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Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Titel: Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Banner
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Stirling laut fragte: »Ist er okay?«
    »Ich glaube, er ist nur hungrig«, rief Maria zurück.
    »Ich habe eine Süßigkeit in meiner Tasche.«
    »Gib ihm das nicht. Er bekommt immer noch Milch.«
    »Oh, na schön.« Stirling schaukelte das Baby weiter und streckte ihm einen Finger entgegen, damit es ihn ha l ten konnte. Anselm griff danach und hörte gerade lange genug zu schreien auf, um Luft zu holen, doch dann brüllte er nur noch lauter als zuvor.
    Mir wurde langsam wieder schwindlig, und meine Sicht schien irgendwie zu verschwimmen. In meinem Kopf und meinem Nacken spürte ich ein ekliges heiß-kaltes Prickeln. Ich sah zu Boden und konzentrierte mich auf die Risse in den Pflastersteinen, um einen klaren Blick zu behalten.
    »Alles in Ordnung, Leo?«, fragte Stirling.
    Ich nickte. Einen Augenblick später hörte ich die Waschraumtür aufgehen, und das Weinen des Babys ve r ebbte zu einem unzufriedenen Quengeln.
    »Du siehst nicht gut aus«, sagte Maria – sie sprach mit mir.
    Ich schaffte es, den Kopf zu heben und sie anzusehen.
    »Dein Gesicht ist kalkweiß. Lieber Himmel – es tut mir leid, dass ich euch so lange hier unten festgehalten habe.«
    Stirling streckte mir die Hand entgegen und half mir auf. Ich schwankte und musste mich an der Wand abstü t zen. Ich hielt mich an seiner Schulter fest, während wir uns in Richtung Tür kämpften. Maria hielt sie uns auf.
    Ich konnte nicht klar erkennen, wohin ich meine Füße setzte, besonders als wir vom Hof in das dunkle Tre p penhaus traten. Aber ich legte eine Hand aufs Treppeng e länder, während Stirling mich am anderen Arm stützte, und so schaffte ich es langsam die Stufen hoch.
    Maria folgte uns den ganzen Weg nach oben, wobei sie immer wieder sagte: »Es tut mir leid, dass ich nicht helfen kann.« Und sie klang so, als ob sie es wirklich meinte.
    Als wir endlich vor unserer Wohnung standen, musste Stirling seinen Schlüssel herausholen. Ich suchte wä h renddessen Halt, aber die Wand schien von mir we g zugleiten.
    »Hier, halt dich an mir fest«, sagte Maria. Sie schob das Baby ein Stück hoch und streckte mir den freien Arm entgegen. Ich versuchte, ihn vorsichtig zu nehmen, aber sie schlang ihn mir um die Taille und zog mich plötzlich an sich. »Ich werde dich nicht fallen lassen«, versprach sie. Sie war stark. Ich konnte ihr aus dieser Nähe nicht ins Gesicht sehen, aber dafür sah sie mich an. Ich war mir schmerzlich ihrer Finger an meinen Rippen bewusst – und ihres Körpers, der sich so eng an meinen drückte, dass ich jeden einzelnen ihrer Atemzüge spüren konnte.
    Endlich bekam Stirling die Tür auf. Ich ging zu ihm rüber und stützte mich wieder schwer auf seine Schulter.
    »Auf Wiedersehen, Maria«, sagte Stirling. »Auf Wi e dersehen, Anselm.«
    »Auf Wiedersehen«, erwiderte sie. »Mach winke-winke, Anselm.« Sie hob die Hand des Babys zu einem Winken, und es gluckste uns an, während Spuckefäden über sein Kinn liefen. Dann sagte sie plötzlich ganz för m lich: »Es war schön, euch kennen zu lernen.«
    »Uns hat es auch gefreut«, erwiderte Stirling, und ich brachte ein kleines Nicken zustande.
    »Ich hoffe, dass du dich schnell erholst, Leo.« Dann eilte sie die Treppe hinauf, allerdings vorsichtig, um das Baby nicht zu gefährden.
     
    Ich verschlief den restlichen Nachmittag. Als ich au f wachte, war es schon Abend. Ich konnte gedämpfte Stimmen im Wohnzimmer hören und etwas, das auf dem Herd zischte. Stirling stand auf die Rückenlehne des S o fas gestützt im Licht, das vom Fenster hereinsickerte, und unterhielt sich mit Großmutter. Ich setzte mich auf, er hörte es und kam zur Tür.
    »Jetzt bist du also endlich wach«, sagte er und ließ sich auf das Fußende von meinem Bett plumpsen. »Fühlst du dich besser?«
    Ich nickte. »Ich weiß nicht, warum ich ohnmächtig geworden bin. Tut mir leid, dass ich dir Angst gemacht habe, Stirling. Jetzt geht ’ s mir wieder gut.« Es war fast die Wahrheit. Und als ich aufstand, war mir nicht mehr schwindlig. Ich zog mich schnell an und folgte ihm z u rück ins Wohnzimmer.
    Großmutter lächelte mich von der Küche aus an. »Ich koche dir gerade eine Suppe.«
    »Du musst hungrig sein«, meinte Stirling, als wir uns an den Tisch setzten. »Es gibt Broccolisuppe, mit Karto f feln und fettem Fleisch.«
    »Okay!«, unterbrach ich ihn. »Bitte erzähl mir nichts davon.« Mir war nach diesem Morgen immer noch schlecht. »Ich bin sicher, dass ich Hunger bekomme, wenn ich es sehe.«
    Stirling

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