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Mansfield Park

Mansfield Park

Titel: Mansfield Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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Sprößlinge bereiteten, vergaß Sir Thomas die Kinder seiner armen Schwägerin nicht. Er unterstützte sie großzügig bei der Erziehung und Versorgung ihrer Söhne, sobald diese alt genug waren, einen Beruf zu wählen. Obwohl Fanny von ihrer eigenen Familie fast völlig abgeschnitten war, empfand sie jedesmal tiefste Befriedigung, wenn sie von der Güte ihres Onkels gegenüber ihren Brüdern oder von einer günstigen Wendung in deren Leben hörte. Ein Mal, ein einziges Mal in all den Jahren, ward ihr das Glück zuteil, mit William zusammenzukommen. Die übrigen bekam sie nie zu Gesicht; niemandem schien es in den Sinn zu kommen, daß sie einmal die Ihrigen besuchen könnte, und daheim schien niemand nach ihr zu verlangen. Doch William, der sich bald nach ihrer Übersiedlung entschlossen hatte, zur See zu gehen, wurde eingeladen, eine Woche bei seiner Schwester zu verbringen, ehe er seinen Dienst antrat. Man kann sich die Zärtlichkeit des Wiedersehens, die Seligkeit des Beisammenseins, die Stunden übermütiger Fröhlichkeit und die Augenblicke ernsthafter Beratung, die es mit sich brachte, lebhaft ausmalen – die zuversichtliche Zukunftsfreude und strahlende Laune des Bruders bis zum letzten Augenblick und den Schmerz der Schwester, als er endgültig gegangen war. Zum Glück fiel der Besuch in die Weihnachtsferien, so daß sie sich wenigstens bei ihrem Vetter Edmund Trost holen konnte; und er erzählte ihr so bezaubernd von Williams künftigen Taten und Ehren, daß sie nach und nach einzusehen begann, daß die Trennung auch ihre guten Seiten haben könnte. Edmunds Freundschaft versagte nie. Auch als er Eton verließ, um nach Oxford zu gehen, änderte sich nichts an seiner Zuneigung, und er fand eher noch häufiger Gelegenheit, sie zu beweisen. Ohne je zu betonen, daß er mehr für sie tat als die übrigen Familienmitglieder, oder zu befürchten, daß er zuviel tun könnte, trat er stets treulich und mit großer Feinfühligkeit für Fanny ein. Er bemühte sich, die anderen von ihren wertvollen Eigenschaften zu überzeugen und gleichzeitig Fannys Schüchternheit zu überwinden, die das Zutagetreten dieser guten Eigenschaften erschwerte. Ihm verdankte sie Rat, Trost und Ermutigung.
Da sie von allen anderen zurückgesetzt wurde, reichte seine Unterstützung allein nicht aus, sie in die erste Reihe zu stellen, doch ansonsten waren seine Bemühungen von unschätzbarem Wert für die Ausbildung ihres Geistes. Er wußte, daß sie klug war und eine rasche Auffassung sowie Vernunft und Feingefühl besaß. Allein ihre Leseleidenschaft mußte, unter der richtigen Leitung, zu wahrer Bildung führen. Miss Lee lehrte sie Französisch und hörte ihr die tägliche Geschichtslektion ab, doch Edmund wies sie auf die Bücher hin, die ihre Mußestunden verzauberten; er bestärkte sie in ihrem Geschmack und gab ihr ein sicheres Urteil. Erst durch ihn wurde das Lesen zur nützlichen Beschäftigung, weil er mit ihr über das Gelesene sprach und die Schönheiten eines Buches ins rechte Licht setzte. Zum Dank dafür liebte sie ihn mehr als jeden anderen Menschen auf Erden, William ausgenommen. Ihr Herz war zwischen beiden geteilt.

3. Kapitel
    Das erste wichtigere Familienereignis, das eintrat, als Fanny etwa fünfzehn Jahre zählte, war der Tod von Pastor Norris. Es brachte natürlich gewisse Veränderungen und Umstellungen mit sich. Mrs. Norris verließ das Pfarrhaus und übersiedelte zuerst ins Herrenhaus und später in ein kleines Haus im Dorf, das zu Sir Thomas’ Besitz gehörte. Über den Verlust ihres Gatten tröstete sie sich mit der Überlegung, daß sie eigentlich sehr gut ohne ihn auskam, und über die Verminderung ihres Einkommens mit der Einführung noch drastischerer Sparmaßnahmen.
    Die Pfarre war von jeher für Edmund bestimmt; wäre sein Onkel einige Jahre früher gestorben, hätte man sie ordnungsmäßig durch irgendeinen befreundeten Geistlichen betreuen lassen, bis Edmund alt genug wäre, sein Amt anzutreten. Doch Tom hatte inzwischen bereits soviel Geld verschwendet, daß es sich als notwendig erwies, anderweitig über die Pfründe zu verfügen, und der jüngere Bruder mußte für den Leichtsinn des älteren büßen. Zum Familienbesitz gehörte noch eine zweite Pfarre, die auf Edmund wartete, und dieser Umstand erleichterte Sir Thomas’ Gewissen ein wenig. Doch er empfand diese Regelung als arge Ungerechtigkeit gegenüber seinem jüngeren Sohn und bemühte sich ernsthaft, dieses Gefühl auch dem älteren

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