Mannerfreie Zone
nicht diese hässlichen Typen anschauen.“
Ich schenke jedem nach. Vielleicht wird Monica, wenn ich sie betrunken mache, ein wenig lockerer. Ich glaube, es funktioniert, denn ihre Stimme beginnt einen leichten Jersey-Akzent zu bekommen.
Wir gehen in die Bar, die so dunkel und klein ist, dass wir uns wie in einem sehr exklusiven Club vorkommen. Wir trinken
Cosmopolitans
– selbst Monica – und tanzen ein wenig zum Trip-Hop des DJ. Dass meine Schwester total betrunken ist, wird mir klar, als sie sich unentwegt im Kreis dreht und ruft: „Ich bin so kosmopolitisch.“
Dann ruft sie Chuck an, die Gebühren lässt sie von der Kreditkarte meiner Mutter abbuchen. Als sie zurückkommt, erklärt sie, dass sie ihn sehr vermisst und nach Hause gehen will. Wir sind nicht sehr weit von unserer Wohnung entfernt, aber ich habe das Gefühl, dass ich sie nie wieder sehen würde, wenn ich sie alleine gehen ließe. Also sage ich den Mädels, dass sie auf mich warten sollen, aber Roseanne braucht vor ihrem morgigen Date ihren Schönheitsschlaf. Ich vermute, dass Tabitha auch gehen will, aber sie möchte noch bleiben und sich mit dem Barkeeper über Paris unterhalten. Dahin fliegt sie in einer Woche.
Als wir zurückkommen, erbricht meine Schwester das ganze Gemüse, das wir zum Abendessen hatten, ich halte ihr Haar zurück und streichle ihren Rücken. Dann bringe ich sie dazu, Wasser zu trinken, und erinnere sie daran, wie kosmopolitisch sie ist.
Sonntag gehen wir den ganzen Tag einkaufen. Ich besorge Geschenke für Adrian und Roseanne. Für Adrian wähle ich einen Gürtel mit einer total coolen Schnalle, für Roseanne ein Kochbuch und ein aufregendes, schwarzes T-Shirt. Meine Schwester und ich sehen uns zunächst ein paar Haushaltgeräte für unsere Eltern an, beschließen dann aber, dass ich ihnen Karten für ein Broadwaystück besorgen werde. Monica kauft Chuck einen riesigen Bildband über die Architektur von Lloyd Wright und einen Pulli.
„Bist du sicher, dass du nicht zu viel Geld für ihn ausgibst? Du willst ihn doch nicht zu einem konsumgeilen Typen machen.“ Ich kann nicht anders.
„Wie könnte ich für ihn zu viel Geld ausgeben? Ich kann ihm niemals zurückzahlen, was er mir gegeben hat.“ Wenn meine Schwester solchen Unsinn redet, habe ich immer das ungute Gefühl, dass sie sich von den Leuten, auf die sie so gerne herabblickt, nicht wirklich unterscheidet.
Meine Schwester möchte Details über mein Sexleben erfahren und deutet immer wieder die Möglichkeit an, dass sie diesen Chuck heiraten könnte.
„Passt du auch auf, Eve?“ Meine Schwester hat auch ein paar Semester Gesundheitswesen studiert. Offenbar glaubt sie, Expertin zu sein und als Einzige zu wissen, dass Kondome existieren. Seit ich vierzehn bin, drängt sie mir regelmäßig Kondome auf und lobt deren Vorteile. Die große Herausforderung ihres Lebens scheint zu sein, herauszufinden, wie viele Sexpartner ich hatte und ob mein Sex befriedigender ist als ihrer. Sie hat ein ausgeklügeltes System entwickelt, um das zu erfahren. Sie fragt nicht direkt, sie deutet immer nur an. Außerdem hat sie die Angewohnheit, mir die falschen Fragen im falschen Moment zu stellen. „Eve, bist du auch vorsichtig mit deinen Jungs?“ fragt sie mich also beim Mittagessen. „Man kann auch kreativ sein, weißt du, man muss nicht immer Verkehr haben.“
„Ich habe schon darüber nachgedacht, es mal mit Körperbemalung zu versuchen oder mit Töpfern.“ Mir wäre es lieber, sie würde mich einfach fragen, ob ich eine Schlampe bin, statt diese medizinische Überheblichkeit an den Tag zu legen.
„Das ist nicht witzig, Eve, genauso wenig wie Geschlechtskrankheiten.“ Darüber muss ich lachen. „Hast du eine Beziehung?“ Ohne dass ich es will, fällt mir der Name Rob King ein. Mist! (War ich für ihn kreativ genug?)
„Monica, im Ernst, bei mir ist alles in Ordnung. Ich weiß alles, was ich wissen muss. Bitte werde deswegen nicht auch noch neurotisch.“
„Auch noch? Wie meinst du das? Du findest, ich bin so neurotisch wie Mom?“
„Ich denke, Mom macht gerne Panik, neurotisch ist sie aber nicht. Trotzdem meine ich, was ich gesagt habe. Reg dich nicht auf.“
Wir gehen in ein paar andere Geschäfte, wo es so tolle Sonderangebote gibt, dass ich jede Menge Zeugs für mich selbst kaufe. Ich liebe die Adventszeit und die Tatsache, dass Monica nicht mit mir reden will, denn dann kann sie mir auch nicht sagen, dass sie zu müde zum Laufen ist.
Als wir zurück in die
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