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Mansfield Park

Mansfield Park

Titel: Mansfield Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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ihrer Tante. Sie dachte sehr viel an den morgigen Abend, denn wenn alle drei Akte geprobt wurden, würden Edmund und Miss Crawford zum erstenmal miteinander spielen. Im dritten Akt hatten sie einen Auftritt, der sie ganz besonders interessierte. Sie sehnte und fürchtete sich gleichzeitig, die beiden diese Szene spielen zu sehen. Sie drehte sich ausschließlich um die Liebe. Der Herr beschrieb eine Liebesheirat, und die Dame war ganz nahe daran, ihm eine Liebeserklärung zu machen.
    Sie hatte die Szene mit mannigfachen schmerzlichen und zweifelnden Gefühlen wieder und wieder gelesen und sah ihrer Darstellung wie einem überwältigenden Ereignis entgegen. Sie glaubte nicht, daß die beiden sie bereits zusammen geprobt hätten – nicht einmal im geheimen.
    Der nächste Tag brach an. Es blieb dabei, daß man abends proben würde, und Fannys Aufregung verminderte sich nicht. Sie nähte emsig unter den Anweisungen ihrer Tante, aber hinter ihrem Fleiß und ihrer Schweigsamkeit verbarg sich angstvolle Erwartung. Sie war mit den Gedanken nicht bei der Arbeit. Gegen Mittag flüchtete sie sich mit ihrer Näherei ins Ostzimmer, um einer weiteren, ihrer Meinung nach höchst überflüssigen Probe des ersten Aktes zu entgehen, die Henry Crawford soeben wieder vorgeschlagen hatte. Sie sehnte sich danach, allein zu sein, und wünschte vor allem, Mr. Rushworth aus dem Weg zu gehen. Von der Treppe aus sah sie, daß die beiden Damen aus dem Pfarrhaus durch den Park kamen, aber das bestärkte sie nur noch in ihrem Wunsch, sich zurückzuziehen. Eine Viertelstunde lang arbeitete und sann sie ungestört in ihrem kleinen Reich – dann klopfte es leise an die Tür, und Miss Crawford trat ein.
    «Bin ich hier recht? Jawohl, das ist das Ostzimmer. Meine liebe Miss Price, verzeihen Sie die Störung, aber ich habe Sie hier aufgestöbert, weil ich Ihre Hilfe brauche.»
    Fanny war ganz überrascht. Sie bemühte sich durch allerlei kleine Höflichkeiten, es dem Gast in ihrem Zimmer behaglich zu machen, und warf einen bekümmerten Blick auf den blanken Rost ihrer kalten Feuerstelle.
    «Danke, mir ist warm genug, sehr warm. Erlauben Sie mir nur, ein Weilchen hierzubleiben, und haben Sie die Freundlichkeit, mir meinen dritten Akt abzuhören. Ich habe das Buch mitgebracht und wäre so schrecklich dankbar, wenn Sie mit mir proben wollten! Eigentlich bin ich in der Absicht hergekommen, mit Edmund zu proben – nur wir beide, um uns für den Abend zu stählen – aber er ist nicht zu Hause. Und wenn er da wäre, könnte ich es, glaube ich, nicht über mich bringen, das Zeug mit ihm zu spielen, bevor ich mich ein bißchen abgehärtet habe – es gibt da verschiedene Stellen … Sie tun mir den Gefallen, nicht wahr?»
    Fanny beteuerte eifrig, wenn auch nicht mit sehr fester Stimme, ihre Bereitwilligkeit.
«Haben Sie schon einmal einen Blick auf meinen Text geworfen?» fuhr Miss Crawford fort, während sie das Buch aufschlug. «Da ist er. Zuerst ist es mir nicht so schlimm vorgekommen – aber ich muß doch sagen … Da, schauen Sie sich diesen Absatz an – und hier … und hier … Wie kann ich ihm ins Gesicht sehen und dabei solche Dinge aussprechen? Wären Sie dazu imstande? Aber er ist ja Ihr Cousin, das ist ganz etwas anderes. Jetzt müssen Sie also mit mir proben, und ich werde mir einbilden, Sie wären er, damit ich mich langsam gewöhne. Manchmal haben Sie tatsächlich Ähnlichkeit mit ihm.»
«Wirklich? Ich will mein möglichstes tun – sehr gern – aber ich muß meinen Part lesen, denn auswendig kann ich nicht viel davon.»
«Überhaupt nichts, nehme ich an. Natürlich bekommen Sie das Buch. Also los! Wir brauchen zwei Stühle, die Sie vorn auf die Bühne hinstellen. Da sind sie – brave Schulzimmerstühle, aber sichtlich nicht fürs Theater gebaut! Sie eignen sich eher dazu, von kleinen Mädchen mit den Absätzen bearbeitet zu werden, während sie ihre Lektion büffeln. Was würden wohl Ihre Gouvernante und Ihr Onkel sagen, wenn sie wüßten, daß wir die Stühle zu solch schändlichem Zweck mißbrauchen! Sir Thomas würde sich dem Schutz des Himmels empfehlen, wenn er sähe, wie wir im ganzen Haus herumwimmeln. Mr. Yates schmettert gerade im Eßzimmer, wie ich beim Heraufkommen gehört habe, und die Bühne ist natürlich von unseren beiden Unermüdlichen, Agathe und Friedrich, mit Beschlag belegt. Wenn das keine Meisterleistung wird! Nebenbei gesagt, habe ich vor fünf Minuten zu ihnen hineingeguckt, zufällig gerade in einem der häufigen

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