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Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Titel: Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Banner
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bestraft wurde, weil ich mich wieder nicht genügend angestrengt habe.«
    Aber ich täuschte mich. Sobald wir durch die Tür k a men, stand Großmutter aus ihrem Schaukelstuhl auf und musterte mich mit so tiefer Besorgnis, dass ich erschrak. Ich ging ins Schlafzimmer und legte mich auf mein Bett, während Stirling ihr alles erklärte. »Erzähl es mir noch mal – erzähl mir ganz genau, was passiert ist«, sagte Großmutter und beugte sich besorgt über mich.
    »Ich bin beim Laufen ohnmächtig geworden. Das ist alles. Ich hätte aufhören sollen, als ich müde wurde, aber ich habe weitergemacht. Jetzt geht ’ s mir wieder gut.«
    Sie legte ihre Hand auf meine Stirn. »Du scheinst kein Fieber zu haben. Aber dieser Husten ist noch schlimmer geworden.« Besorgt wand sie ihre Finger ineinander. »Ich werde den Priester holen, damit er nach dir sieht. Pater Dunstan wird wissen, ob es etwas Ernstes ist.«
    »Es ist nichts Ernstes«, protestierte ich. »Großmutter, du brauchst Pater Dunstan nicht zu holen.« Aber sie war schon aus der Tür.
    Etwa eine halbe Stunde später kehrte sie mit dem Pri e ster zurück. »Ich bete zu Gott, dass es nicht das Stille Fieber ist.« Sie stand ängstlich hinter ihm, während er meinen Puls maß.
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist Erschöpfung. Deshalb wurde Leonard ohnmächtig.« Er wandte sich an mich. »Ruh dich ein oder zwei Tage aus. Schlaf, so viel du kannst. Ich glaube, du hast über lange Zeit viel zu hart trainiert.«
     
    Nachdem Pater Dunstan gegangen war, sahen Großmu t ter und Stirling mich immer noch so besorgt an, dass ich lachen musste. »Ich habe doch gesagt, dass es nichts Er n stes ist. Es ist wirklich albern. Normalerweise kann ich dreißig Runden ohne Probleme laufen.«
    »Du bist keine dreißig Runden gelaufen«, sagte Sti r ling. »Es waren eher fünfzig. Sergeant Markey hat dich immer wieder von vorne anfangen lassen.«
    »Ich hätte sehen müssen, dass du müde bist, Leo«, meinte Großmutter kopfschüttelnd. »Ich hätte sehen müssen, dass dieses ganze Militärtraining zu viel für dich ist.«
    »Es ist nicht zu viel für mich«, widersprach ich. »Es war die Schuld von diesem Schweinehund Markey.«
    Ich sah sie an, und mir fiel mir auf, dass sie nicht sauer war, weil ich mit solchen Bezeichnungen um mich warf. Und ich war froh darüber, was seltsam war. Sie wies mich auch nicht zurecht, weil ich Sergeant Markey ei n fach nur »Markey« genannt hatte. Sie sah mich einfach weiter auf diese eigenartige, besorgte Weise an und dec k te mich wärmer zu.
    »Ich habe gedacht, du würdest sterben!«, rief Stirling plötzlich aus und fasste nach meinem Arm. »Als ich ges e hen habe, wie du gestürzt bist, dachte ich, du würdest nicht wieder aufstehen. Ich dachte, du wärst schwer ve r letzt.«
    »Er ist hart im Nehmen, unser Leo«, sagte Großmu t ter. »Dreißig Runden in diesem Hof müssen mehrere Kil o meter sein.« Sie nahm meine Hand, aber ihre eigene zi t terte leicht. Ich konnte die zerbrechliche Erleichterung in ihrem Gesicht sehen. Sie braucht mich, dachte ich, trotz unserer vielen Streitereien. Für ein paar Minuten hatte sie geglaubt, dass ich sehr krank wäre, und sie konnte die Vorstellung nicht ertragen, mich zu verlieren. Dieser G e danke war tröstlich, denn er war mir nie zuvor in meinem Leben gekommen. Wir saßen da, wir drei, und unterhie l ten uns, als hätten wir uns seit Tagen oder Ja h ren nicht gesehen, während die Sonne auf Fensterhöhe sank und den ganzen Raum erhellte.
     
    An diesem Nachmittag ging Großmutter zum Markt, während Stirling neben meinem Bett saß und mit mir redete. »Hilf mir, aufzustehen«, sagte ich nach einer Weile. »Ich gehe runter in den Waschraum.«
    »Jetzt? Das ist aber keine so gute Idee. Ich glaube, du solltest im Bett bleiben. Was, wenn du wieder ohnmäc h tig wirst?«
    »Es wird schon nichts passieren. Ich werde vorsichtig sein.«
    »Ich finde nicht, dass du in die Kälte rausgehen sol l test«, widersprach Stirling. »Zur Not kannst du immer noch einen Eimer benutzen.«
    »Dafür bin ich nicht krank genug«, sagte ich b e stimmt. »Abgesehen davon ist es nicht kalt. Siehst du, die Sonne scheint.«
    Sie hatte damit nicht mehr aufgehört, seit ich im Büro des Colonels aufgewacht war und ihre Strahlen durch die hohen Fenster gesandt hatte.
    »In Ordnung«, sagte Stirling zögernd. »Aber ich helfe dir.«
    Obwohl mir nicht schwindlig war, stützte er meinen Arm, als ich aufstand. Ich zog meine Armeeuniform an,

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