Manta 03 - Ox
nur die passende Maschine aufmerksam machen.« Er blickte wieder auf den kleinen Projektor. »Den hier lassen wir unberührt zurück, denn ich glaube, er ist so eingestellt, daß er sie zu einem bestimmten Zeitpunkt zurückholt. Sie haben keine Chance, die Erde zu erreichen. Ich hoffe, sie finden eine ausgleichende Befriedigung.«
Aquilons Augen verengte sich. »Willst du damit andeuten.«
»Je mehr die Agenten fernab von ihrem Computer Erfahrungen mit der Wirklichkeit machen, desto individueller und menschlicher werden sie. Wir brauchen eine weitere menschliche Frau, wenn wir fern von der Erde eine menschliche Kontinuität aufrecht erhalten wollen.«
Ihre Lippen kräuselten sich. »Wenn wir schon dabei sind - warum wünschen wir uns nicht, daß eine Kobra menschlich wird?« Sie gingen zur Quelle hinüber. »Verzerrt das Licht«, wies Cal die Mantas an.
»Laßt eure Strahlen hindurchgehen, wenn ihr es durchhaltet, ohne eure Augen zu verletzen.«
Sie konzentrierten sich pflichtbewußt auf das emporsteigende Licht.
»Es kann eine Weile dauern«, sagte Cal, »weil es ziemlich subtil ist.«
»Zu subtil für mich«, murmelte sie.
»Ich werde es dir erklären.« Er staubte die Plastikverkleidung ab, die die Teppichlagerkammer bedeckte. Es war überflüssig, weil es keinen Staub gab. Er holte einen kleinen Markierstift hervor.
»Wo hast du denn den her?« fragte sie.
»Den Stift? Ich habe ihn schon die ganze Zeit bei mir.«
Sie lächelte traurig. »Er wandert durch paleozänische Dschungel, er kämpft mit Dinosauriern, er legt sich mit verstandesbegabten Maschinen an und trägt dabei einen billigen Bleistift mit sich herum.«
Cal legte die Hand auf ihren Arm und drückte ihn. »Das Leben geht weiter.«
Sie richtete ihre schönen blauen Augen auf ihn. »Hast du es wirklich so gemeint, auf Nacre?«
Nacre, der Pilzplanet: Es war ganz klar, was sie meinte. Er bedauerte jetzt, daß er in Gegenwart Vegs Anspielungen darauf gemacht hatte. Das war nicht anständig gewesen. Er blickte in die Tiefen dieser Augen und erinnerte sich mit absoluter Deutlichkeit.
Sie waren einen schmalen, quälenden Pfad hinaufgeklettert, gesäumt von aufgeblähten Pilzen und dem alles umfassenden Nebel. Statt sich auszuruhen, hatte Aquilon gemalt - nicht trotz ihrer Müdigkeit, wie sie erklärte, sondern gerade wegen ihr. Und obwohl ihr Motiv häßlich gewesen war, war das Bild selbst wundervoll gewesen.
»Du paßt zu deinem Bild«, hatte er zu ihr gesagt, ganz ernsthaft.
Sie hatte sich von ihm abgewandt, überwältigt von einer Emotion, die keiner von ihnen beiden verstand, und er hatte sich entschuldigt. »Ich wollte dich nicht verletzen. Du und dein Werk, ihr seid voller Anmut. Kein Mann könnte eins von beiden ansehen, ohne darauf zu reagieren.«
Sie hatte ihr Bild zur Seite gelegt und in den Nebel gestarrt. »Liebst du mich?« Vielleicht eine naive Frage, denn sie hatten sich erst seit drei Monaten gekannt, und das an Bord eines betriebsamen Raumschiffes. Sie hatten wirklich wenig miteinander zu tun gehabt, bevor sie auf dem Perlnebel-Planeten gestrandet waren.
Und er hatte geantwortet: »Ich fürchte, ich tue es.« Niemals zuvor hatte er das zu einer Frau gesagt, und er würde es mit Ausnahme von ihr auch nie wieder sagen.
Dann hatte sie ihm von ihrer Vergangenheit erzählt: von einer Kinderkrankheit, durch die ihr Lächeln zerstört worden war.
Nun war ihr Wunsch in Erfüllung gegangen: Sie konnte wieder lächeln.
Das war das Geschenk der Mantas. Aber es hatte ihr keine Befriedigung gebracht.
»Ja, ich habe es so gemeint«, sagte er. Und fügte nicht hinzu: Aber Veg hat dich ebenfalls geliebt. Daraus war das Trio entstanden, und sie schien besser zu dem gesunden Veg zu passen, besonders auf Paleo. Unglücklicherweise hatten sich die beiden nicht so ganz als für einander geschaffen erwiesen und waren im Begriff, sich voneinander zu lösen. Cal hoffte, daß er das Richtige getan hatte, als er Veg Tamme überließ. Er hatte versucht, Veg vorher zu warnen, aber die ganze Sache hatte einen Beigeschmack vor Eifersucht an sich, so als ob er einen Rivalen den Wölfen zum Fraß vorwerfen würde. Wolf, Kobra - welche Metapher man auch verwendete, ein Agent bedeutete Ärger. Es sei denn, es gab wie bei Subble eine versöhnende menschliche Qualität, die die gnadenlos effiziente und vor nichts zurückschreckende Programmierung überragte. Nur eine ,sehr, sehr vage Vermutung - aber worauf sollte man sonst bauen?
»Sieh doch, das Muster
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