Mannerfreie Zone
Kapital, wie Sie wollen. Alles andere müssen Sie nun selbst tun.“
„Das können Sie doch nicht machen?“ Ich starre verblüfft auf den Scheck. Er sieht ziemlich echt aus.
„Ich kann alles machen. Ich bin der Präsident dieses Unternehmens.“
„Aber warum? Ich meine, ich könnte doch ein totaler Versager sein. Ich könnte kündigen und einkaufen gehen.“
„Nun, dieses Risiko gehe ich ein. Außerdem sind Sie nie in eine Privatschule gegangen. Jeder verdient eine Chance. Ich betrachte das als Investition. Ich glaube nicht, dass Sie mich enttäuschen werden, und ich riskiere gerne etwas. Und in meinem Alter könnte ich auch alles darauf schieben, dass ich langsam senil werde.“
„Danke schön, ich meine, wow, danke!“
Er lächelt. „Davon abgesehen: Wenn Ihre Zeitschrift erfolgreich wird, habe ich diesen Scheck als Beweis dafür, dass ich investiert habe.“ Da kann er noch so oft von Senilität sprechen, mir kommt er ziemlich scharfsinnig vor. „Der Grund, warum ich eigentlich mit Ihnen sprechen wollte, war, dass künftig auch Aushilfen krankenversichert sind. Aber das werden Sie ja hoffentlich nicht mehr in Anspruch nehmen. Also schätze ich, dass unser Gespräch beendet ist.“
„Beendet? Wow! Ich kann es nicht glauben. Ich habe Sie immer schon kennen lernen wollen, und jetzt, nun, jetzt haben Sie mir einfach Geld gegeben.“
Er lacht wieder. „Nun, Sie hätten schon früher einmal vorbeikommen sollen.“
Ich erzähle niemandem von dem Scheck. Das ist viel zu verrückt und würde mich auch viel zu sehr unter Druck setzen. Ich lege den Scheck in meine Schublade, in der sich eine Menge Staub angesammelt hat. Tabitha erzähle ich, dass Prescott nur über Krankenversicherungen sprechen wollte und dass er ein listiger alter Fuchs ist. Dann beschreibe ich ihr sein Büro. Ich bin froh, dass wir uns am Telefon unterhalten, denn dann muss ich nicht sehen, dass sie vor Begeisterung sabbert.
Und schon ist mein Geburtstag da. Als ich aufwache, hat mir Mutter Natur bereits ein kleines Geschenk gemacht – ich habe meine Periode bekommen (Ich wette, Sie haben vermutet, dass ich irgendwann schwanger werde oder so was. Tut mir Leid, um so eine Story handelt es sich hier nicht.). Ich besuche meine Eltern. Meine Mutter kocht ein aufwändiges Abendessen, bei dem mein Vater ihr sogar zur Hilfe eilt. Meine Mom scheint irgendwie glücklich zu sein. Sie sagt, sie glaube daran, dass ihre Brust nicht abgenommen werden müsse, und macht sogar einen unanständigen Witz über meinen Vater, den ich sofort wieder aus meinem Gedächtnis verbanne.
Beim Essen ruft meine Schwester an. Sie muss einfach immer alles unterbrechen. Meine Mutter unterhält sich eine Weile mit ihr und ruft mich dann ans Telefon.
„Also, Eve …“ Ich bin mir sicher, dass sie wieder zickig werden will. „Ich wollte dir nur alles Gute zum Geburtstag wünschen, weißt du. Ich hoffe, ihr habt einen schönen Abend. Ich werde in ein paar Wochen nach Hause kommen und dir dein Geschenk mitbringen. Und dann wollte ich noch sagen, dass es mir Leid tut, dass wir solange nicht mehr miteinander gesprochen haben. Ich hoffe, dass wir das wieder hinkriegen, wenn wir in ein paar Wochen kommen.“
„Wir?“
„Chuck kommt auch mit. Ich vermute mal, dass wir dann etwas verkünden werden.“
„Was? Soll das heißen, dass ihr heiraten wollt? Ich dachte, dass du nicht an die Ehe glaubst!“
„Wahrscheinlich werden wir gar nicht kirchlich heiraten. Und Eve, sprich nicht so laut. Ich will nicht, dass unsere Eltern sich zu sehr aufregen.“ Ich werfe meinen Eltern einen Blick zu und sehe, dass sie Händchen halten und miteinander kuscheln. Ich weiß nicht, wie viel davon ich ertragen kann.
„Monica, glaub mir, darüber brauchst du dir überhaupt keine Gedanken zu machen. Aber ich wundere mich doch sehr, dass du es ihnen nicht heute sagst, dann könntest du meinen Geburtstag ruinieren.“
„Eve, hör zu! Wir müssen wirklich an unserer Beziehung arbeiten. Ich bin mir sicher, dass wir das wieder hinkriegen können.“
„An unserer
was
sollen wir arbeiten? Jetzt hör
du
mir mal zu, Monica. Wir müssen einfach nur miteinander auskommen, okay? Also lass uns nicht gleich übertreiben.“
„Eve! Du hast echt ein aggressives Potenzial in dir!“ Ich versuche, nicht zu laut zu werden, damit meine Eltern davon nichts mitbekommen. Andererseits könnte ich vermutlich auf den Tisch springen und tanzen, und sie würden trotzdem nicht aufhören, einander tief in die
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