Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Manta 02 - Orn

Manta 02 - Orn

Titel: Manta 02 - Orn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
holten Moos für eine weiche Verkleidung. Ornette verwob die langen Stengel von Uferpflanzen zu einem großen kreisförmigen Muster und füllte die Zwischenräume mit Lehm, aus, den Orn aus dem Wasser herausschaufelte. Das Nest würde einen ganzen Tag in der Sonne backen müssen, bevor die Polsterung darin angebracht wurde, und falls es regnete, würden sie das Ausfüllen mit Lehm wiederholen und abermals warten müssen. Orn hoffte, daß es nicht zu einer solchen Verzögerung kam. Das Nest mußte völlig fertig sein, bevor die Paarung stattfand.
    Als die Sonne die strahlende Krone des Bergwalls berührte, erschienen Gestalten am Himmel. Es waren die riesenhaften gleitenden Formen der Ptera, der größten unter den fliegenden Reptilien. Orn erkannte die Kreatur jetzt, als der sichtbare Auslöser sein Gedächtnis aktivierte. Die Bäume, die Ausscheidungen, der Geruch - dies war ein Nistplatz der gewaltigen Gleiter.
    Die Gestalten kamen herein, getragen von den Aufwinden in der Atmosphäre, näherten sich aber stetig der Insel. Orn stand in der Mitte der Halbinsel neben dem kräftigsten Baum und bereitete sich auf die Konfrontation vor, die kommen mußte. Ptera verstanden sich im allgemeinen mit echten Vögeln nicht allzu gut.
    Drei kamen in Spiralen auf ihn zu. Ihre Flügel waren monströs: viermal Orns eigene Spanne. Ihre Köpfe waren groß, mit langen, zahnlosen Schnäbeln und Knochenkämmen, die sich zur Gegenbalance nach hinten erstreckten. Eine Hautfalte spannte sich von dem Kamm bis zurück über den Körper, als Ruder dienend, mit dem sich jede Kreatur im Wind zurechtfand. Ihre Körper hatten weder Haare noch Federn, wohl aber Schuppen so zart wie Geburtsflaum und kaum schützender.
    Orn fuhr mit dem Beobachten fort, erinnerte sich weiter. Die Ptera, wie die anderen großen Flieger unter den Reptilien, hatten winzige Beine, die mit dem rückwärtigen Teil der Schwingen verbunden waren. Der Schwanz war zu klein, um von Nutzen zu sein. Die Vorderglieder, die die Flügel spannten, hatten die vielfache Größe der Hinterglieder, und das vierte Fingerglied reichte bis zur halben Länge jedes Flügels. Ptera, fähig, den ganzen Tag in der Luft zu gleiten, ohne eine Pause einzulegen, konnten sich an Land nicht vorwärtsbewegen. Es gab nichts, was von dieser Spezies zu befürchten war; jedes Individuum, das versuchte, ihn in der Luft anzugreifen, würde schwer im Nachteil sein, denn Orn konnte es niederschlagen und töten, während es hilflos auf dem Boden herumflatterte. Vom ebenen Grund aus konnte ein Ptera nicht fliegen.
    Orn gab seine Kampfhaltung auf, obgleich er die Besucher scharf im Auge behielt. Man konnte nie ganz sicher sein, was ein Reptil tun würde, obgleich die Ptera nicht betont dumm waren.
    Die drei kreisten über ihm, entschieden dann offenbar, daß er keine Bedrohung war, stießen auf eine der Kiefern hinab, die sich über das Wasser beugte. Jeder glitt über einen horizontalen Ast im oberen Teil des Stamms, ließ seine kleinen Hinterbeine herunter, hielt sich mit wunderbarer Akkuratesse fest und wirbelte sich herum.
    Dann falteten sich die Flügel zusammen, und sie hingen umgekehrt da, drei plötzlich kleinere Körper, in gefaltetes Leder eingehüllt, die flaumigen Schuppen nach außen gekehrt. Sie waren gut außerhalb Orns Reichweite, und er war, im Endeffekt, außerhalb der ihren. Freunde waren die beiden Spezies nicht, aber Koexistenz war möglich.
    Das Geheimnis des Reptilienbewohners hatte sich gelüftet. Die drei Ptera zusammen würden nicht mehr wiegen als Orn allein, denn trotz ihrer monströsen Flügelspannen waren sie körperlose Wesen. Und wenn sie hier sicher nächtigten, dann konnte er es auch.
    Ornette schaufelte unbekümmert kleine Fische aus dem Wasser. Sie hatte es von vornherein gewußt.
    Sie aßen zusammen und schliefen in dieser Nacht neben dem halberrichteten Nest, jeder den Kopf unter den Flügel des anderen gesteckt, Wärme und Liebe teilend. Es regnete, so daß sie gezwungen wurden, sich aufzuraffen, um das Nest mit ihren ausgebreiteten Flügeln zu schützen; aber es war eine gute Nacht.
    Die Ptera waren keine Frühaufsteher. Lange nachdem die Vögel sich ihre Morgennahrung gesucht hatten, hingen die drei Reptilien noch dichteingehüllt von ihren Zweigen. Erst als die Sonne selbst ihre Körper berührte, bewegten sie sich, und. dann sehr steif. Die leichte Kälte der Talnacht reichte aus, diese Kreaturen zu lähmen, denen ein inneres Kontrollsystem für ihre Körpertemperatur

Weitere Kostenlose Bücher