Mannerfreie Zone
Hand. „Äh, ich muss mal auf die Toilette.“
„Oh, okay.“ Und dann ist er wieder der alte Todd, ich bin mir nicht ganz sicher, was das vorhin war. Als er die Tür öffnet, steht Adrian davor und zieht eine Augenbraue hoch. Er denkt, dass ich seinem Ratschlag gefolgt bin. „Ich hab’s doch gesagt, Eve. Kann ich dann mal das Badezimmer benutzen?“
„Ich muss schnell noch mal.“
„Das denke ich mir.“ Adrian blickt Todd von oben bis unten an. „Hübscher Hintern.“
„Hey“, ruft Todd. „Ich kenne deine Geheimnis, bei ihr funktioniert das aber nicht.“ Ich kann nicht aufhören zu lachen, selbst beim Pinkeln nicht. Und ich grinse auch noch, als ich das Badezimmer verlasse.
„War er so gut?“
„Nein, Adrian, komm wieder zu dir. Wenn du Glück hast, werde ich dir eines Tages seine Theorie erklären, dann hast du was zu lachen.“
„Leider habe ich Wichtigeres zu tun. Übrigens sind ein paar Leute in deinem Schlafzimmer zugange.“
„Was?“ Ich klopfe an meine Tür, jemand, den ich nicht kenne, öffnet.
„Tut mir Leid, aber du kannst da jetzt nicht rein.“
„Das ist verdammt noch mal mein Zimmer.“ Ich dränge mich an dem Typen vorbei. Direkt vor meinem Computer hat sich ein dünnes Mädchen vornüber gebeugt, um sich was reinzuziehen. Ungefähr fünf Leute, die ich nicht kenne, sind in dem Zimmer, plus Adam.
„Leute, ich weiß nicht, wer ihr seid, aber ich finde es nicht in Ordnung, dass ich nicht mal in mein eigenes Zimmer darf.“ Tabitha taucht hinter mir auf und kreischt.
„Oh mein Gott. Kokain! Was macht ihr da? Wir stehen nicht auf Kokain!“ Nie zuvor klang ihre Stimme so schrill.
„Hey, entspannt euch, wir sind fast fertig“, sagt ein Mädchen, von dem ich angenommen hatte, dass es eine Kollegin von Roseanne ist.
Roseanne steht neben mir und flüstert: „Wer ist das?“
„Ich dachte, du kennst sie.“ Mist. Ich schaue das Mädchen wieder an. „Ich will dir ja keine Unannehmlichkeiten bereiten, aber pack dein Koks ein und raus aus meiner Wohnung. Nimm die nächste U-Bahn und fahr direkt zur Hölle.“ Nun, sie verschwinden ziemlich schnell. Jeder in diesem Zimmer, außer Adam, verlässt die Party.
Auch die Musik hat aufgehört. Ich schaue Adrian an und zucke mit den Schultern. Aber dann geht die Party mit einem Mal weiter. Todd schläft auf dem Hochbett ein, ich betrachte ihn. Ich glaube, er sabbert ein wenig, und ich fühle mich nicht im Geringsten zu ihm hingezogen. Keine Ahnung, was da im Badezimmer los war.
Monica nennt mich die ganze Zeit „Honey“ und fragt dauernd, ob ich in Ordnung bin. Sie ist echt am Ende. Um sie zu beruhigen, gestatte ich ihr schließlich, die Stereoanlage abzustellen und die Discolichter zu löschen, damit Chuck auf seiner Gitarre rumklimpern kann. Er gibt eine folkloristische Darbietung von „Auld Lang Syne“. Welch ein Horror! All unsere betrunkenen Gäste finden es herrlich, mitzusingen und zu schunkeln.
Wie kann ich mich nur mit Leuten umgeben, die so gar keinen Geschmack haben? Monica lächelt stolz und massiert Chucks Schultern. Jemand sollte dieser Frau ein Tamburin in die Hand drücken.
Ich zerre Tabitha in die Küche und ziehe ihr die Paris-Geschichte aus der Nase – irgendetwas über ein Model mit Kleidergröße zweiunddreißig, das für Tabithas Geschmack viel zu oft in seiner Nähe war –, als Roseanne zu uns stößt. „Stellt euch vor! Ich glaube, ich habe es hingekriegt, dass Pete hier übernachtet.“
„Wow! Was für eine Leistung! Ihr beide werdet dann wohl mein Zimmer nehmen müssen, denn Todd schläft bereits in deinem Hochbett.“
„Ich bin so froh, dass die Party so gut gelaufen ist. Seid ihr beiden betrunken?“
„Total“, sage ich, und Tabitha nickt.
„Lasst und aufs Neue Jahr anstoßen.“ Roseanne wird sentimental. „Ihr beide seid toll, wirklich. Ich bin so froh, dass ich mit euch Silvester feiern kann. Denn mit den Menschen, mit denen man ins neue Jahr hineinfeiert, wird man auch den ganzen Rest des Jahres verbringen.“
„Ich kenne es nur so, dass man das, was man in der Silvesternacht tut, das ganze Jahr über tun wird.“ Tabitha prostet ihr zu.
„Vielleicht passiert auch das, an das man denkt.“ Ich fühle, wie mich eine Welle der Rührseligkeit erfasst. „Also sollten wir dieses Jahr an etwas denken, was uns glücklich macht, etwas, das uns ein tolles Leben garantiert, viel Geld. Das alles wird dieses Jahr in Erfüllung gehen.“
„Habe nichts dagegen.“
„Ich auch nicht.“
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