Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mannerfreie Zone

Mannerfreie Zone

Titel: Mannerfreie Zone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Papa Ariella
Vom Netzwerk:
Mitte November. Die Leute sprechen darüber immer mit einem leicht bedrohlichen Unterton. „Sorge dafür, dass die Präsentation perfekt ist. Wenn nicht, werden wir die Fotos von der letzten Weihnachtsfeier wieder rausholen.“ Von der Weihnachtsfeier wurde sogar bei meiner Einstellung erzählt. Ja, sogar wir Sklaven dürfen hingehen.
    Ich muss zugeben, ich habe etwas Angst vor meiner ersten Firmenfeier. Ich weiß schon jetzt, dass ich irgendetwas Dummes anstellen werde. (Wenn das keine Vorahnung ist, dann weiß ich auch nicht.) Ich sehe mich schon auf der Tanzfläche herumwirbeln und völlig ohne Scham mit den Armen in der Luft wedeln.
    Ich glaube, schlampenhaftes Benehmen wird durch eine Weihnachtsfeier nur noch gefördert, und ich bin ja noch immer der Auffassung, dass es keine gute Idee ist, mit einem Mitarbeiter auszugehen oder sich zu betrinken.
    Tabitha ist der Meinung, dass die Feier langweilig wird. Oder um genau zu sein glaubt sie, dass das Fest zwar in einer coolen Lokalität stattfindet, aber nur Langweiler daran teilnehmen. Sie versucht mir einzureden, dass kein Mitarbeiter der wirklich coolen Magazine (wie ihres) hingehen wird. In Wahrheit sind Einladungen zu der Weihnachtsfeier so begehrt, dass Tabitha bei all ihren Freunden, die für andere Firmen arbeiten, plötzlich ziemlich beliebt ist. Ich glaube, sie wird doch hingehen. Wenn es einen Anlass gibt, bei dem Prescott Nelson sich nicht lumpen lässt, dann ist es die Weihnachtsfeier. Trotz allem ruft Tabitha an, kaum, dass ich am Schreibtisch bin.
    „Gab’s schon Weihnachtsgeschenke von Kunden? Ich habe gerade unendlich viele Flaschen Wein von dem Restaurant hier stehen, über das wir so positiv berichtet haben.
Big C
hat zwei Körbe bekommen. Einer davon war nur mit gesundem, fettfreien Zeugs gefüllt, ich glaube, insgeheim war sie ein wenig sauer über die Anspielung. Trotzdem hat sie mir den voller Süßigkeiten gegeben. Ich esse gerade belgische Schokoladenwaffeln.“ Als Beweis beginnt sie laut zu kauen. „Hast du schon von der Feier gehört? Sie findet im Hammerstein Ball Room statt.“
    „Das ist nicht wahr!“
    „Man kann doch mal träumen. Ich habe gehört, dass sie fünfhundert Pfund Sushi bestellt haben. Stell dir das mal vor. Ich liebe diese Zeit des Gebens. Das ist meine Zeit. Hast du schon mal darüber nachgedacht, was wir anziehen sollen?“
    „Nein. Und ich wundere mich, dass es so lange gedauert hat, bis du mich fragst.“
    „Ich glaube, es ist Zeit für das Perlenteil.“ Jetzt redet sie Unsinn. Das Perlenteil ist ein Vintage-Kleid, das wir auf einer unserer Shoppingtouren entdeckt haben. Es ist rot, flattert um die Knie und hat ein superenges Mieder. Ich musste es einfach haben und habe 175 Dollar dafür hingelegt. Es sitzt wie auf den Leib geschnitten. Ich habe das Gefühl, dass es mir irgendwie Macht verleiht, so als ob ich darin für Normalsterbliche unwiderstehlich wäre. Ich habe mir geschworen, es nur zu einem großartigen Anlass anzuziehen.
    „Ich habe das Kleid in Jersey gelassen. Ich kann es unmöglich auf einer Betriebsfeier anziehen.“
    „Warum? Es ist toll! Du hast gedacht, ich hätte es vergessen, stimmt’s?“ Lacey taucht an meinem Schreibtisch auf.
    „Tab, du hast das Gedächtnis eines Elefanten.“ Ich weiß, dass sie deswegen beleidigt sein und einfach auflegen wird. Ich richte meine Aufmerksamkeit auf Lacey. „Was gibt’s?“
    „Eve, ich habe ein schreckliches Gerücht gehört.“ Sie macht eine Pause, als ob ich wissen müsste, um was für ein Gerücht es sich handelt. „Ich habe erfahren, dass man erst sechs Monate hier beschäftigt sein muss, um zu der Party gehen zu dürfen. Und ich bin erst seit einem Monat hier.“
    Haben Sie schon jemals diese Comics in der Zeitschrift
Highlights
gelesen, „Goofus and Gallant“? Gallant hilft älteren Nachbarn, den Garten anzulegen, während Goofus einfach über den frisch gesäten Rasen rennt. Ich liebe die beiden. Egal, jedenfalls stimmt es, dass man sechs Monate hier sein muss, bevor man eingeladen wird, aber nachdem wir so wahnsinnig viele freischaffende Autoren haben, muss man seinen Namen einfach nur auf eine Liste setzten lassen und beweisen, dass man in den letzten sechs Monaten mindestens einen Artikel geschrieben hat. Gallant würde also dieser nervigen, von sich eingenommenen Kollegin erklären, dass sie sich nicht aufzuregen braucht, sondern nur mit Lorraine sprechen solle. Goofus hingegen würde Lacey sagen, dass das tatsächlich stimmt und

Weitere Kostenlose Bücher