Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Manta 03 - Ox

Titel: Manta 03 - Ox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
Floßes umschloß. Er spürte die Schlamm- und Lehmabdichtung zwischen den Bohlen des Decks. Unbequem, gewiß, aber es kümmerte ihn nicht, denn er hatte den größten Teil seines Lebens unter extrem unbequemen Bedingungen verbracht. und nun lag Aquilon neben ihm.
    »Aber der Vogel«, protestierte Aquilon. »Du sagtest, er sei intelligent. Das bedeutet, Paleo ist im technischen Sinne bewohnt.«
    »Intelligent für Aves: Vögel«, sagte er. »Das kann nicht an die menschliche Fähigkeit heranreichen. Aber ja, es ist am wichtigsten, daß dieser. dieser Ornisa- piens bewahrt und studiert wird. Er.«
    »Orn«, sagte Veg auf der anderen Seite der Frau. »In einem Zoo.«
    »Nein!« rief Aquilon. »Das ist nicht das, was ich meinte. Das würde ihn umbringen. Wir sollten ihm helfen, nicht.«
    »Oder ihn wenigstens in Ruhe lassen«, sagte Veg. »Er ist ein anständiger Vogel.«
    »Wir scheinen«, bemerkte Cal, »eine Vielzahl verschiedener Meinungen zu haben. Veg hat das Gefühl, daß wir seinen Orn-Vogel in Ruhe lassen sollten, 'Quilon hat das Gefühl, wir sollten ihm helfen. Ich habe das Gefühl, daß die Bedürfnisse unserer eigenen Spezies Vorrang haben müssen. Wir brauchen Raum, um uns auszudehnen.«
    »Lebensraum«, flüsterte Aquilon kurz und knapp.
    Das Wort traf ihn tief. Wie bitter sie die Parallele gezogen hatte: Adolf Hitlers Vorwand für Eroberungen. Das Dritte Reich hatte angeblich Raum zum Leben gebraucht - auf Kosten seiner Nachbarn. Deren existentielle Bedürfnisse wurden nicht berücksichtigt.
    »Was essen Vögel?« erkundigte sich Veg.
    Cal spürte, wie Aquilon ein Schauder durchlief. Sie war gegenwärtig praktizierender Vegetarier und mied die omnivorischen Lebensgewohnheiten. Wenn ihre Bemerkung über Lebensraum Cal erschüttert hatte, dann hatte Vegs Frage sie erschüttert. Denn sie alle wußten, was Vögel fraßen, besonders große Vögel. Sie waren karnivorisch oder omnivorisch.
    Sie kauten es immer wieder durch, aber ihre Positionen waren durch diese beiden Worte festgelegt: Lebensraum und Omnivore. Cal stand auf der einen Seite, denn er akzeptierte beide Konzeptionen und ihre Anwendung auf die gegenwärtige Situation der Erde. Veg stand auf der anderen Seite, denn er akzeptierte beide nicht. Aquilon, zwischen beiden hin und her gerissen, mußte sich schließlich Cal anschließen: Wenn ein Omnivore mit einem anderen ums Territorium kämpfte, war der Stärkere im Recht.
    Es war ein subtiler, scheinbar kleiner Unterschied, aber er berührte die Grundströmungen. Sie alle hatten einen interplanetaren Kampf gegen den Omnivoren geführt, und doch waren sie selbst Aspekte dieser Omnivoren. Die Worte, die sie jetzt sprachen, waren kaum mehr als Schnipsel auf der Meeresoberfläche, die auf die unwiderstehlichen Wogen darunter hindeuteten. Zum Schluß stand Veg auf und verließ das Floß.
    Cal empfand einen Schmerz, als ob ihm das Herz im physischen Sinn brechen würde. Er wußte, daß die Trennung grundlegend war. Vielleicht würde Veg zurückkehren, aber wenn Cal der Erde erst einmal Bericht erstattet hatte, was zum Beginn der Ausplünderung Paleos durch die Erde und zur wahrscheinlichen Ausrottung von Dinosauriern und Orn-Vögeln gleichermaßen führen mußte, würde ihre Freundschaft nicht mehr dieselbe sein.
    Neben ihm schluchzte Aquilon. Cal wußte, daß ihn eine perverse Ader dazu veranlaßt hatte, die Sache des Omnivoren zu vertreten. Er hatte nicht mehr Sympathie für den Hunger des Omnivoren als Veg. Paleo sollte nicht heimgesucht werden!
    Nein, das Problem mußte ans Tageslicht gebracht und untersucht werden, auch wenn es schmerzte.
    Sie schliefen Seite an Seite. Cal rührte sie nicht an, obwohl sich seine Lenden vor Leidenschaft nach ihr verzehrten. Sie war kein Lustobjekt, sie war Aquilon, rein und perfekt.
    Am Morgen suchten sie nach Veg, konnten ihn jedoch nicht finden.
    »Ich glaube, es geht ihm gut«, sagte Aquilon. »Er ist bei den Vögeln. Wir sollten ihn in Ruhe lassen und uns auf den Weg machen, um den Bericht abzugeben. Er wird niemals mit uns gehen.«
    Dieser verdammte Bericht!
    »Ich hasse diesen Bruch!« sagte Cal.
    »Genau wie ich. Aber wie können wir ihn überbrücken? Wir haben alles besprochen.«
    Sie hatten nichts besprochen! Aber die Worte von heute waren so zwecklos wie die Worte von gestern.
    Sie setzten die Segel der Nacre und schickten die Mantas los, um Veg zu finden und mit Nachrichten von ihm zurückzukehren. Als sie auf See wären, kam es zu einem Tanzen der Wellen,

Weitere Kostenlose Bücher