Mannerfreie Zone
geschehen.“ Er glaubt, dass er mir wirklich einen Gefallen getan hat. „Die Konferenz ist jeden Mittwoch um …“
„Eins. Ich weiß.“ Er sieht überrascht aus, gerade so, als ob diese Konferenz ein Staatsgeheimnis wäre. „Das steht in Ihrem Terminplan.“
„Oh natürlich.“
Zwei Stunden später bei
Bloomingdales’
. Tabitha und ich durchforsten mal wieder die Unterwäscheabteilung.
„Ich meine, er hat nicht einmal gewusst, dass ich mich um seinen Terminkalender kümmere und dass ich es bin, die ihm Termine über Verabredungen und Meetings auf den Tisch legt. Kannst du dir das vorstellen?“
„Ja.
Big C
hat auch keine Ahnung, dass ich mich darum kümmere, dass ihr Leben funktioniert. Sogar darum, wie viele Tomaten auf ihrem Vollkorn-Sandwich sind. Das ist einfach lächerlich. Ich sag dir eins, Eve, ich werde noch ein halbes Jahr als Sekretärin arbeiten, und danach nehme ich nie wieder ein Telefon ab. Wie findest du die?“ Sie hält ein cremefarbenes Spitzenhöschen hoch.
„Hübsch, aber du hast doch Milliarden Unterhosen. Ich dachte, du suchst was Neues zum Ausgehen.“
„Du hast Recht. Ich habe ein Top gesehen, das dir bestimmt gefallen wird.“
„Was hältst du von der Geschichte mit der Redaktionskonferenz?“ rufe ich Tabitha zu, während ich ein Retro-Kleid mit tief ausgeschnittenem Mieder anziehe. Tabitha ist in der Kabine neben mir und probiert ein Paar schwarze Hosen an.
„Ich finde es cool, dass er dich in seine Geheimgesellschaft hineinlässt, obwohl ich befürchte, dass das nur der gleiche Mist ist wie bei der Mitarbeiterkonferenz. Jetzt stehst du allerdings unter dem Druck, eine Show abzuziehen. Und jetzt lass mich mal dieses Kleid sehen.“
„Nein, Tabitha, es ist zu eng. Was meinst du mit Druck?“
„Lass es mich trotzdem sehen. Ich komme rüber. Druck, weil du mit ihm übers Schreiben gesprochen hast – ich mache jetzt die Tür auf. Ihm ein paar Geschichten gegeben hast. Eve, das sieht toll an dir aus! Du musst es einfach kaufen. Wie findest du die Hose?“
„Hübsch, aber du hast Milliarden schwarze Hosen. Ich fürchte, du hast Recht wegen der Geschichten. Wahrscheinlich habe ich es nur schlimmer gemacht. Echt, ich kann mir nicht schon wieder ein Kleid zum Ausgehen kaufen, ich brauche was für den Alltag. Und außerdem müssen wir zurück – wir machen schon seit eineinhalb Stunden Mittagspause.“ Sie schüttelt nur den Kopf, und schon ist mir klar, dass ich doch wieder zu viel Geld für ein unpraktisches Kleid ausgeben werde.
„Wie hoch ist denn deine Gehaltserhöhung?“ fragt Tabitha, als wir in den Fahrstuhl steigen. Sie fährt mit mir in mein Stockwerk, um sich einen Pulli zu holen, den sie mir ausgeliehen hat. Sie hat die Hose gekauft, fünf Slips und einen halterlosen BH. Und ich, natürlich, das Kleid.
„Ich werde wahrscheinlich zwanzig Dollar die Stunde bekommen. Das wird mir ein wenig dabei helfen, den Mist zu bezahlen, den du mir immer aufdrängst. Ich habe nicht einmal einen BH, den ich unter dem Kleid anziehen kann. Zeig mir mal den, den du gerade gekauft hast.“ Ich ziehe ihn aus ihrer Tasche, bevor sie behaupten kann, ich bräuchte keinen BH unter dem Kleid. Er ist riesig. „Tabitha, du hast echt große Brüste. Eine ist ja größer als mein Kopf.“ Nachdem wir alleine im Fahrstuhl sind, lege ich das BH-Körbchen auf meinen Kopf. Tabitha lacht vornüber gebeugt, als müsse sie pinkeln, und dann öffnet sich die Fahrstuhltür und ich starre Robert King und eine ganze Gruppe älterer Herren in Anzügen an. Robert King grinst mich an.
„Oh, hi“, sage ich und gehe einen Schritt zurück, damit sie einsteigen können. Mist! Wenn ich wenigstens auf diesem Stockwerk arbeiten würde. Tabitha reißt ihren BH von meinem Kopf und stopft ihn zurück in die Tüte.
„Ich finde Rot würde Ihnen viel besser stehen. Ein guter Kontrast zu Ihrem dunklen Haar.“ Robert King lächelt auf mich herab.
„Danke.“ Ich meine, was soll man sonst darauf antworten, vor allem, wenn sich die halbe Geschäftsleitung von Prescott Nelson in dem Fahrstuhl befindet?
„Bekommt man so was auch im Materialraum?“
„Nein, das ist eine Sonderbestellung.“
„Verstehe.“ Er nickt und beginnt, sich mit den älteren Herren zu unterhalten, die mich weiterhin anstarren. Tabitha zerrt mich aus dem Fahrstuhl, als wir mein Stockwerk erreichen. Als sie ihre Stechkarte durch die Maschine zieht, drehe ich mich um und blicke direkt in Robert Kings Augen. Was für ein
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