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Manta 03 - Ox

Titel: Manta 03 - Ox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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gesagt zu haben, war aber auch froh, daß die Wahrheit heraus war. Sie erinnerte sich an Bunny, aber sie war nicht Bunny. Wenn er sie verließ, würde sie keinen Selbstmord begehen. Sie würde weitermachen, ihre Mission vollenden. irgendwie.
    Er nahm sie in die Arme und küßte sie, und dann brauchte sie keine weitere Erklärung.
    Tamme wurde stärker, aber deswegen fühlte sie sich unbehaglich. In ein paar Tagen konnte sie schneller laufen als Veg und ihn im spielerischen Zweikampf besiegen. Sie versuchte, sich zurückzuhalten und ihn die Oberhand gewinnen zu lassen, aber er wollte das nicht zulassen.
    »Ich will, daß du gesund bist«, war alles, was er sagte.
    »Aber wenn ich einmal mein volles Leistungsvermögen zurückgewonnen habe, wird auch die Gefühlskontrolle wieder da sein«, sagte sie. »Ich werde in der Lage sein, bei dir zu bleiben oder dich zu verlassen - genau wie vorher.«
    »Ich liebe dich«, sagte er. »Darum will ich dich nicht als Krüppel. Ich habe dich erlebt, wenn du die Agentenmaske nicht trägst, und das genügt mir. Wir wußten immer, daß es zwischen uns nichts Dauerhaftes geben würde. Wenn du wieder voll da bist, wird es vorbei sein. Ich werde niemals sagen, daß es die Sache nicht wert war.«
    Ihr Gesicht war feucht, und sie stellte fest, daß sie wieder weinte. Sie weinte zuviel in diesen Tagen, so als ob sie die Zeit als tränenlose Agentin nachholen wollte.
    »Veg. ich will nicht so sein wie vorher. Es ist mir e-
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    gal, wie schwach ich bin, wenn es nur bedeutet, daß ich bei dir bleiben kann.«
    Er schüttelte den Kopf. »Auf Paleo hatte ich einmal mit Cal Streit - und 'Quilon ebenfalls. Sie fühlte sich elend, und ich war bei ihr und wir dachten, es sei Liebe. Es war keine. Wahre Liebe braucht keine Schwäche und kein Elend. Ich werde diesen Fehler nicht noch mal machen.«
    »Aber als ich stark war, sagtest du.«
    »Du kannst so stärk wie Samson sein, es ist mir egal.«
    »Bitte.«
    »Für einen normalen Mann bin ich stark«, sagte er. Er nahm einen fast drei Zentimeter dicken Stock hoch, klemmte ihn zwischen die Finger einer Hand und spannte seine Muskeln an. Der Stock zersprang in drei Stücke. »Aber ich brauche Menschen. Ich brauche Cal und 'Quilon und dich. Du hast niemanden gebraucht.«
    Tamme nahm einen anderen Stock und zerbrach ihn auf die gleiche Weise. Die Fragmente flogen in die Luft und landeten in der Form eines Dreiecks auf dem Boden.
    »Ich bin auch stark, aber jetzt brauche ich dich. Morgen jedoch?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Ich kann nur für heute leben. Das mag alles sein, was wir haben. Bei Agenten ist es genauso, nicht wahr?«
    Sie zog das Messer hervor, das sie bei sich trug. »Wenn ich mir das wieder in den Kopf bohre, würde es vielleicht.«
    Er schlug ihr das Messer aus der Hand. »Nein! Was sein muß, muß sein!«
    Sie gab nach, weil sie wußte, daß er recht hatte. »Dann liebe mich hier und jetzt!« sagte sie und drängte sich in seine Arme. »Was wir heute versäumen, mag
    morgen niemals wiederkommen.«
    Selbst die Einheimischen wußten, daß es zu Ende ging. Veg schnitt und schleppte gewaltige Mengen von Nebel heran, um eine neue Mauer für ihr Vieh zu bauen, und Tamme ging mit den Kindern durch den Wald spazieren und beschützte sie vor den wilden Raubtieren, die dort lauerten. Es war vielleicht die einzige Kostprobe fraulicher Tätigkeit, die sie jemals kennenlernen würde.
    An dem Tag, an dem Tamme, mit der zynischen Urteilskraft einer Agentin, die Entscheidung traf, daß sie neunzig Prozent ihres Leistungsvermögens zurückgewonnen hatte, luden ihre Gastgeber die Nachbarn zu einer Party ein. Sie aßen Nebelköstlichkeiten, sangen nasale Nebelhornlieder und spielten mit den Hexaflexa- gons, die Veg machte, und auf einfache Weise war es sehr lustig.
    Am Abend machten sie und Veg einen Spaziergang und hielten sich dabei an den Händen wie ein junges Liebespaar.
    »Eine Sache beschäftigt mich«, sagte er. »Tamme Zwei könnte dich getötet haben, nicht wahr? Als du nach unten fielst und sie dir das Messer verpaßte, wandte sie sich einfach ab. Ich war mir nicht sicher, wer von euch beiden gewonnen hatte. Aber sie konnte uns unterscheiden - ich nehme an, aufgrund unserer Reaktionen und weil ich noch immer die Fesselmale an mir hatte. Sie sah mich an, haargenau wie du, nur irgendwie schärfer - schon vor dem Kampf warst du ein bißchen sanfter geworden -, und sie sagte, daß ich der Feind sei. Ich nehme an, daß sie mich

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