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Mannerfreie Zone

Mannerfreie Zone

Titel: Mannerfreie Zone
Autoren: Papa Ariella
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Minuten später kommt er unter dem Vorwand zurück, dass er sich eine weitere Ausgabe holen will. Dieses Mal bin ich gerade dabei, für Roseanne im Internet ein Rezept für Gambas zu suchen. Das wird langsam nervig. Schnell schließe ich das Fenster und tue so, als ob ich intensiv mit dem Desktop beschäftigt wäre. Er beschließt, mich trotzdem anzusprechen.
    „Weißt du, ich überlege, ob ich nicht einen Artikel schreiben soll.“ Gütige Mutter Gottes.
    „Großartig, Brian.“ Ich wende meinen Blick nicht vom Bildschirm ab. Es überrascht mich, wie sehr es mich ärgert, dass er glaubt, es sei so einfach.
    „Hast du jemals vorgehabt zu schreiben?“
    „Fahrräder interessieren mich nicht so sehr.“
    „Aber trotzdem wäre das für dich doch eine tolle Chance, oder nicht?“ Ich glaube, sie bekommen schon beim Einführungsgespräch eine Hirnwäsche. „Ich meine, du willst doch sicher nicht dein Leben lang Rezeptionistin bleiben.“
    „Wie?“ Jetzt drehe ich mich um und sehe ihn an. Gut, ich sitze an einem ziemlich langen Tisch, der sozusagen in der Mitte einiger Büros steht, aber die Rezeption ist in der Eingangshalle.
    „Ich bin keine Rezeptionistin! Ich bin Assistentin dieser Abteilung. Das ist ein himmelweiter Unterschied!“
    Brian läuft mit hängendem Kopf davon. Gott sei Dank. Doch nun stellen sich mir einige sehr ernsthafte Fragen. Wirke ich wirklich wie eine Rezeptionistin? Image ist alles. Was, wenn ich das Image einer Rezeptionistin habe? Ich rufe Tabitha an.
    „Wenn du wie eine Rezeptionistin wirkst, dann wirke ich auch wie eine, und ich bin mit Sicherheit keine Rezeptionistin.“ Tabitha hat einen ähnlichen Tisch wie ich.
    „Meinst du, es liegt am Tisch? Wirken wir deshalb wie Rezeptionistinnen?“
    „Hey, Eve, wirf mich nicht in diesen Rezeptionistinnen-Topf. Dieser bescheuerte Praktikant hat doch keine Ahnung, wie bei Prescott Nelson gearbeitet wird. Reg dich nicht auf. Das ist das Problem mit diesen Praktikanten – die kommen hier mit ihren Idealen an und glauben, sie könnten gleich das ganze Unternehmen leiten.“
    „Nun, Tabitha, das glauben wir doch auch.“
    „Wir könnten es ja auch.“
    „Aber die Frage ist doch: Ist es tatsächlich würdevoller, eine Assistentin zu sein als eine Rezeptionistin?“
    „Das soll ein Rätsel sein, stimmt’s?“ antwortet Tabitha, als es auf der anderen Leitung klingelt.
    „Bleib mal kurz dran.“ Tabitha seufzt so laut, als ob die Tatsache, warten zu müssen, ihr den ganzen Tag ruinieren würde. „Eve Vitali.“
    „Eve, Zeke.“ Wow!
    „Zeke! Warte mal kurz, ich spreche gerade auf der anderen Leitung.“
    „Wenn es schlecht ist kann ich …“
    „Nein, ich bin gleich bei dir. Warte.“ Ich hole Tabitha zurück, die gerade ein Lied von den Spice Girls singt, was sie sofort unterlässt, als sie mich hört. „Hey, Spice, Zeke ruft gerade an.“
    „Die Rückkehr des Affenmenschen.“
    „Danke, dass du mich wegen der Rezeptionistinnen-Geschichte getröstet hast.“ Ich klicke zurück zu Zeke. „Hi.“ Ich werde stark bleiben. Er kann nicht einfach so beschließen, mich nicht anzurufen.
    „Oh Eve“, knurrt er. Ich werde ein klein wenig schwach. (Ich weiß, ich weiß, aber vergessen Sie nicht, dass auch ich Bedürfnisse habe.) „Gott habe ich dich vermisst.“
    „Wirklich.“
    „Ich musste nach L.A. und mich um eine Band kümmern.“ Das ruft mir in Erinnerung, warum ich ihn anfangs so gemocht habe. Auf Wiedersehen Rezeptionistin, die Kutsche wartet. Ich weiß, ich kann seinen behaarten Rücken ertragen, ich weiß, dass ich es kann.
    „Und wie war’s?“
    „Oh, du kennst doch L.A.“ Tue ich nicht, aber eines Tages würde ich es gerne. „Es ist schön, wieder zu Hause zu sein.“
    „Klar.“
    „Also Eve, können wir uns sehen?“
    Ich stimme zu, ihn in einem jamaikanischen Restaurant zu treffen. Ich muss schon sagen, dass er Talent dafür hat, Restaurants auszuwählen. Tabitha glaubt, das läge daran, dass er dauernd irgendwelche Dates hat, aber sie hat mir trotzdem ihren Segen gegeben. Sie meint auch, dass ich mir nach der langen Durststrecke ruhig weiterhin holen soll, was ich brauche. Roseanne war nicht gerade begeistert, einen Abend alleine mit meinen Eltern verbringen und „Nick at Nite“ anzuschauen zu müssen, aber sie ist trotzdem bereit, meine Überstunden-Ausrede zu bestätigen. Denn das ist der einzige Grund, den meine Mutter akzeptieren kann.
    Jedenfalls trägt Zeke ein Hemd, dass einem schwindlig wird. Es hat
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