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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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nicht den Einfluss, der damit verbunden sein
sollte. »Ich weiß, dass Sie ein guter Geschäftsmann sind. Könnten Sie sich im
Vertrauen meine Bücher ansehen? Sie sind nicht in einem Zustand, den man
ordentlich nennen könnte.«
    Lord Berners lässt ihn allein
mit dem Kuddelmuddel, das er seine Hauptbücher nennt. Eine Stunde vergeht: Der
Wind pfeift über die Dächer, die Flammen der Kerzen zittern, Hagel trommelt
gegen das Fenster. Er hört das Schaben, das der schlimme Fuß seines Gastgebers
verursacht: ein besorgtes Gesicht erscheint im Türrahmen. »Irgendein Ergebnis?«
    Alles, was er finden kann,
sind Schulden. Das hat man davon, wenn man sich der Gelehrsamkeit widmet und
dem König über das Meer hinweg dient, während man mit scharfen Zähnen und Augen
und Ellenbogen bei Hofe sein könnte, stets auf den eigenen Vorteil bedacht.
»Ich wünschte, Sie hätten mich früher gerufen. Es gibt immer Dinge, die man
machen kann.«
    »Ach, aber wer kannte Sie
denn, Master Cromwell?«, sagt der alte Mann. »Man hat einander Briefe
geschrieben, ja. Wolseys Angelegenheiten, die Angelegenheiten des Königs. Aber
Sie kannte ich nicht. Und die Bekanntschaft schien auch nicht wahrscheinlich.
Bis jetzt.«
    An dem Tag, an dem sie endlich
zum Einschiffen bereit sind, taucht der Junge aus dem Achimistengasthof auf.
»Du kommst doch noch! Was hast du für mich?«
    Der Junge zeigt seine leeren
Hände und geht zu einer Variante des Englischen über. » On dit, die Weisen aus dem Morgenland
sind wieder nach Paris zurück.«
    »Dann bin ich enttäuscht.«
    »Sie sind schwer zu finden,
Monsieur. Ich gehen dahin, wo le roi Henri und die grande putain untergebracht sind: >Je cherche milord
Cremue<, und
die Personen dort lachen mich aus und schlagen mich.«
    »Das kommt, weil ich kein
Milord bin.«
    »In diesem Fall ich nicht
wissen, wie ein Milord in Ihrem Land aussieht.« Er bietet dem Jungen eine
Münze für seine Bemühungen an und noch eine für die Schläge, aber der schüttelt
den Kopf. »Ich habe daran gedacht, Ihr Diener zu sein, Monsieur. Ich habe mich
entschlossen, auf die Reise zu gehen.«
    »Wie heißt du?«
    »Christophe.«
    »Hast du einen
Familiennamen?«
    »Ca ne fait rien.«
    »Hast du Eltern?«
    Ein Achselzucken.
    »Wie alt bist du?«
    »Was würden Sie denn sagen?«
    »Ich weiß, dass du lesen kannst. Kannst du kämpfen?«
    »Wird viel gekämpft chez vous?«
    Christophe hat denselben
gedrungenen Körperbau wie er; er muss aufgepäppelt werden, aber in einem oder
zwei Jahren wird er schwer umzustoßen sein. Er schätzt ihn auf fünfzehn, nicht
älter. »Bist du mit dem Gesetz in Konflikt geraten?«
    »In Frankreich«, sagt er
verächtlich, so wie man sagen könnte: im fernen China.
    »Bist du ein Dieb?«
    Ein unsichtbares Messer in der
Hand, macht der Junge die Bewegung des Zustechens.
    »Du hast jemanden getötet?«
    »Als  ich wegging, sah er
nicht gut aus.«
    Er grinst. »Bist du sicher,
dass du Christophe heißen willst? Jetzt kannst du den Namen noch ändern, später
nicht mehr.«
    »Sie verstehen mich,
Monsieur.«
    Bei Gott, natürlich. Du
könntest mein Sohn sein. Dann mustert er ihn genau, um sich zu vergewissern,
dass es nicht tatsächlich so ist, dass er keines der rauflustigen Kinder ist,
von denen der Kardinal sprach, die er an der Themse hinterlassen hat, auch an
anderen Flüssen und in anderen Gegenden der Welt, das ist keineswegs
auszuschließen. Aber Christophes Augen sind groß und sorglos blau. »Du hast
keine Angst vor der Seereise?«, sagt er. »In meinem Haus in London gibt es
viele Personen, die Französisch sprechen. Du wirst bald einer von uns sein.«
    Jetzt, in Austin Friars,
verfolgt Christophe ihn mit Fragen. Diese Heiligen drei Könige, worum geht es
dabei eigentlich? Haben sie eine Karte von einem vergrabenen Schatz? Haben sie
- er flattert mit den Armen - die Anleitung, wie man eine Flugmaschine macht?
Ist es eine Maschine pour faire große Explosionen oder ein militärischer Drache, der
Feuer speit?
    Er sagt: »Hast du jemals von
Cicero gehört?«
    »Nein. Aber das kann ja noch
kommen. Bis heute habe ich auch noch nichts von Bischof Gardineur gehört. On diu Sie haben seine Beete mit
Erdbeeren gestohlen und an die maitresse des Königs gegeben, und nun er will...«, der Junge
bricht ab und gibt noch einmal seine Vorstellung von einem militärischen
Drachen zum Besten, »Sie völlig ruinieren und Sie bis in den Tod verfolgen.«
    »Und noch weit darüber hinaus,
so wie ich den Mann

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