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Manta 02 - Orn

Manta 02 - Orn

Titel: Manta 02 - Orn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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verspottet.
    Dann endete ihr Tanz, und die Ebene war wieder still. Orn war an der Reihe. Er spreizte sich, begann den Schlag der Füße, schloß die Flügel, wirbelte herum, sprang, spreizte sich, und der Instinkt ließ ihn unaufhaltsam fortfahren. Tapp-tapp-tapp auf dem Rasen, wobei das Schlagen der Flügel zu dieser Kadenz paßte, aber nicht mit ihr übereinstimmte. Ein schnellerer, wilderer Tanz als der ihre, dominierend, kraftvoll, der kundtat, was männliche Ausdrucksweise bei jeder Spezies kundtat, aber künstlerisch und nicht ohne sanfte Untertöne. Vor, zurück, herum; ein Flügel aufleuchtend, dann der andere, als ob er hin und her spränge. Aber .schweigend, mit Ausnahme der Füße, ein pulsierender Geist. Endlich ein beschleunigter Schlag, Füße und Flügel gemeinsam, emporsteigend, als ob er abheben wolle - und Schweigen.
    Der Tanz war vorüber. Orn erholte sich, allein in der Dunkelheit, ließ sich sein Herz beruhigen. Es war eine gute Leistung gewesen, die sich einer guten Jagd angeschlossen hatte aber es war besser, die Dinge bis zum Morgen warten zu lassen. Er machte sich auf den Weg zu dem Schlafsitz, den er während des Umherstreifens ausgewählt hatte. Ornette, außerhalb seiner Sicht, wie es das Ritual verlangte, tat dasselbe.
    Eine schnelle Mahlzeit bei Tagesanbruch. Dann, als sich die Sonne über den östlichen Paß drängte, begann die Jagd erneut. Sie war, sich schneller erholend als er, wieder frisch und mit dem Terrain besser vertraut, und er verlor an Boden. Die Stirnseite der nördlichen Bergkette empor, über einen niedrigen, verborgenen Paß, der in ein anderes üppiges Tal führte - aber sie kehrte in ihr eigenes zurück, südwärts. Sogar bis zum Rand des Sumpfes rannte sie, vorbei an Dornenbüschen, Moos und Pilzen, die ihm Federn ausrupften oder ihn mit Dornen spickten, als er achtlos hindurchstürmte. An einer Stelle kreuzte sie die Spur eines riesigen Räuberreptils und suchte schnell ein anderes Gebiet auf. Es war nicht angebracht, Schwierigkeiten derartiger Natur bei diesem romantischen Anlaß auf sich zu nehmen.
    Wieder empor zu den Schneefeldern, über einen heißen Flußlauf, der seinen eigenen Kanal durch das Eis schmolz, abwärts. und vor Mittag holte Orn wieder auf. Sie war müde; ihre Flügel glänzten nicht länger glatt, ihr Schnabel war nicht länger erhoben. Sie versuchte noch einmal den Anstieg nach oben, aber er verkürzte die Entfernung zwischen ihnen so schnell, daß sie davon abließ und an der Grenzlinie blieb. Sie waren jetzt in der Nähe der südöstlichen Ecke des Tals, von seinem ursprünglichen Eingangsweg durch den Sumpf und die Bucht getrennt.
    Orn schloß bis auf eine Flügelspanne auf, ohne sich noch anstrengen zu müssen. Sie war so erschöpft, daß er die Geschwindigkeit leicht halten konnte; die Zeit seiner Wanderung hatte ihn an dergleichen gewöhnt, und er hatte seine Kräfte während der Tage im Tal zurückgewonnen. Und. er war ein Mann. Aber der Augenblick, sie zu fangen, war noch nicht gekommen, und er tändelte.
    Sich ihrer Niederlage bewußt, stolperte Ornette und fing sich gerade noch. Verzweifelt watete sie in das seichte Wasser der Bucht, auf eine nahe Insel zu, aber sie war so müde und hager geworden, daß dies noch schlechter war und sie umkehren mußte.
    Orn wartete auf sie, siegreich. Als sie langsam ans Ufer kletterte, sprang er sie an und schob seinen Schnabel unter das weiche Untergefieder ihres Halses, biß aber nicht zu. Sie leistete kaum Widerstand; sie war erobert worden. Sie ließ sich auf den Boden sinken, seiner Gnade ausgeliefert.
    Orn schüttelte sie einmal, nicht hart, und gab sie frei. Er .trottete zu einem nahen. Moosbett. Er nahm einen Schnabelvoll und brachte ihn ihr als Gegengabe. Sie schnupperte schwach daran, betrachtete ihn durch die Blinzhaut und akzeptierte.
    Mit diesen ersten Symbolen der Unterwerfung und des Nests, das sie bauen und teilen würden, war ihr Werbungsritual beendet. Sie hatten einander passend gefunden; bald würden sie sich paaren, sich niederlassen und ihre Erinnerungen in ihrem Sprößling vereinigen.
    Ein anderer Morgen - der erste ihres neuen Lebens. Sie durchforschten die Nachbarschaft und beschlossen, zu der Insel hinüberzugehen, die Ornette vorher nicht hatte erreichen können. Diese war dicht mit Föhren bewachsen und schien einen geeigneten Schutzhafen vor den meisten Karnivoren zu verkörpern. Die großen Landjäger würden Schwierigkeiten haben, zu ihr herüberzukommen, während sich

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