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Manta 02 - Orn

Manta 02 - Orn

Titel: Manta 02 - Orn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Die Jagd war schwierig in diesem unvertrauten Territorium. Er lauschte.
    Hoch über ihm ertönte der Schrei eines seiner primitiven Vettern, eines Flugvogels. Orn blickte nach oben und sah ihn auf der Suche nach fliegenden Insekten über die Bäume hinwegsegeln. Versuchsweise schlug er mit den Flügeln und wünschte sich für einen Augenblick, daß er dies auch könnte. Viele Hunderte von Arten lebten jetzt in der Luft, mehr als jemals zuvor. Seiner eigenen Art war das jedoch schon so lange nicht mehr möglich gewesen, daß er nur noch ganz verschwommene Erinnerungen an das Fliegen hatte. Seine Flügel dienten jetzt nur noch als Schmuck und zur Verteidigung. Das Gewicht seines großen Kopfes mit der Bürde der Erinnerungen hinderte ihn sogar daran, hoch zu springen, geschweige denn zu fliegen.
    Ein anderer, sanfterer Laut drang zu ihm herüber. Es war das Rieseln von Wasser über nackten Stein. Ein Strom!
    Orn fand ihn sofort. Er stand nahe am Ufer und betrachtete die schmalen Kanäle, als die klare Flüssigkeit zwischen den Felsen hindurchfloß, tauchte dann seinen Schnabel hinein und trank. Im Gegensatz zu seinen Vettern war er in der Lage, das Wasser einzusaugen, ohne zum Schlucken den Kopf heben zu müssen. Aber er brauchte nicht die großen Mengen, die durch die kleinen Körper der Säuger rannen. Sie überlebten, indem sie ausreichend Flüssigkeit speicherten, die trotz reichlicher Urinabgabe für einen vertretbaren Zeitraum reichte. Er überlebte, weil er leistungsfähig war. Das war einer der Gründe, aus denen seine Art der ihren überlegen war, abgesehen vom Kriterium des Gedächtnisses.
    Kleine Fische huschten vorbei und erinnerten ihn flüchtig an das Schwimmstadium seiner Urahnen. Der Gedanke, Kreaturen wie jene zu verzehren, von denen er abstammte, störte ihn nicht. Tatsächlich gefiel ihm der Gedanke sogar. Auf der Suche nach einem Teich mit größeren Fischen, die die Mühe lohnten, ging er stromaufwärts.
    Ganz in der Nähe bewegte sich etwas. Orn drehte den Hals, um ein Auge darauf richten zu können, und erspähte den entschwindenden Schwanz einer gutkali- brigen Schlange. Diese Reptilienart hatte in jüngster Zeit die Beine abgelegt und sich in kriechende Kreaturen verwandelt. Auf der Insel hatte er schon einige wenige verzehrt, aber diese hier war fetter und länger. Er sprang auf die Schlange, nagelte den Kopf mit einem Fuß fest und hackte mit dem Schnabel in ihren Hals.
    Dir Fleisch war kühl, saftig und köstlich. Er schlang es herunter und stillte seinen Hunger. Es gab Berge, wo er sich an Sümpfe erinnerte, und die Drainage der Landschaft hatte sich verändert. Die Nächte im Binnenland waren kühl, die Tage heiß. In den Tagen, in denen er sich von den trügerischen Vulkanen entfernte, war Orn endlich in der Lage, seine Erwartungen abzulegen und das Vorgefundene zu akzeptieren. Seine innere Unruhe legte sich.
    Überall waren Vögel, nicht intelligent, aber sonst in jeder Beziehung fortgeschrittener als in seinen Erinnerungen. Sie kreuzten geschickt durch die Lüfte und schwammen in den kleinen, kühlen Teichen. Die Familien der Gliederfüßer waren auf phantastische Art und Weise allgegenwärtig. Und die kleinen, warmen, haarigen, saftigen Säuger waren aus ihren Höhlen und Verstecken hervorgekommen und kühn ins Freie getreten. Sie hatten Wälder und Lichtungen überrannt.
    Orn fand heraus, daß manche Säuger leichte Beute waren. Die größten bedeuteten keine Gefahr für ihn, und die meisten waren so klein, daß er sie mit ein paar Bissen herunterschlucken konnte und dabei nur einige wenige heiße Tropfen ihrer Substanz verschwenden mußte. Es war nicht so, daß sie keine Vorsicht walten ließen, aber die größeren schienen keinen Ärger von Seiten eines Vogels zu erwarten. Dies gestattete es ihm, ziemlich nahe heranzukommen, bevor sie beunruhigt waren, und gewöhnlich verschaffte ihm ein schneller, genauer Krallenschlag eine angenehme Mahlzeit. Die Säuger lernten jedoch schnell, und er stellte fest, daß sie vor ihm viel mehr auf der Hut waren, nachdem er ein oder zwei Exemplare von einer bestimmten Gruppe erwischt hatte. Aber da er weiterwanderte, spielte das kaum eine Rolle. Nie zuvor hatte er besser gegessen.
    Aber noch immer empfand er ein vages Unbehagen. Irgend etwas fehlte. Er konnte jedoch bis zu dem Zeitpunkt, an dem er es wirklich sah, nicht sagen, um was es sich handelte. Er wußte, daß das Leben hier für ihn zu einfach war. Es sollte mehr Gefahr geben. Aber noch

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