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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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den gemusterten Samt, den er
gestern gesehen hat, sechs Shilling der Yard. Ihre Hände, bemerkt er, sind
abgeschürft und geschwollen von grober Arbeit; er fügt Glacehandschuhe hinzu.
    »Obwohl, ich sage, dass er
mich verlassen hat, aber es kann auch sein, dass er tot ist. Er war ein großer
Trinker und Raufbold. Ein Mann, der ihn kannte, hat mir erzählt, dass er als
Verlierer aus einem Kampf hervorgegangen ist und dass ich ihn am Grund des
Flusses suchen soll. Aber jemand anders hat ihn an den Kais in Tilbury gesehen,
mit einer Reisetasche. Als o was bin ich - Ehefrau oder Witwe?«
    »Ich werde das überprüfen.
Obwohl ich glaube, dass es Ihnen lieber wäre, wenn ich ihn nicht finde. Wovon
haben Sie gelebt?«
    »Nachdem er gegangen ist, habe
ich zuerst für einen Segelmacher genäht. Dann bin ich nach London gekommen, um
ihn zu suchen, und habe mich tageweise verdingt. Ich war in der Wäscherei eines
Frauenklosters in der Nähe von St Pauls und habe beim alljährlichen Waschen
der Bettwäsche geholfen. Sie finden, dass ich gut arbeite, und sagen, sie geben
mir eine Pritsche auf dem Dachboden, aber sie wollen die Kinder nicht
aufnehmen.«
    Noch ein Beispiel für die
Barmherzigkeit der Kirche. Er stößt immer wieder auf so etwas. »Es geht nicht,
dass Sie zur Sklavin einer Bande von Heuchlerinnen werden. Sie müssen zu uns
kommen. Ich bin sicher, dass wir Sie brauchen können. Das Haus füllt sich die
ganze Zeit über, und ich baue gerade, wie Sie sehen.« Sie muss ein gutes
Mädchen sein, denkt er, weil sie es ablehnt, ihren Lebensunterhalt auf die
naheliegende Weise zu verdienen; wenn sie die Straße auf und ab liefe, würde
es ihr nicht an Angeboten fehlen. »Man hat mir gesagt, Sie würden gerne lesen
lernen, damit Sie das Evangelium lesen können.«
    »Ein paar Frauen, die ich
kennengelernt habe, haben mich an einen Ort mitgenommen, den sie Abendschule
nennen. Es war in einem Keller in Broadgate. Davor kannte ich Noah, die
Heiligen drei Könige und Vater Abraham, aber von dem Apostel Paulus hatte ich
noch nie gehört. Zu Hause auf unserem Bauernhof gab es Kobolde, die ließen die
Milch sauer werden und machten Gewitter, aber man hat mir gesagt, dass das
keine Christen sind. Trotzdem wünschte ich, wir wären Bauern geblieben. Mein
Vater hatte kein Geschick für das Stadtleben.« Ihre Augen folgen wachsam den
Kindern. Diese sind von der Bank geklettert und über die Fliesen getapst, um
das Bild zu betrachten, das an der Wand entsteht, und jeder ihrer Schritte
lässt ihre Mutter den Atem anhalten. Der Arbeiter ist ein Deutscher, ein
junger Mann, den Hans für eine einfache Aufgabe empfohlen hat, und er dreht
sich um - er spricht kein Englisch -, um den Kindern zu erklären, was er
macht. Eine Rose. Drei Löwen, seht mal, wie sie springen. Zwei schwarze Vögel.
    »Rot«, ruft das ältere Kind.
    »Sie kennt die Farben«, sagt
Helen und errötet vor Stolz. »Sie fängt gerade mit dem Eins-zwei-drei an.«
    Die Fläche, auf der früher
Wolseys Wappen zu sehen war, wird mit seinem eigenen, ihm gerade erst
zugesprochenen Wappen übermalt: azurblau, auf einem Balken zwischen drei
aufgerichteten Löwen — gold, eine Rose - rot, mit Stacheln — grün, zwischen
zwei kornischen Krähenvögeln in ihrer natürlichen Farbe. »Sehen Sie, Helen«, sagt er,
»diese beiden schwarzen Vögel waren Wolseys Wappenbild.« Er lacht. »Es gibt
Leute, die gehofft haben, sie würden sie nie wiedersehen.«
    »Es gibt andere Leute von
unserer Sorte, die das nicht verstehen können.«
    »Meinen Sie Leute von der
Abendschule?«
    »Sie sagen, wie kann ein Mann,
der das Evangelium liebt, einen solchen Mann geliebt haben?«
    »Ich habe seine hochmütigen
Manieren nie gemocht, wissen Sie, seine täglichen Prozessionen, den Staat, den
er gehalten hat. Aber seit Englands Anfängen hat es nie einen Mann gegeben, der
England aktiver gedient hat. »Und wenn man«, sagt er traurig, »sein Vertrauen
gewonnen hatte, war er auch ein Mann von solcher Anmut und Leichtigkeit ...
Helen, können Sie heute noch herkommen?« Er denkt an diese Nonnen und das
jährliche Waschen ihrer Bettwäsche. Er stellt sich das entsetzte Gesicht des
Kardinals vor. Waschfrauen folgten seinem Tross wie Huren einer Armee, erhitzt
von ihren stundenlangen Mühen. In York Place ließ er ein Bad bauen, tief genug,
dass ein Mann aufrecht darin stehen konnte, und der Raum wurde von einem Ofen
beheizt, wie man ihn in den Niederlanden findet; viele Male hatte er mit dem
Kopf des

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