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Mannerfreie Zone

Mannerfreie Zone

Titel: Mannerfreie Zone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Papa Ariella
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also meine Kerze anzünde, finde ich es völlig in Ordnung, dass ich um das bete, was ich will. Ich wünsche mir ziemlich normales Zeug, einen neuen Job, Gesundheit für meine Familie, vor allem für meinen Vater und meine Großmutter, ich wünsche mir, dass keine Nagetiere in meiner Wohnung sind, glückliche Feiertage, ein besseres Jahr, dass meine Schwester endlich mal erwachsen wird und diesen Deppen nicht heiratet. Und (ich versuche, drum herum zu reden) mir ist klar, dass ich mich selbst und den Rest der Welt belügen würde, wenn ich Rob King nicht erwähnen würde, also bete ich, dass er mich anruft.
    „Ich wusste gar nicht, dass du so gläubig bist“, sagt Monica hinterher, als wir auf den Stufen vor der St. Patrick’s Kathedrale Platz nehmen. „Können wir bald gehen? Mir ist kalt.“ Ich ignoriere sie.
    Monica kann nicht glauben, dass so viele Frauen Pelzmäntel tragen. „Was werden sie tun, wenn die Revolution kommt und sie in der Kälte stehen, ohne ihre Mäntel?“
    Ich würde sie gerne fragen, von welcher Revolution sie spricht, aber ich sage nichts, weil wir auf den Kirchentreppen sitzen und meine Schwester viel zu empfindlich ist. Alles, was ich sage, kann sie in eine tiefe Krise stürzen.
    Wir beschließen, uns was zu Essen zu holen und dann wieder nach Hause zu gehen. Wir kaufen in einem Feinkostladen ein. Roseanne entscheidet sich für frische Pasta und will Tyler (Mr. Texas) morgen zum Abendessen einladen. Es soll eine kleine Dinnerparty werden, zu der auch Tabitha kommen soll. Sie überlegt sich, was wir alles einkaufen müssen.
    „Ro, das solltest du nicht hier machen. Wir können das alles auf der Dreiundzwanzigsten besorgen. Kauf hier einfach die Pasta, wenn die so toll ist, aber willst du wirklich alles andere nach Hause schleppen?“
    Plötzlich sieht meine Schwester aus, als ob sie jeden Moment ohnmächtig wird, sie ist völlig entsetzt. „Wir laufen doch nicht etwa, oder? Das ist so furchtbar weit.“
    „Monica.“ Meine Stimme klingt wie die meiner Mutter, ich bin überrascht, dass ich das so gut hinkriege. „Das sind achtundzwanzig Blöcke und ein paar Avenues. Und alles ganz eben. Komm schon!“
    „Aber es ist kalt.“ Sie hüpft auf und ab wie ein kleines Kind, das pinkeln muss. „Davon abgesehen, dass wir schon den ganzen Tag lang laufen.“ Ich kann nicht glauben, dass meine Schwester so was sagt.
    „Monica, was wirst du tun, wenn die Revolution kommt?“ Nachdem das ausgesprochen ist, laufen wir schweigend nach Hause.
    Während wir uns
COPS
auf Fox anschauen, überlegen wir, wohin wir gehen sollen. Tabitha ist gekommen und möchte was „Anständiges“ unternehmen. Mir wird klar, dass ich Ende Dezember ziemlich pleite sein werde bei all der Weihnachtsvorfreude. Auch Monica macht Theater (welche Überraschung!), sie beschwert sich, dass alles in New York viel zu teuer ist.
    Wir beschließen, zunächst mal zu Hause zu trinken – wir haben Bier, Wodka und ein paar Mixgetränke. Für den Fall, dass wir noch laufen können, wollen wir später ins
Dusk
gehen, eine Bar auf der Vierundzwanzigsten, weil uns dort der englische Barkeeper
Sweetheart
nennt und jedes dritte Getränk umsonst gibt. Für Tabitha scheint das in Ordnung zu sein, Monica allerdings muss ich mit dem Versprechen bestechen, sie einzuladen.
    Roseanne hat nicht viel Glück mit ihrer Dinnerparty. Tabitha findet die Idee nur so lange ganz nett, bis sie erfährt, dass Tyler aus Texas kommt. Seltsam, wie sie auf einmal ihre Meinung ändert. „Ich habe keine Lust, mit einem
Redneck
über die Heimat zu sprechen.“
    Sieht so aus, als ob Monica und ich uns auf der Dinnerparty so unsichtbar wie möglich machen sollten.
    COPS
spielt in einer wirklich schäbigen weißen Nachbarschaft in Texas. Wir fragen Tabitha, ob das ihre Heimatstadt ist. Sie lacht nicht. Ein übereifriger Polizist legt gerade einen dickbäuchigen Kriminellen in schmutzigen Jeans Handschellen an, sein Partner stellt einem Typ mit einem schwarzen Heavy-Metal-T-Shirt erniedrigende Fragen. Später kann man sehen, wie diese beiden sensiblen Herren die Frau von einem der Kriminellen psychologisch beraten. Meine Schwester ist stinksauer.
    „Ist euch klar, wie falsch das alles ist?“
    „Völlig“, stimmt Tabitha ihr zu meiner Überraschung zu. „Ich meine, wenn man darüber nachdenkt, sollte man wirklich meinen, dass sich hier mal jemand um anständige Klamotten kümmern könnte, da wäre doch jede Menge tolle Schleichwerbung drin, und wir müssten uns

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