Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mansfield Park

Mansfield Park

Titel: Mansfield Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
Vom Netzwerk:
reumütig sein Leben überblickt hatte – und er fand, es sei eigentlich auch nicht schlecht, ein reicher junger Herr zu sein, der über Pferde und Dienerschaft verfügte. Ja, in einer Hinsicht war es sogar besser, denn es gab ihm die Möglichkeit, sich gefällig zu erweisen, wo er zu gefallen wünschte. Wie es seiner Lebhaftigkeit, seinem Unternehmungsgeist und seiner jugendlichen Wißbegier entsprach, zeigte William große Lust, sich auch einmal auf der Jagd zu versuchen, und Crawford war in der Lage, ihn vollständig auszurüsten, ohne daß es ihm selbst die geringste Unbequemlichkeit verursachte. Es galt nur einige Bedenken von seiten Sir Thomas’ zu beschwichtigen, der den Wert einer solchen Leihgabe besser kannte als sein Neffe, und Fanny ihre Besorgnis auszureden. Sie hatte Angst um William. Soviel er auch von seinen Reitunternehmungen in den verschiedensten Ländern zu berichten wußte, von den unwegsamen Ritten, an denen er teilgenommen, den wilden Pferden und Maultieren, die er gebändigt, und den mannigfachen Gelegenheiten, bei denen er dank seiner Gewandtheit einem furchtbaren Sturz entgangen war – nichts konnte Fanny davon überzeugen, daß er einer englischen Fuchsjagd auf einem wohlgenährten Jagdpferd gewachsen wäre. Erst als er unversehrt, ohne Unfall oder Unehre, zurückkehrte, konnte sie wieder aufatmen und Mr. Crawford etwas von der Dankbarkeit entgegenbringen, um deretwillen er ihrem Bruder ein Pferd geliehen hatte. Erst jetzt, da William nichts zugestoßen war, ließ sie Crawfords Freundlichkeit gelten und belohnte ihn sogar mit einem Lächeln, als er William das Pferd zu weiterem Gebrauch anbot und ihn in der nächsten Minute mit der größten Herzlichkeit und unwiderstehlicher Liebenswürdigkeit bat, es als sein eigenes zu betrachten, solange er in Mansfield weilte.
     

 
25. Kapitel
    Der Verkehr zwischen den beiden Familien war nun wieder so vertraulich geworden, wie wohl niemand, der die herbstlichen Ereignisse miterlebt hatte, es damals für möglich gehalten hätte. Das hing zum Teil mit Henry Crawfords Rückkehr und Williams Besuch zusammen, doch vor allem lag es daran, daß Sir Thomas jetzt den nachbarlichen Bemühungen des Pfarrhauses mehr als bloße Duldung entgegenbrachte. Von den Sorgen befreit, die ihn bei seiner Heimkehr belastet hatten, fand er nun genügend Muße, um festzustellen, daß die Grants und ihre jungen Hausgenossen sehr wohl eines näheren Umgangs würdig seien. Und obwohl er unendlich erhaben über alle Berechnungen und Intrigen war, die bezweckt hätten, seine Kinder möglichst günstig zu verheiraten, und es sogar für verächtlich hielt, sich mit solchen Erwägungen zu befassen, konnte er doch in all seiner Großartigkeit nicht umhin, so nebenbei und obenhin zu bemerken, daß Mr. Crawford seine Nichte einigermaßen auszuzeichnen schien, und aus diesem Grunde (wenn auch unbewußt) allfälligen Einladungen wohlwollender gegenüberzustehen.
    Doch als die Grants nach vielen internen Diskussionen und manchem Zweifel, ob der Versuch sich lohne – denn Sir Thomas scheine so abweisend – und Lady Bertram sei so apathisch – es schließlich doch riskierten, die ganze Familie zum Essen einzuladen, entsprang Sir Thomas’ bereitwillige Zusage einzig seiner Höflichkeit und seinem Wohlwollen und hatte mit Mr. Crawford weiter nichts zu tun, als daß er eben mit zu der annehmbaren Gesellschaft gehörte; denn es geschah gerade anläßlich dieses Besuchs, daß Sir Thomas zum erstenmal der Gedanke kam: wenn jemand anwesend wäre, der dergleichen müßige Betrachtungen anzustellen pflegte, dann könnte ein solcher Mensch tatsächlich auf die Idee kommen, daß Mr. Crawford Fanny Price den Hof mache.
    Es wurde eine sehr nette Abendgesellschaft, bei der alle sich wohlfühlten, denn sie bestand gerade im richtigen Verhältnis aus Leuten, die gern redeten, und Leuten, die gern zuhörten.
    Das Essen war, wie immer bei Grants, üppig und elegant. Es entsprach zu sehr dem gewohnten Stil aller Teilnehmer, um besondere Aufregung zu verursachen, außer bei Mrs. Norris, die den großen Eßtisch und die Anzahl der darauf erscheinenden Gerichte niemals ohne Ärger erblicken konnte. Die Bedienten, die hinter ihrem Stuhl hin und her gingen, störten sie, und stets gelang es ihr, einen neuen Beweis für ihre Theorie mit heimzunehmen, daß es bei so vielen verschiedenen Speisen unmöglich wäre, alle warm zu halten.
    Wie Mrs. Grant und ihre Schwester es vorausbestimmt hatten, entdeckte man

Weitere Kostenlose Bücher