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Manta 02 - Orn

Manta 02 - Orn

Titel: Manta 02 - Orn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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verschwenderisch, und überall gab es Pilze. Aber zu ihrer Überraschung sah sie kein Gras. Immerhin, auf der Insel hatte es Bambus gegeben, und Bambus war eine Grasart.
    Irgend etwas startete von dem Gesträuch ihr gegenüber, und sie sprang alarmiert zurück. Es war ein brauner Strich, der durch die Luft segelte, weg von ihr. Sie erhaschte einen Blick auf ausgestreckte Glieder, einen Hautfetzen, eine längliche Gestalt. Dann war es verschwunden. Sie hörte das Rascheln, als es auf einem anderen Busch niederging. Es war kein Vogel.
    »Planetetherium«, sagte Cal hinter ihr. »Primitiver Insektenfresser, eins der ersten Säugetiere. Ein Gleiter.«
    »Ja.«, sagte sie und erinnerte sich dunkel an ihre Studien. Sie hatte für ihre Ignoranz gegenüber den Säugetieren wirklich keine Entschuldigung, aber die Zeit und andere Gedanken hatten ihre Kenntnisse verblassen lassen. Cal mit seinem erschreckenden Intellekt schien niemals etwas zu vergessen.
    »Vielleicht solltest du dich umziehen«, schlug Cal vor. »Bevor es dir unbequem wird.«
    Sie blickte an sich hinunter. Die Kleidung klebte ihr am Körper, und sie wußte, daß das Salz scheuern würde, wenn die Flüssigkeit verflogen war. Cal hatte recht wie immer.
    Doch die Luft war angenehm, und trotz des Schattens der Bäume kam keine Kälte auf. Sie wünschte sich, ganz einfach ihre Kleider ablegen und nymphengleich durch die Sträucher und Farne gleiten zu können, frei von allen Belastungen.
    »Warum nicht?« fragte sie rhetorisch.
    Sie fing an sich auszuziehen und reichte ihre nassen Kleider Stück um Stück an Cal weiter. Er gab keinen Kommentar und wandte den Blick nicht ab.
    Und so rannte sie nymphengleich durch die Sträucher und Farne. Es war in jeder Beziehung so herrlich, wie sie es sich vorgestellt hatte, abgesehen davon, daß sich ein Dom in ihren Fuß bohrte. Sie hatte die Beschränkungen der Zivilisation zusammen mit ihren Kleidern abgeworfen und war wieder eins mit sich.
    Veg klappte beifällig den Mund auf, als sie auf ihn stieß, aber er sagte nicht mehr als Cal.
    Die Nacre war dicht ans Ufer geschoben worden: Vegs Muskeln hatten sich bewährt. Ihre trockene Kleidung befand sich an Bord, aber sie zögerte, sie zu holen. Würde es nicht besser sein, wenn sie alle...
    Nein. Es bestanden bereits kaum unterdrückte sexuelle Spannungen zwischen ihnen. Es wäre eine verbrecherische Dummheit, etwas zu tun, was sie unnötig vergrößern würde.
    Müde betrat sie das Floß und zog sich an.
    Sie verbrachten die Nacht auf dem Floß, das ein Stück vom Ufer entfernt ankerte. Wenn es auch keine gefährlichen Spezies geben mochte, so zogen sie es doch vor, sich langsam zu akklimatisieren.
    Am Morgen versammelten sich die Insekten und Vögel in großen Mengen am Ufer. Erstere waren vertraut, die zweiten fremd. Mehrere große graue Seevögel schwammen um das Floß herum und tauchten nach Fischen. Aquilon stand an Deck und malte sie, beeindruckt von ihrer Furchtlosigkeit. Gab es im Wasser keine Räuber von Bedeutung? Oder war das Floß so ungewöhnlich, daß es als Werk der Natur angesehen wurde? Oder wußten sie instinktiv, wer eine Drohung verkörperte und wer nicht?
    Veg brachte die Nacre wieder ans Ufer und machte sie fest. Diesmal gab es keinen vorzeitigen Ruck. Sie fragte sich, ob er den Grund überprüft hatte, um einen geeigneten Kanal für den Kiel zu finden, oder ob er selbst einen gegraben hatte.
    Gemeinsam wagten sie sich mehrere Kilometer ins Landesinnere vor. Hier gab es Eichen, Buchen und Nußbäume, in denen eichhörnchenähnliche Kreaturen herumsprangen. Gelegentliche Grasbüschel sprossen im bergigen Land, wo die dicht stehenden Bäume es erlaubten. Es war also vorhanden, hatte sich aber noch nicht richtig durchgesetzt. Rattenartige Kreaturen flitzten weg, als die Gruppe herankam. »Gab es echte Nagetiere im Paläozän?« erkundigte sich Aquilon.
    »Nicht der Rede wert«, sagte Cal. »Dies waren vermutlich Ahnen der Primaten.«
    »Primaten!« Sie war erschüttert.
    »Bevor sich die echten Nagetiere entwickelten, nahmen die primitiven Primaten diese Nische ein. Wie die meisten Säugetiere stiegen sie von den Bäumen herab und suchten die offenen Felder auf. Aber wie du sehen kannst, gab es nicht genug Gras. Bis zum Miozän besetzte es eine unbedeutende ökologische Nische. Erst dann entstanden die weiten, trockenen Ebenen, und die Primaten hatten sich nicht klar entschieden. Deshalb wurden sie von den echten Nagetieren wieder auf die Bäume

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