist sogar noch verständnisvoller als ich, sie ist irischer Abstammung. Deshalb traue ich mich, zu fragen: „Was meinst du?“
„Du weißt schon, darüber, zusammenzuziehen. Erinnerst du dich?“
„Nun, ich möchte wirklich nicht nach Hartford ziehen.“
„Nein, Dummkopf …“, das ist in ihrem Fall ein klassisches Kosewort, „… ich ziehe nach New York.“
„Echt? Hast du einen Job?“
„Nein, aber ich arbeite im Finanzwesen. Ich werde einen Job bekommen. Davon abgesehen habe ich ein paar Ersparnisse.“
„Die Miete hier ist ziemlich teuer.“ Ich weiß nicht, warum ich nicht total begeistert bin. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich an ein Versprechen halten soll, das ich wohl einmal in völlig betrunkenem Zustand gegeben habe und an das ich mich nicht einmal erinnere. Ich mag Ro, wirklich, das tue ich, aber sie kommt aus irgendeinem Nest in Connecticut, und davon abgesehen – Buchhaltung!
„Also, ich bin bereit. Und was ist mit dir, willst du nicht auch endlich ausziehen? Das willst du doch, oder?“ Da hat sie wiederum Recht, es ist höchste Zeit, bei Victor und Janet auszuziehen.
„Wann planst du denn, hierher zu kommen?“
„In zwei Wochen.“ Ich trinke von dem eisgekühlten Cappuccino. „Ich kann ja gleichzeitig Job und Wohnung suchen. Und dann können wir zum ersten November einziehen.“ Es ist bereits fast Oktober.
„Es könnte eine Weile dauern, bis wir etwas finden.“
„Komm schon, hast du mir in dieser Nacht nicht erzählt, dass es nur darum geht, bereit zu sein, von der Klippe zu springen, und zu beschließen, dass es nun losgehen soll?“ Habe ich das gesagt? „Nun, ich bin bereit. Ich will Kinopremieren sehen, mit den Promis auf Du und Du stehen und einen Haufen Geld verdienen.“
„Ro, ich finde, du solltest etwas realistischer sein.“
„Ja, ja, ich weiß. Das werde ich auch, aber wenn ich es jetzt nicht tue, dann vielleicht nie, und ich will es einfach. Für dich wäre es auch gut, es würde dir etwas Feuer unter dem Hintern machen.“ Unter dem Hintern. Wie kann Roseanne nach New York ziehen wollen, wenn sie nicht einmal das Wort „Arsch“ aussprechen kann?
„Also, okay.“
„Das heißt, ich könnte ein paar Wochen bei euch unterkommen?“
Damit ist im Grunde alles geklärt. Roseanne hat es beschlossen, sie kommt hierher, und ich werde ausziehen. Ich sollte das positiv sehen. Roseanne kann sehr lustig sein. Sie feiert gerne und heftig. Wenn auch ihr Geschmack, was Männer angeht, ein wenig, sagen wir naiv ist, so ist sie doch ein guter Kumpel.
Außerdem würde es einige Vorteile mit sich bringen, wenn ich ausziehe. Diese Hin- und Herfahrerei kostet mich eine Menge Kraft. Und wenn ich
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