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Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Titel: Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Banner
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hier.«
    Ryan griff nach Aldebarans Arm und rannte hinter ihm her in die Nacht hinaus. Dann begann er zu taumeln.
    Aldebaran konnte ihn gerade noch auffangen, bevor er stürzte. »Geh ins Haus zurück. Jetzt sofort, Ryan.«
    »Sag mir, warum du zur Kapelle gehst.«
    »Ich kann es dir nicht sagen. Ryan, wenn du mich nicht loslässt …« Etwas fiel aus Aldebarans Hand und landete glitzernd auf der Erde. Keiner von ihnen sprach.
    »Das ist der Silberadler«, sagte Ryan schließlich. »Onkel, ich verstehe nicht, was du vorhast.«
    Jenseits des Sees schlug die Kirchturmuhr zwölf.
     
    Auf dem Balkon schüttelte Talitha den Kopf.
    »Aldebaran ist nicht gekommen?«, fragte Lucien.
    »Ich war mir so sicher«, erwiderte sie. »Vielleicht b e deutet ihm seine Familie doch nicht genug.« Sie drehte sich um und musterte Anna. »Wir haben bei dem Ve r such nichts verloren. Aber wir werden dieses Mädchen trotzdem töten müssen. Er wird dafür sorgen, dass seine Leute aus dem Widerstand die Burg stürmen, wenn er glaubt, dass eine Chance besteht, sie zu retten. Wir dü r fen ihm nicht die Zeit geben nachzudenken. Ich werde nach unten gehen und ihnen sagen, dass sie die Soldaten von der Kapelle abziehen sollen. In ein paar Minuten bin ich zurück.«
    Lucien wandte sich an Ahira. »Nimm ihr die Fesseln ab und stell sie gegen diese Wand.«
    »Ich bring sie nach unten in den Hof«, sagte Ahira, als er Annas Hände und Füße befreite. »Ich werde es dort tun. Aber vielleicht sollten wir es nicht überstürzen. Vie l leicht sollten wir sie für eine weitere Nacht in einer Zelle einsperren.«
    »Nein! Wir haben nicht die Zeit – du hast Talitha g e hört. Aldebaran könnte die Situation nutzen, um das Volk zu einer Revolution anzustacheln – welch edles Motiv, des Prinzen wahre Liebe zu retten. Wir müssen das hier zu Ende bringen und dann sofort die Armee mobilisieren. Begreifst du das denn nicht?« In Luciens Stimme schwang unüberhörbar Panik mit. »Unsere Feinde stehen seit Monaten mit ihm in Kontakt. Die Armee ha t h eute einen ihrer Schlupfwinkel entdeckt und dort stapelweise Briefe mit detaillierten Plänen gefunden. Wir stehen kurz vor einer Revolution. Der Junge darf nicht zurückkehren. Wir müssen verhindern, dass sich Aldebarans Worte e r füllen. Es reicht nicht, unterzutauchen und ihn zu töten, sobald er hierherkommt. Wir werden die Macht niemals zurückgewinnen, wenn wir sie erst einmal verloren h a ben. Wir müssen ihnen zeigen, dass es für sie keine and e re Zukunft gibt als die unter König Lucien. Erschieß das Mädchen schnell. Lass uns wegen dieses Problems tun, was wir können, bevor wir uns wieder um Alcyria kü m mern.«
    Ahira zog eine Pistole aus dem Gürtel und zielte auf Annas Kopf. Lucien drehte sich um und ließ den Blick wieder über die Stadt schweifen. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber sie konnte nicht. Ahira sah ihr einen Moment lang direkt in die Augen. Dann schloss sie sie.
     
    Als Aldebaran durch den dunklen Wald stolperte, hörte er den Schuss und fiel auf die Knie. Ryan rannte zu ihm und griff wieder nach seinem Arm. »Was ist? Was ist denn, Onkel?« Aldebaran wollte sich umdrehen und ihm sagen, dass er ihm befohlen hatte, im Haus zu bleiben, aber er war nicht mehr fähig zu sprechen.
     
    Anna öffnete die Augen. Lucien, dessen Silhouette sich gegen den Balkon abzeichnete, fiel zu Boden.
    Sein Blut lief über die Steine auf ihre Füße zu; sie schlug die Hand vor den Mund, unfähig, sich zu bew e gen. Ahira ließ die Waffe sinken und wandte sich ihr zu. »Sprich nicht.« Seine Stimme bebte. Er griff nach ihr und schob sie durch die Tür. Sie stolperten blindlings die Treppe hinunter.
    »Talitha wird es wissen«, sagte Ahira. »Sie wird es sehr bald wissen. Lauf, so schnell du kannst, und bleib in meiner Nähe.«
    Sie rannten die dunklen Korridore und Treppen der Burg hinunter. Ahira hatte die eine Hand auf ihre Schu l ter gelegt, in der anderen hielt er noch immer die Pistole. Am Seitenausgang blieb er stehen, um den leeren Bur g hof zu überprüfen.
    Irgendwo hoch über ihnen stieß jemand plötzlich einen Schrei aus, der anschließend zu einem Heulen wurde, das nicht von der Nachtluft davongetragen wurde.
    »Lauf!«, rief Ahira. »Das ist sie! Das ist Talitha !«
    Er drängte sie in Richtung der Ställe. »Smith«, rief er einem Soldaten zu. »Hol mir ein Pferd, und zwar schnell.«
    Der Mann, auf dessen Nase sich ein Sonnenbrand schälte, war kaum älter als Anna. Kaum eine

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