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Mannerfreie Zone

Mannerfreie Zone

Titel: Mannerfreie Zone
Autoren: Papa Ariella
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Ich habe das Gefühl, dass es eine Weile dauern wird, bis ich einen Job finde. Außerdem habe ich bisher keine Wohnung gesehen, die weniger als tausendsechshundert Dollar kostet. Und dann brauchen wir noch Möbel und müssen die Maklergebühren zahlen.“
    „Ich weiß, du hast viel Zeit gehabt, über das alles nachzudenken, aber mal im Ernst, du suchst erst seit zwei Wochen. Elf Arbeitstage. Niemand bekommt so schnell einen Job.“
    Die Maklerin unterbricht unser Gespräch, sie heißt Kate und hat eine ziemlich heisere Stimme. Sie hört gar nicht mehr auf, über diesen Stadtteil zu schwärmen – sie wohnt auch hier, sagt sie, und dass die Gegend angesagt aber auch so sicher sei, dass sie ihre Tochter hier aufwachsen lässt. Sie redet auf dem kurzen Weg so viel, dass mir ganz schwindlig ist, als wir an der Wohnung ankommen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass wir vier Stockwerke hochklettern mussten. In der Sekunde, in der wir die Wohnung betreten, lehnt sich Roseanne an die Küchenwand und weigert sich, eines der Zimmer anzusehen. Vielleicht ist sie ja doch ein wenig beschwipst.
    „Warum ist die Dusche in der Küche?“ fragt Roseanne.
    Während ich durch die Wohnung laufe, die wirklich nur drei winzige Zimmer hat, höre ich, wie Kate erklärt, dass es doch romantisch wäre, sich nackt in der Küche zu waschen. Ich betrete eine ekelhafte Toilette. Kate versichert mir, dass sie gereinigt und sogar eine Waschbecken eingebaut wird, bevor wir einziehen. Hier würde ja nicht mal mein Doppelbett reinpassen. Aber der Holzboden ist hübsch, vielleicht könnte ich ja darauf schlafen.
    „Was meinen Sie?“ fragt Kate. Roseanne ist seltsam ruhig. Ich frage noch einmal, wie viel es kostet.
    „Nur tausenddreihundert Dollar.“ Ich zähle die tausend Dollar Maklergebühr hinzu, und das macht dann gleich mal zweitausenddreihundert. Ich schaue Roseanne an und wünschte, wir hätten die telepathischen Fähigkeiten meiner Eltern. Doch ihr Gesicht ist völlig ausdruckslos. Ich will auf gar keinen Fall in dieses Apartment ziehen, aber was ist mit Rosie? Ich warte darauf, dass sie etwas sagt, aber sie schweigt.
    „Es ist eine tolle Wohnung“, lüge ich. „Aber wir müssen noch einmal darüber nachdenken.“
    „Möchten Sie vielleicht eine Anzahlung machen? Außerdem müssen wir ihre Kreditwürdigkeit prüfen, und wir brauchen auch einen Bürgen, weil Sie noch so jung sind.“
    „Ich denke, wir müssen erst noch einmal über alles sprechen. Wir rufen Sie dann morgen an.“
    „Schön.“ Kate scheint nicht sonderlich zufrieden zu sein. „Ich möchte Sie nur darauf aufmerksam machen, dass solche Apartments in New York nicht lange frei stehen.“
    Ich bedanke mich bei Kate, Roseanne gelingt sogar ein Lächeln, und schon stehen wir wieder auf der Straße. Eine Zeit lang sage ich kein Wort, damit Ro über das Ganze nachdenken kann. Wir durchqueren den
Tompkins Square Park
und ignorieren die Drogendealer.
    Roseanne sagt nichts, aber sie sieht aus, als habe sie Schmerzen. Ich versuche, eine unverfängliche Konversation zu beginnen. „Also, äh, wie findest du die Wohnung?“
    „Ich würde mir lieber die rechte Hand abhacken lassen, als in der Küche zu duschen.“
    Nun, damit ist die Sache wohl geklärt. Ich habe keine Lust, mit Roseanne alleine zu Hause zu sitzen, also lade ich sie zum Abendessen ein.
    Wir treffen Adrian und Tabitha bei dem Mexikaner auf der 8. Avenue. Da haben wir einen Blick auf die Straße, wo all die hübschen Jungs vorbeilaufen. Das Schlimmste an Chelsea ist, dass man das Gefühl hat, in der tollsten Bäckerei der Welt zu sein, während einem aber leider der Mund zugenäht ist. Nirgends gibt es so unerreichbare attraktive Männer wie in Chelsea. Sie sind gut angezogen, haben verschmuste Hunde, vermutlich großartige Jobs und viel Geld auf dem Sparkonto, aber wenn du keinen Penis hast, bist du chancenlos.
    Adrian wohnt in Chelsea. Er gehört zu diesen Jungs, die einem den Mund wässrig machen, aber ich kenne ihn und habe mich daran gewöhnt. Er arbeitet auch bei Prescott, hat dort jedoch einen Job, der ihm wirklich Spaß macht. Er arbeitet für
Little Nell
, ein Kindermagazin, das auf einem Zeichentrickfilm basiert, der so eine nervende Titelmelodie hat. Ich glaube, es ist ihm ein bisschen peinlich, aber er ist ein Zeichner, und das ist cool, egal wie. Er und Tabitha kennen sich schon aus der Zeit, als sie beide bei MTV ein Praktikum gemacht haben.
    Gleich nachdem wir bestellt haben, gehe ich mit Tab auf
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