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Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Titel: Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Banner
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Sie las langsam. Ich konnte hören, wann sie das Ende einer Zeile erreicht hatte, weil sie dann immer eine Pause machte, um den Anfang der nächsten zu finden. » ›… bestätigt, dass die meisten Fälle von Stillem Fieber bei Soldaten auftreten, die … Kontakt mit anderen ha t ten, die … zuvor im Krankenhaus gewesen waren oder … bei denen ein Erschöpfungszustand diagnostiziert wurde … Diese von einer Krankheit genesenden oder … erschöp f ten Soldaten haben oft ein schwaches … I m munsystem, sodass sie den Erreger in sich tragen und ihn an … die G e sunden weitergeben. Dies ist ein weiterer Beweis für die allgemein … akzeptierte Theorie, der zufolge Me n schen in … schlechter körperlicher Verfassung, beso n ders solche, die … von einer Krankheit genesen, das Sti l le Fieber in sich tragen und es … direkt an die Personen weitergeben, mit denen … sie in Kontakt kommen. Me n schen mit einem … angeschlagenen I m munsystem sind sehr empfänglich für die Erreger … die dann beme r kenswert leicht auf gesunde Kontaktpersonen … übertr a gen we r den. ‹ «
    »Du solltest nicht alles glauben, was du in der Zeitung liest«, sagte ich. »Und es ist sinnlos, sich wegen des Sti l len Fiebers Sorgen zu machen. Es geht um, und Me n schen schnappen es auf, und ob man sich nun in Acht nimmt oder nicht, das Risiko bleibt immer gleich.«
    »Das stimmt nicht. Es ist immer sinnvoll, sich in Acht zu nehmen. Erschöpfung, Leo, das ist es, was Pater Du n stan gesagt hat. Und das ist es, worunter diese Sold a ten leiden – diejenigen, die die Krankheit übertragen.«
    Es war sinnlos, sich wegen des Stillen Fiebers Sorgen zu machen. Ich sagte das nicht nur, um sie zu provozi e ren. Niemand wusste wirklich, wie es übertragen wurde oder kuriert werden konnte. »Die Leute haben bloß Angst davor wegen der Symptome«, informierte ich sie. »Weil man ohnmächtig wird und nicht mehr sehen oder sprechen kann. Sie denken, dass es eine schwere Kran k heit ist, weil die Symptome ohne Vorwarnung auftreten, aber in Wirklichkeit werden die meisten wieder g e sund.«
    »Es gibt schwerere Formen«, sagte Großmutter. »Das schleichende Stille Fieber oder das Stille Fieber Typ B. Hast du schon mal davon gehört, Leo?« Ich zuckte hilflos mit den Schultern. »Du gehst noch nicht wieder zur Schule«, schloss sie entschieden. »Du musst dich noch eine Weile erholen.«
    Ich widersprach nicht …
     
    Am Donnerstagabend wurde ich vor Langeweile fast ve r rückt. »Ich gehe raus«, informierte ich Großmutter und Stirling, während ich meine Stiefel anzog.
    »Wohin?«, fragte mein Bruder. »Kann ich mitko m men?«
    »Du wirst nicht rausgehen«, sagte Großmutter.
    »Ich langweile mich hier drinnen zu Tode«, beklagte ich mich. »Ich brauche frische Luft.«
    »Die Luft ist nicht frisch – sie ist voller Krankheiten. Bleib zu Hause, Leo.«
    »Kann ich dann später mit dir zur Kirche gehen?«
    »Bleib zu Hause, Leo«, wiederholte sie. »Oder verbring ein wenig Zeit im Hof, um Luft zu schna p pen.«
    Zwischen den grauen Mauern war es dämmrig, o b wohl es erst fünf Uhr war und auf der Straße die Sonne schien. Eine warme Brise strich durch die Gasse, und ich stellte mich neben das Tor, wo sie am stärksten war. Eine Brise war hier unten ungewöhnlich, weil die Häuser auf allen Seiten so weit nach oben ragten, dass wenn übe r haupt nur ein südöstlicher Wind sich hierher verirren konnte. Während ich mich auf dem schäbigen Hof u m sah, dachte ich, dass Maria Recht hatte – ein paar Pfla n zen würden viel ausmachen. Es könnte ein ummauerter Garten sein. Ein Gartenhof.
    Ich spazierte an der Mauer entlang und stellte mir d a bei vor, dass dies ein Garten wäre. Wenn ich einen Ga r ten gehabt hätte, wäre da hauptsächlich Gras gewesen – ganze Hektar davon. Wenn ich reich wäre. Sanfte B ö schungen, auf denen Bäume wuchsen, und ein Teich mit einem Bach, so wie im Park eines herrschaftlichen Lan d sitzes. Man könnte zu Pferd darüber hinwegreiten. Wenn man reich ist, kann man tun, was einem gefällt. Vie l leicht, wenn ich die Kunst der Magie erlernen und so b e rühmt wie Aldebaran werden würde. Oder, wahrscheinl i cher, wenn ich einen hohen Rang beim Militär bekleiden würde. Aber bei der Armee würde ich nie so weit ko m men. Ich ging schneller.
    Ein Geräusch ließ mich zusammenfahren. Ich drehte mich um und sah Maria auf den Hof hinaustreten.
     
    Ich bemerkte, dass ich im Kreis herumlief und blieb a b rupt

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