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Mannerfreie Zone

Mannerfreie Zone

Titel: Mannerfreie Zone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Papa Ariella
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Problem. Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal kreativ war. Stimmt nicht, ich kann mich daran erinnern, das war vermutlich kurz vor meinem Schulabschluss. Ich habe lernen müssen, dass die Kreativität ganz schnell verschwindet, wenn man erst mal aus der Schule raus ist. Dann hat man nämlich keine Zeit mehr, kreativ zu sein. Aber Sie müssten doch eigentlich kreativ sein – bei dem, was Sie alles besitzen.“
    „Kreativität äußert sich unterschiedlich. Ich bin eher so was wie ein kreativer Denker, das ist mein Geheimnis.“ Weiht mich Prescott tatsächlich in seine Geheimnisse ein? „Was würden Sie denn gerne machen, Eve?“
    „Keine Ahnung. Ich meine, ich möchte schreiben, ich möchte gerne glauben, dass es da draußen noch mehr gibt als das, was ich kenne. Und das würde ich gerne in eine Zeitschrift einbringen.“
    „In was für eine Zeitschrift?“
    „Ich weiß nicht. Ich weiß das immer nur, wenn ich betrunken bin. Haben Sie vielleicht ein paar Margaritas hier?“ Er schüttelt den Kopf. Vielleicht benehme ich mich doch etwas zu locker. „Das Heft müsste einfach witzig und cool sein, die Leute sollten lachen dürfen, während sie langsam erwachsen werden. Eine Zeitschrift über Leute, die sich was trauen und Spaß dabei haben, und für Leute, die irgendwie in einer Sackgasse stecken. Eine Zeitschrift, die einem neue Möglichkeiten aufzeigt. Eine Zeitschrift für Leute in meinem Alter, nicht nur Frauen. Leute, die noch auf etwas warten, wissen Sie. Leute, die auf dem Sprung sind. Wohin? Das weiß ich nicht, und sie wissen es auch nicht. Klingt das sehr naiv?“
    Er schüttelt den Kopf. „Und warum machen Sie so was nicht?“
    „Wie soll ich das denn machen? Ich habe kein Geld. Meine Eltern sind nicht reich. Ich habe auch keine richtigen Beziehungen – bin nie auf eine Privatschule gegangen. Wir reden immer nur darüber, wenn wir betrunken sind. Aber wahrscheinlich ist es einfacher, vor dem Computer zu hocken und langweile Listen zu schreiben oder den Bildschirmschoner anzustarren. Den habe ich wenigstens mal geändert, da ist jetzt die New Yorker Skyline zu sehen. Ich weiß nicht, warum ich so viel rede. Vor allem so viel Unsinn. Das ist ja das Problem. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie man eine Zeitschrift macht. Ich bin nicht diszipliniert genug, um so was zu machen.“
    Prescott nickt mir zu. „Klingt nach einer bequemen Ausrede, Eve.“ Jetzt fühle ich mich ziemlich klein. „Wenn es das ist, was Sie wirklich wollen, dann müssen Sie endlich mal anfangen. Es wird Ihnen nicht einfach so in den Schoß gelegt. Nicht in dieser Stadt. Sie wollen Geld machen, Eve, und Spaß haben, aber dafür müssen Sie etwas tun. Und mein Vorschlag wäre, dass Sie nicht länger für mich arbeiten, wenn Sie nicht mit ganzem Herzen dabei sind.“
    Ich starre auf meine Hände. Nicht zu fassen, dass ich dem Chef dieser Firma gegenüber gestanden habe, was für eine Versagerin ich bin. Wie kann man nur so ungeschickt sein?
    „Wollen Sie es, Eve? Wollen Sie für sich selbst arbeiten und nicht für mich? Wollen Sie nicht weiter vor dem Computer hocken und sich langweilen, wie Sie es ausdrücken? Wollen Sie wirklich herausfinden, wohin Sie auf dem Sprung sind, auch wenn es Sie ängstigt? Bevor ich dieses Unternehmen gekauft habe, habe ich in Chicago eine kleine Zeitschrift herausgebracht. Jeder hat mir von dem Kauf abgeraten. Aber ich habe nicht darauf gehört. Ich habe an meinen Traum geglaubt, wusste aber auch, dass ich dafür etwas riskieren muss. Zehn Jahre später …“ Er hebt seine Hände und zeigt auf sein Büro. „Dazu braucht man Entschlossenheit und Disziplin, Eve. Und wissen Sie, was das Allerwichtigste ist?“
    Ich schüttle den Kopf. „Ähm, es einfach zu tun?“
    Er lacht. „Nein, Eve. Mut. Das ist das Allerwichtigste.“
    „Verstehe.“ Vielleicht liegt es daran, wie er mich mit seinen blauen Augen fixiert, auf jedem Fall glaube ich ihm.
    „Und?“
    Mir war nicht klar, dass ich hier offenbar auf die Probe gestellt werde. Ich hole tief Luft.
    „Gut.“ Er nickt und öffnet ein blaues Buch, in das er etwas hineinschreibt. Dann reißt er einen Scheck heraus und reicht ihn mir. Es ist ein Scheck über zehntausend Dollar.
    „Sie sind nur eine Aushilfe, deswegen bekommen Sie keine Abfindung, aber Sie können das hier zu Bargeld machen, wenn Sie …“, er starrt mich lange an, „… und nur wenn Sie den Sprung wagen. Betrachten Sie es als Abfindung oder als

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