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Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Titel: Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Banner
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stehen. »Ich … äh … schnappe nur ein bisschen fr i sche Luft.«
    »Ich auch.« Sie ging zum Tor und beugte sich darüber, um die Gasse hinunter bis zur Straße zu sehen. »Ich bin froh, dass es dir wieder gut geht.«
    »Danke«, sagte ich. »Und danke für deine Hilfe … du weißt schon, neulich.«
    »Nicht der Rede wert.« Sie wandte sich mir zu. »Du hast so blass und müde gewirkt – mit ein bisschen Farbe im Gesicht siehst du gleich ganz anders aus.« Sie selbst sah natürlich noch genauso aus, wie ich sie in Erinnerung hatte, vielleicht sogar noch ein bisschen hübscher.
    »Wo ist Anselm?«, fragte ich.
    »Er schläft ausnahmsweise. Oben. Meine Mutter ist bei ihm.« Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Ach, er macht mich so müde! Es ist ganz schön a n strengend, sich um ein Baby zu kümmern, und trotzdem langweilt es mich manchmal. Ich kann den Leuten nicht zustimmen, die sagen, dass eine Frau keine andere Au f gabe hat, als Kinder großzuziehen, zu kochen und zu putzen.«
    Ich lachte. »Mit der Meinung bist du heutzutage aber ganz bestimmt in der Minderheit.«
    »Vielleicht bin ich das.« Sie lächelte. »Natürlich liebe ich ihn über alles. Er ist so süß – wie könnte man ihn nicht lieben? Aber … ich weiß nicht! Heute hat er drei Stunden lang geschrien und zwischendrin kaum Luft g e holt. Ich wäre fast verzweifelt! Dann kam meine Mutter zur Tür rein und sagte sofort: › Er will seine Decke. ‹ Ich erwiderte, dass er seine Decke bereits hätte – tatsächlich hatte er sogar zwei –, aber sie dann: › Nein, Maria, seine gelbe Decke. ‹ Sie hat sie geholt und ihn damit zugedeckt, und er hat sofort aufgehört zu weinen. Anschließend n u schelte sie noch etwas über mütterliche Instinkte. Ich bin eine Mutter. Man darf ihr kein Wort glauben! Ich sag dir was – in Wirklichkeit ist sie diejenige, die mich zum Wahnsinn treibt, nicht Anselm.«
    »Es muss nervtötend sein«, sagte ich in die folgende Stille. »Wenn sie ständig so tut, als ob sie dein Kind be s ser aufziehen könnte als du.«
    »Das ist exakt das, was sie tut. Aber es ist ja nicht so, als wäre er ihr Baby.«
    »Nein.«
    »Man kann nicht von mir erwarten, dass ich so viel weiß wie sie, aber sie gibt mir noch nicht mal eine Cha n ce. Und sie hat außerdem selbst nur ein einziges Kind gro ß gezogen. Das macht sie nicht gerade zur Expertin.«
    »Vielleicht ist das der Grund, warum sie so ist.«
    »Wie meinst du das?«, wollte Maria wissen.
    »Na ja, möglicherweise fühlt sie sich durch dich b e droht. So als ob sie nicht will, dass du besser mit Kindern umgehen kannst als sie. Ich meine das nicht wortwör t lich, aber …«
    »Nein, das ist eine gute Beobachtung.«
    »Bloß ein Gedanke.«
    Wir standen wieder schweigend da. In die Ferne sta r rend, ohne etwas zu sehen, zwirbelte Maria einen abst e henden Holzspan vom Tor und ließ ihn dann fallen. »Es ärgert mich, dass sie ständig an mir rumnörgelt oder mich so missbilligend ansieht.« Sie zeigte mir, was sie meinte, indem sie ihre Lippen zu einem dünnen Strich zusa m menpresste und dabei die Augenbrauen hob.
    Ich lachte, aber sie war selbst während sie das tat noch immer sehr, sehr hübsch. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie wirklich so aussieht.«
    Sie grinste ebenfalls. »Na ja, vielleicht nicht ganz so schlimm, aber du weißt jetzt, was ich meine. Es macht mich verrückt.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Was soll ich deiner Meinung nach tun?«
    »Ich weiß nicht«, gestand ich. »Ich kenne mich mit solchen Sachen überhaupt nicht aus, wie Stirling dir zweifellos schon erzählt hat.« Sie schienen sich schon oft unterhalten zu haben, seit Maria eingezogen war.
    »Nein, gar nicht. Er spricht von dir nur in den alle r höchsten Tönen. Erst gestern hat er gesagt, dass er dich in der Schule vermisst , weil du immer auf ihn aufgepasst hast.«
    »Wirklich?« Ich fühlte mich geschmeichelt. »Typisch Stirling .«
    »Vielleicht bist du zu hart mit dir selbst. Seine Lobe s hymnen scheinen gerechtfertigt zu sein.« Sie sah mir e i nen Moment in die Augen. »Es tut mir leid. Ich scheine dich in Verlegenheit gebracht zu haben – das wollte ich nicht.« Ich legte die Hand an mein Gesicht – es war warm –, und sie lachte lauthals los. »Komm schon, Leo! Es ist ja nicht so, als ob ich dir einen Heiratsantrag g e macht hätte oder so was!«
    »Also, noch mal wegen deiner Mutter«, lenkte ich ab.
    »Ja. Was würdest du tun, wenn du an meiner Stelle

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