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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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und
begutachtete ihn, um seinen Körperumfang abzuschätzen - Jahr um Jahr dehnt sich
der Kardinal aus - und nannte eine Zahl. Der Kardinal pflegte begeistert in
die Hände zu klatschen. »Sollen die Neider uns nur anschauen! Weiter, weiter,
weiter.« Dann formierte sich sein Gefolge, die Träger der Silberkreuze, die
Ordnungshüter mit den vergoldeten Äxten: Denn ohne Gefolge tat der Kardinal
keinen Schritt in die Öffentlichkeit.
    So hat er Tag um Tag auf seine
Bitte hin und um ihn zu amüsieren den Wert seines Herrn taxiert. Jetzt hat der
König eine Armee von Schreibern geschickt, um dasselbe zu tun. Er aber würde
ihnen gerne mit Gewalt die Federn entreißen und über ihre Inventarlisten schreiben: Thomas
Wolsey ist ein Mann, der keinen Preis hat.
    »Nun, Thomas«, sagt der
Kardinal und tätschelt ihn. »Alles, was ich habe, habe ich vom König. Der König
hat es mir gegeben, und wenn er York Place gerne vollständig möbliert
übernehmen möchte, gut; ich bin sicher, wir besitzen andere Häuser, wir haben
andere Dächer, unter denen wir Schutz finden. Hier ist nicht Putney, wissen
Sie.« Der Kardinal hält sich an ihm fest. »Daher verbiete ich Ihnen, jemanden
zu schlagen.« Er tut so, als müsse er sich zurückhalten, und presst lächelnd
die Arme an die Seite. Die Finger des Kardinals zittern.
    Der Schatzmeister Gascoigne
kommt herein und sagt: »Ich höre, Seine Gnaden soll direkt in den Tower
kommen.«
    »Ach wirklich?«, sagt er. »Wo
haben Sie das gehört?«
    »Sir William Gascoigne«, sagt
der Kardinal und zieht den Namen in die Länge, »was habe ich Ihrer Meinung nach
getan, das den König dazu bringen würde, mich in den Tower zu schicken?«
    »Das ist typisch für Sie«,
sagt er zu Gascoigne, »jede Geschichte zu verbreiten, die man Ihnen erzählt.
Ist das der einzige Trost, den Sie anzubieten haben - mit bösen Gerüchten hier
aufzuwarten? Niemand geht in den Tower. Wir gehen« - und der Haushalt hält den
Atem an, als er improvisiert - »nach Esher. Und Ihre Aufgabe«, er kann nicht
anders und gibt Gascoigne einen kleinen Schubs in die Brust, »ist es, all diese
Fremden im Auge zu behalten und dafür zu sorgen, dass alles, was von hier
fortgeschafft wird, auch dort ankommt, wo es hin soll, und dass nichts auf dem
Weg verschwindet, denn wenn das passiert, werden Sie an die Tore des Towers
hämmern und darum betteln, eingelassen zu werden, um mir zu entkommen.«
    Verschiedene Laute: Aus dem
hinteren Teil des Raumes kommen unterdrückte Beifallsrufe. Es ist schwer, nicht
zu glauben, dass das alles hier ein Stück ist, mit dem Kardinal in der
Hauptrolle: Der
Kardinal und seine Diener. Und dass es eine Tragödie ist.
    Cavendish zupft ihn am Ärmel,
er ist besorgt, schwitzt. »Aber Master Cromwell, das Haus in Esher steht leer,
wir haben keinen Topf, wir haben kein Messer und keinen Bratspieß, wo soll
Mylord Kardinal schlafen, ich bezweifle, dass auch nur ein Bett gelüftet ist,
wir haben weder Wäsche noch Feuerholz noch ... und wie sollen wir überhaupt
hinkommen?«
    »Sir William«, sagt der
Kardinal zu Gascoigne, »nehmen Sie keinen Anstoß an Master Cromwell, der
gelegentlich über Gebühr direkt ist, aber nehmen Sie sich zu Herzen, was er
gesagt hat. Da alles, was ich habe, vom König stammt, muss alles in bester
Ordnung zurückgegeben werden.« Er wendet sich ab, seine Mundwinkel zucken. Abgesehen
von gestern, als er die Herzöge aufgezogen hat, hat er schon einen Monat lang
nicht mehr gelächelt. »Tom«, sagt er, »ich habe Jahre damit verbracht, Ihnen
beizubringen, nicht so zu reden.«
    Cavendish sagt zu ihm: »Die
Barke des Lordkardinals wurde noch nicht beschlagnahmt. Seine Pferde auch
nicht.«
    »Nein?« Er legt Cavendish eine
Hand auf die Schulter: »Wir fahren flussaufwärts, so viele, wie auf das Schiff
passen. Die Pferde können in - sagen wir in Putney - auf uns warten und dann
... borgen wir uns den Rest. Kommen Sie, George Cavendish, irgendetwas wird
Ihnen schon einfallen, wir haben in den letzten Jahren schwierigere Dinge
bewältigt, als den Haushalt nach Esher zu bringen.«
    Ist das wahr? Er hat Cavendish
nie besonders beachtet, einen sensiblen Mann, der oft über Tischservietten
spricht. Aber er sucht eine Möglichkeit, ihm ein wenig militärisches Rückgrat
zu vermitteln, und das Beste ist, so zu tun, als wären sie Waffenbrüder aus
einem alten Feldzug.
    »Ja, ja«, sagt Cavendish, »wir
lassen die Barke kommen.«
    Gut, sagt er, und der Kardinal
sagt: Putney? und versucht zu

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