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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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Finger.
    »Bleiben Sie sitzen! Bleiben
Sie sitzen und seien Sie ein Gentleman, Sir. Erheben Sie eine Anklage, geht das
nicht? Schreiben Sie ein Gesetz!
    Sir, Sie müssen vergessen,
dass Sie solche Tätigkeiten je beherrscht haben.«
    Er setzt sich wieder hin,
seufzt tief. »Erhalten unsere Wohltäter Dankesschreiben? Ich sollte sie lieber
selbst unterzeichnen.«
    »Es wird immerzu gedankt«,
sagt Thurston. »Ein Dutzend Schreiber ist unentwegt am Kritzeln.«
    »Sie müssen mehr Küchenjungen
einstellen.«
    »Und Sie mehr Schreiberlinge.«
    Wenn der König nach ihm
verlangt, verlässt er London und geht dahin, wo der König ist. Im August
findet er sich in einer Gruppe von Höflingen wieder, die Anne beobachten. Sie
steht in einem Kreis aus Sonnenlicht, verkleidet als Maid Marian, und schießt
auf eine Zielscheibe. »William Brereton, guten Tag«, sagt er. »Sie sind nicht
in Cheshire?«
    »Doch. Trotz des gegenteiligen
Anscheins bin ich dort.«
    Das habe ich herausgefordert.
»Ich dachte nur, Sie würden auf Ihrem eigenen Land jagen.«
    Brereton sieht ihn missmutig
an. »Muss ich Ihnen übet meine Bewegungen Rechenschaft ablegen?«
    Auf ihrer grünen Lichtung, in
ihrer grünen Seide schäumt und wütet Anne. Ihr Bogen entspricht nicht ihren
Vorstellungen. Wutentbrannt wirft sie ihn ins Gras.
    »So war sie schon im
Kinderzimmer.« Er dreht sich um und findet Mary Boleyn an seiner Seite: ein
paar Zentimeter näher, als jeder andere stände.
    »Wo ist Robin Hood?« Seine
Augen ruhen auf Anne. »Ich habe Schreiben für ihn.«
    »Vor Sonnenuntergang wird er
keinen Blick darauf werfen.«
    »Und dann hat er sicher zu
tun?«
    »Sie verkauft sich Zoll um
Zoll. Die Herren sagen alle, dass Sie sie beraten. Für jedes Vorrücken oberhalb
ihres Knies verlangt sie ein Geschenk in bar.«
    »Anders als Sie, Mary. Ein
Schubs und: Braves Mädchen, hier hast du vier Pennys.«
    »Na ja. Wissen Sie. Wenn
Könige das Schubsen übernehmen.« Sie lacht. »Anne hat sehr lange Beine. Wenn er
bei ihren Geheimnissen ankommt, ist er bankrott. Die Kriege gegen Frankreich
werden im Vergleich dazu billig sein.«
    Anne hat Mistress Sheltons
Angebot eines anderen Bogens ausgeschlagen. Sie stolziert über das Gras auf
sie zu. Auf dem goldenen Netz, das ihr Haar hält, glitzern diamantene Punkte.
»Was hat das zu bedeuten, Mary? Noch ein Angriff auf Master Cromwells guten
Ruf?« Die Umstehenden kichern. »Haben Sie gute Nachrichten für mich?«, fragt
sie. Ihre Stimme wird weicher, ihr Ausdruck auch. Sie legt eine Hand auf seinen
Arm. Das Kichern hört auf.
    In einem nach Norden liegenden
verborgenen Winkel, abseits des gleißenden Lichts, erzählt sie ihm: »In
Wirklichkeit habe ich Neuigkeiten für Sie. Gardiner soll Winchester bekommen.«
    Winchester war Wolseys
reichstes Bistum; er hat alle Zahlen im Kopf. »Diese Bevorzugung könnte ihn
gefügig machen.«
    Sie lächelt: eine Verzerrung
des Mundes. »Nicht in meinem Fall. Er hat daran gearbeitet, Katherine
loszuwerden, aber es wäre ihm lieber, wenn nicht gerade ich sie ablösen würde.
Selbst Henry gegenüber macht er kein Geheimnis daraus. Ich wünschte, er wäre
nicht Sekretär. Sie ...«
    »Zu früh.«
    Sie nickt. »Ja. Vielleicht.
Wissen Sie, dass man den kleinen Bilney verbrannt hat? Während wir im Wald
waren und Räuber gespielt haben.«
    Bilney wurde vor den Bischof
von Norwich gebracht, nachdem man ihn dabei erwischt hatte, wie er auf offenen
Feldern predigte und seinen Zuhörern Seiten aus Tyndales Evangelien
aushändigte. Der Tag, an dem er verbrannt wurde, war windig, und der Wind blies
die Flammen immer wieder von ihm weg, sodass es sehr lange dauerte, bis er
starb. »Thomas More sagt, er hat widerrufen, als er im Feuer war.«
    »Ich habe etwas anderes von
den Leuten gehört, die dabei waren.«
    »Er war ein Narr«, sagt Anne.
Die Farbe steigt ihr ins Gesicht, ein tiefes, wütendes Rot. »Man sollte
irgendetwas sagen, gleichgültig was, um am Leben zu bleiben, bis bessere Zeiten
kommen. Das ist keine Sünde. Würden Sie das nicht tun?« Er ist nicht oft
unschlüssig. »Ach, kommen Sie, Sie haben doch darüber nachgedacht.«
    »Bilney hat sich selbst ins
Feuer gebracht. Das habe ich immer gesagt. Er hatte schon einmal widerrufen
und wurde freigelassen, und deshalb war es unmöglich, ihm Gnade zu gewähren.«
    Anne senkt die Augen. »Welches
Glück wir haben, dass die Gnade Gottes endlos ist.« Sie scheint sich zu
schütteln. Sie reckt die Arme. Sie riecht nach grünen Blättern und

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