Mansfield Park
darauf kam, daß es mir guttun würde! (Wie habe ich immer gezittert, daß Onkel den Mund auftun würde, wenn das Gespräch auf Pferde kam!) Und wenn ich mich erinnere, wie lieb du dich bemüht hast, mir Vernunft zuzusprechen und mir meine Angst auszureden und zu versichern, daß es mir nach einer Weile Freude machen würde – und wenn ich denke, wie recht du behalten hast, könnte ich beinahe hoffen, daß du auch diesmal richtig prophezeist.»
«Siehst du! Und ich bin ganz überzeugt, daß das Zusammenleben mit Tante Norris deinem Geist und Gemüt ebenso guttun wird wie das Reiten deiner Gesundheit, und daß es dir Glück bringen wird.»
Damit endete das Gespräch. Was seinen praktischen Nutzen für Fanny betraf, hätte es ebensogut nicht stattfinden können, denn Mrs. Norris hatte nicht die leiseste Absicht, sie zu sich zu nehmen. Auch jetzt war ihr diese Möglichkeit nur als eine Gefahr in den Sinn gekommen, die sie sorgfältig zu vermeiden gedachte. Um allen diesbezüglichen Erwartungen vorzubeugen, hatte sie unter den Häusern der Pfarrgemeinde das allerkleinste gewählt, das noch als halbwegs herrschaftlich gelten konnte; das sogenannte «Weiße Haus» bot gerade Raum für sie, ihre Dienstboten und ein Gastzimmer, dessen Unentbehrlichkeit Mrs. Norris unablässig betonte. Das Gastzimmer im Pfarrhaus war niemals benützt worden, jetzt aber vergaß sie bei keiner Gelegenheit zu bemerken, daß sie für allfällige Besuche unbedingt ein Gastzimmer benötige. Jedoch alle ihre Vorsichtsmaßnahmen schützten sie nicht davor, daß man ihr bessere Absichten zutraute; vielleicht hatte auch gerade ihr ständiges Herumreiten auf der Notwendigkeit eines Gastzimmers Sir Thomas zu der Annahme verführt, es sei in Wirklichkeit für Fanny bestimmt. Eine beiläufige Bemerkung Lady Bertrams brachte Klarheit in die Sache.
«Ich denke, Schwester, wenn Fanny jetzt bei dir wohnen wird, brauchen wir Miss Lee nicht länger zu behalten.»
Mrs. Norris fuhr beinahe in die Luft. «Bei mir wohnen? Meine Liebe, was soll das heißen?»
«Ja, wird sie denn nicht bei dir wohnen? Ich dachte, du hättest es mit Sir Thomas abgemacht?»
«Ich? Niemals! Ich habe darüber mit keiner Silbe zu Sir Thomas gesprochen und er nicht zu mir. Fanny bei mir wohnen! Das Allerletzte, was jeder, der uns beide kennt, für wünschenswert halten könnte! Du meine Güte! Was sollte ich mit Fanny anfangen? Ich, eine arme, hilflose, verlassene Witwe, die zu nichts mehr taugt, die keine Kraft mehr hat – was sollte ich mit einem Kind in diesem Alter, einem fünfzehnjährigen Mädchen anfangen? Das ist genau das Alter, in dem sie ständige Beaufsichtigung brauchen und auch das geduldigste Gemüt auf eine harte Probe stellen. Sir Thomas kann es nicht so gemeint haben, dazu ist er mir ein zu guter Freund. Niemand, der es gut mit mir meint, könnte so etwas vorschlagen. Wie ist Sir Thomas darauf gekommen, dir davon zu sprechen?»
«Ich weiß wirklich nicht. Er hält es vielleicht für richtig.»
«Aber was hat er gesagt? Er kann unmöglich gesagt haben, es sei sein Wunsch, daß ich Fanny zu mir nehme. Nein, das kann nicht sein aufrichtiger Wunsch sein!»
«Er hat nur gesagt, er hielte es für sehr wahrscheinlich – und ich habe das auch gedacht. Wir dachten beide, es würde dir ein Trost sein. Aber wenn du sie nicht willst, ist nichts weiter darüber zu sagen. Hier stört sie nicht.»
«Liebste Schwester, wie könnte sie mir ein Trost sein? Bedenke doch meinen unglücklichen Zustand! Hier sitze ich, eine arme, trostlose Witwe, die den besten aller Gatten verloren hat. Meine Gesundheit ist bei der schweren Pflege draufgegangen, von meiner seelischen Stimmung will ich gar nicht reden, meine Ruhe auf dieser Welt ist dahin, nichts ist mir geblieben! Ich habe kaum genug, um mich standesgemäß zu erhalten, um wenigstens so zu leben, daß ich dem Andenken des teuren Verschiedenen keine Schande mache – wie kann es mir da ein Trost sein, eine solche Last auf mich zu nehmen!
Sogar wenn ich es um meiner selbst willen wünschte, wäre es dem armen Mädchen gegenüber ein Unrecht. Hier ist sie in guten Händen und hat ein gesichertes Dasein. Ich muß mich allein durch meine Sorgen und Schwierigkeiten hindurchkämpfen, so gut ich es eben vermag.»
«Es macht dir also nichts, ganz allein zu leben?»
«Liebste Schwester, tauge ich für etwas anderes als für Einsamkeit? Von Zeit zu Zeit hoffe ich einen lieben Gast in meinem bescheidenen Heim zu sehen (für meine Freunde wird stets ein
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