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Mansfield Park

Mansfield Park

Titel: Mansfield Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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nicht spät war – begann er vom Heimgehen zu sprechen, doch der tröstliche Klang dieser Worte wurde sogleich wieder abgeschwächt, als er sich zu ihr wandte und fragte: «Haben Sie mir nichts für Mary mitzugeben? Keine Antwort auf ihr Billet? Sie wird enttäuscht sein, wenn ich ihr nichts bringe. Bitte, schreiben Sie ihr doch, wenn es auch nur eine Zeile ist.»
«O ja – natürlich!» rief Fanny und sprang voller Hast, der Hast der Verlegenheit, auf, um nur rasch von ihm loszukommen. «Ich schreibe sofort!»
Sie setzte sich an den Tisch, an dem sie die Korrespondenz ihrer Tante zu erledigen pflegte, und griff nach Papier und Feder, ohne die leiseste Ahnung, was sie denn eigentlich schreiben sollte. Sie hatte Mary Crawfords Brief gerade nur einmal überflogen und kaum verstanden – was konnte man darauf antworten? In dieser Art Korrespondenz war sie ganz unbewandert, und wäre nur Zeit gewesen, sich um den richtigen Stil und Ton zu sorgen, hätte sie vor lauter Skrupeln nicht aus noch ein gewußt. Doch sie mußte jetzt gleich irgend etwas schreiben – und von dem einen, entschiedenen Wunsch beherrscht, deutlich zu machen, daß sie an keinerlei ernsthafte Absicht glaubte, schrieb sie mit bebendem Herzen und zitternden Fingern folgende Zeilen: «Ich bin Ihnen, liebste Miss Crawford, sehr verbunden für Ihre freundlichen Glückwünsche, soweit sie meinen lieben William betreffen. Alles übrige in Ihrem Brief hat nichts zu bedeuten, das weiß ich, aber ich bin so ungeschickt zu solchen Scherzen, daß ich Sie sehr bitte, nicht böse zu sein, wenn ich darauf nicht eingehe. Ich kenne Mr. Crawford lange genug, um seine Art richtig zu verstehen. Wenn er mich ebensogut verstünde, würde er sich gewiß mir gegenüber anders benehmen. Ich weiß gar nicht, was ich schreibe, aber ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie nie wieder auf diese Sache zu sprechen kämen. Mit nochmaligem Dank für Ihren freundlichen Brief, bin ich Ihre Fanny Price»
    Die letzten hastig hingeworfenen Worte waren kaum mehr zu lesen, denn sie sah voller Schrecken, daß Mr. Crawford unter dem Vorwand, das Billet in Empfang zu nehmen, sich ihr näherte.
    «Sie glauben doch nicht, daß ich Sie zur Eile antreiben will», sagte er in gedämpftem Ton, während sie in fliegender Hast das Blatt faltete.
    «Das können Sie nicht für meine Absicht halten. Bitte, beeilen
    Sie sich nicht.»
«Nein, danke – ich bin fertig – in einem Moment bin ich fertig
… Vielen Dank … Wenn Sie so freundlich sein wollen, das
Ihrer Schwester zu geben …»
Er mußte das Billet nehmen, das sie ihm hinhielt, und da sie
augenblicklich mit abgewandtem Blick zum Kamin lief, wo ihre
Tanten saßen, blieb ihm nichts übrig, als sich allen Ernstes zu
verabschieden.
Fanny dachte, sie hätte niemals einen Tag erlebt, der ihr
größere Aufregungen, gute wie böse, gebracht hätte; doch
glücklicherweise würde das Gute nicht mit dem Tag vergehen –
jeder neue Morgen würde ihr die Tatsache von Williams Beförderung frisch ins Bewußtsein rufen, während die Kränkung sich hoffentlich niemals wiederholen würde. Sie zweifelte nicht, daß ihr Billet an Miss Crawford schauderhaft schlecht geschrieben war, so daß ein Kind sich seiner schämen müßte, denn sie war vor Aufregung nicht fähig gewesen, auf Stil und Aufbau ihrer Sätze zu achten – aber zumindest würde es den beiden unmißverständlich zeigen, daß sie sich von Mr. Crawfords Galanterien weder täuschen noch schmeicheln ließ.

 
32. Kapitel
    Als Fanny am nächsten Morgen erwachte, hatte sie keineswegs Mr. Crawford vergessen, doch sie erinnerte sich auch an den Ton und Inhalt ihres gestrigen Billets und war ganz zuversichtlich, daß es seine Wirkung getan hätte. Wenn Mr. Crawford nur abreisen wollte! Das war ihr innigster Wunsch. Wenn er nur endlich mitsamt seiner Schwester abreisen wollte, wie es geplant war! Er war ja eigens zu diesem Zweck nach Mansfield zurückgekommen, und sie verstand nicht, warum die beiden nicht schon fort waren, denn Miss Crawford wünschte gewiß keinen Aufschub. Fanny hatte bei seinem gestrigen Besuch gehofft, daß er schon einen bestimmten Tag nennen würde, doch er hatte nur allgemein von seiner bevorstehenden Abreise gesprochen.
    Da sie von dem befriedigenden Resultat ihres Briefchens so felsenfest überzeugt war, wunderte sie sich sehr, als sie bei einem zufälligen Blick durchs Fenster Mr. Crawford durch den Park kommen sah – noch dazu zur gleichen frühen Stunde wie gestern. Sein

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