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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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lachen. Er fährt fort: Nun, Thomas, Sie haben es
Gascoigne gegeben; der Mann hat etwas an sich, das ich noch nie gemocht habe,
und er sagt: Warum haben Sie ihn dann behalten?, und der Kardinal sagt: Ach,
das macht man eben, und der Kardinal sagt noch einmal: Putney, was?
    Er sagt: »Was immer uns am
Ende der Reise erwartet, wir sollten nicht vergessen, wie Seine Gnaden vor neun
Jahren auf ein paar elenden feuchten Feldern in der Picardie eine goldene
Stadt für das Treffen zweier Könige geschaffen hat. Seither ist Seine Gnaden
nur umso größer geworden - an Weisheit und im Ansehen des Königs.«
    Er spricht so laut, dass alle
ihn hören können; und er denkt, bei jener Gelegenheit ging es um den Frieden,
nominell, aber jetzt wissen wir nicht, worum es geht; es ist der erste Tag
eines langen oder kurzen Feldzugs, wir sollten uns lieber verschanzen und
darauf hoffen, dass unsere Nachschubwege erhalten bleiben. »Ich denke, es
sollte uns gelingen, die Kaminbestecke und Suppenkessel und alles Sonstige
aufzutreiben, was George Cavendish für unabdingbar hält. Vor allem, wenn ich
daran denke, dass Mylord Kardinal die großen Armeen des Königs versorgt hat,
die in Frankreich gekämpft haben.«
    »Ja«, sagt der Kardinal, »und
wir alle wissen, was Sie von unseren Feldzügen hielten, Thomas.«
    Cavendish sagt: »Was?«, und
der Kardinal sagt: »George, entsinnen Sie sich nicht, was mein Mann Cromwell im
Unterhaus gesagt hat - war es vor fünf Jahren? -, als wir eine Subvention für
den neuen Krieg wollten?«
    »Aber er sprach gegen Ihre
Gnaden!«
    Gascoigne - der beharrlich der
Unterhaltung folgt - sagt: »Sie haben sich in diesem Fall nicht gerade
hervorgetan, Master, als Sie gegen den König und den Lordkardinal gesprochen
haben, denn ich erinnere mich sehr wohl an Ihre Rede, und ich versichere Ihnen,
dass andere das auch tun; Sie haben sich damit keinen Gefallen getan,
Cromwell.«
    Er zuckt die Achseln. »Das war
gar nicht meine Absicht. Wir sind nicht alle wie Sie, Gascoigne. Ich wollte,
dass das Unterhaus eine Lehre aus dem letzten Mal zieht. Dass es sich an die
Vergangenheit erinnert.«
    »Sie haben gesagt, wir würden
verlieren.«
    »Ich habe gesagt, wir würden
bankrott gehen. Aber ich sage Ihnen, all unsere Kriege wären viel schlimmer
ausgegangen ohne den Lordkardinal, der die Versorgung übernommen hat.«
    »Im Jahre 1523 ...«, sagt
Gascoigne.
    »Müssen wir das alles noch
einmal durchfechten?«, sagt der Kardinal.
    »... stand der Herzog von
Suffolk nur fünfzig Meilen vor Paris.«
    »Ja«, sagt er, »und wissen
Sie, was fünfzig Meilen für einen halb verhungerten Infanteristen im Winter
bedeuten, wenn er auf feuchtem Boden schläft und durchgefroren aufwacht? Wissen
Sie, was fünfzig Meilen für einen Tross bedeuten, wenn die Karren bis zu den
Achsen im Schlamm stecken? Und was den Ruhm von 1513 angeht - Gott behüte
uns.«
    »Tournai! Therouanne!«,
schreit Gascoigne. »Sind Sie blind für das, was dort geschah? Zwei französische
Städte genommen! Der König so heldenhaft auf dem Feld!«
    Ständen wir jetzt auf dem
Feld, denkt er, würde ich dir vor die Füße spucken. »Wenn Sie den König so
mögen, gehen Sie doch und arbeiten Sie für ihn. Oder tun Sie es bereits?«
    Der Kardinal räuspert sich
leise. »Das tun wir alle«, sagt Cavendish, und der Kardinal sagt: »Thomas, wir
sind das Werk seiner Hände.«
     
    Als sie zur Barke des
Kardinals hinausgehen, wehen seine Flaggen: dieTudor-Rose, die kornischen
Krähenvögel. Cavendish sagt mit großen Augen: »Sehen Sie mal, all die kleinen
Boote dort.« Einen Augenblick lang glaubt der Kardinal, die Londoner sind
gekommen, um ihm alles Gute zu wünschen, aber als er auf die Barke geht,
ertönen Buhrufe von den Booten; Zuschauer drängen sich am Ufer, und obwohl die
Männer des Kardinals sie zurückhalten, ist ihre Absicht offenkundig. Als die
Riemen flussaufwärts zu rudern beginnen und nicht flussabwärts in Richtung
Tower, stöhnen die Leute enttäuscht auf und rufen ihm Drohungen zu.
    In dem Moment bricht der
Kardinal zusammen, er fällt in seinen Sitz und beginnt zu reden, und er redet,
redet, redet den ganzen Weg bis Putney. »Hassen sie mich so sehr? Was habe ich
anderes getan, als ihr Gewerbe zu fördern und ihnen mein Wohlwollen zu zeigen?
Habe ich Hass gesät? Nein. Ich habe doch niemanden verfolgt. Ich habe doch
jedes Jahr nach Abhilfe gesucht, wenn der Weizen knapp war. Als  die Lehrlinge
ihren Aufstand machten, habe ich vor dem König auf den

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