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Mannerfreie Zone

Mannerfreie Zone

Titel: Mannerfreie Zone
Autoren: Papa Ariella
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schwarze und weiße Kringel, vielleicht glaubt er ja, ich würde so schneller betrunken werden. Und wieder nehme ich mir vor, stark zu bleiben.
    „Eve.“ Er steht auf und küsst mich. (Ja, auf den Mund.) Das ist keiner von diesen verliebten Küssen – noch schlimmer. Es ist einer nach dem Motto „Uns verbindet etwas, das durch etwas Speichel nicht entwürdigt werden kann, deswegen lass mich dein Gesicht in die Hände nehmen, als ob es ein kostbarer Juwel wäre und dich nur mit einer zarten Andeutung meiner Leidenschaft küssen, die sich hoffentlich nicht sofort über den ganzen Tisch ergießen wird.“ Kennen Sie diese Küsse? Die sind ziemlich verstörend.
    „Was ist denn?“
    „Nichts. Alles“, sagt er und schüttelt den Kopf. „Es ist schön, dich zu sehen. Du siehst wunderschön aus.“
    „Danke.“ Bleib stark. Uneinnehmbar. Wir setzen uns.
    „Ich habe schon zu trinken bestellt“, sagt er und nimmt meine Hand. „Ich hoffe, es macht dir nichts aus.“
    „Äh, nein.“ Nun, zumindest glaube ich, dass es mir nichts ausmacht. Was mir etwas ausmacht, ist die Art, wie er an meiner Hand schnüffelt.
    „Du riechst gut, Eve, wirklich gut.“ Jetzt muss ich mich fragen, ob mein Leben von Seifenopern-Autoren geschrieben wird. Ich schaue mich nach einer versteckten Kamera um.
    „Suchst du jemanden?“
    „Nein.“
    „Gut, denn ich möchte, dass wir uns ganz aufeinander konzentrieren.“
    „Nun, ich bin am verhungern. Lass uns mal einen Blick in die Speisekarte werfen.“ Ich entziehe ihm meine Hand. Ich spüre, wie er mich beobachtet, ignoriere es aber. Ich nehme einen Schluck Bier.
    „Eve“, sagt er. Ich schaue ihn an. Er blickt mir tief in die Augen und lächelt. „Ich kann es kaum abwarten, dich wieder zu schmecken.“ Ja! Das sagt er. Ich fühle mich unwohl. Ich habe ein ernsthaftes Oje-Gefühl.
    „Okay.“ Ich schaue wieder auf die Karte. Ich nehme Hühnchen.
    Als das Essen kommt, erzählt mir Zeke gerade von dem Buch, das er schreibt. Er erzählt aus der Perspektive einer fünfunddreißigjährigen koreanisch-afrikanisch-amerikanischen allein erziehenden Mutter.
    „Aber, es ist mal was anderes, du weißt schon
Bewusstseinsstrom
. Sehr, wie soll ich sagen …?“ Er macht eine Pause, als würde er überlegen. Aber irgendwie weiß ich, dass der diese Erklärung bereits hundert Mal abgegeben hat. „… nun, ich denke einfach gerne poetisch.“
    „Das ist sehr interessant, Zeke …“ Ich beiße ein Stück von meinem Huhn ab und kaue fast schon gedankenverloren. „Aber ich dachte immer, man sollte über das schreiben, was man kennt.“
    An Zekes Gesichtsausdruck sehe ich sofort, dass er noch nie zuvor mit so etwas konfrontiert wurde.
    „Eve, das ist einengend. Warum sollte ich mein Schreiben durch Grenzen definieren, durch archaische Regeln? Ich verstehe diese Frau, ich spüre, dass ich sie in mir habe. Das ist es, was einen Künstler ausmacht. Ich spüre, wie sich eine neue Seite in mir zeigt. Das ist eine erstaunliche Befreiung. Es verändert alles.“
    „Tatsächlich?“ Wir essen eine Weile schweigend. Die Bedienung bringt uns noch ein Bier. Zeke ist jetzt wirklich ruhig. Egal, wie sehr ich mich bemühe, aufreizend zu essen, nichts reißt ihn aus seinem Schweigen. Er beachtet mich nicht einmal. Die Stille ist so unangenehm, dass ich sogar einmal mit der Zunge über ein Stück Hühnchen lecke, bevor ich es mir in den Mund stecke. Es hilft nichts. Wenn er nicht redet, macht es mir irgendwie Spaß, ihn anzusehen, und was soll’s, ich bin geil. (Ja doch, ich weiß, was ich sage.)
    „Was sollen wir jetzt machen? Hast du Lust, was trinken zu gehen?“
    „Eve, ich möchte lieber zahlen und nach Hause gehen.“
    Was?
    „Was?“
    „Ich glaube einfach nicht, dass es mit uns klappt.“
    Wirklich.
    „Wirklich?“
    Er nimmt wieder meine Hand, diesmal fast bedauernd. „Du scheinst meine Arbeit einfach nicht zu begreifen.“
    „Diesen Managerkram? Was soll man da begreifen?“
    „Nein, Eve, nicht meinen Job. Nein, mein Schreiben, meine Kunst.“
    „Was, das Buch?“
    „Das ist ein riesiger Teil von mir, und an deiner Ignoranz ist klar zu erkennen, dass du das nie verstehen wirst.“ Meint er das ernst? „Du hast mir wirklich was bedeutet, Eve, aber mir ist klar, dass du mich niemals unterstützen wirst, und das ist mir nun mal sehr wichtig.“ Was mir sehr wichtig ist und soeben klar wird ist, dass ich heute nacht keinen Sex haben werde und niemand weiß, wann überhaupt wieder.
    „Zeke,
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